Daheim im Blüba ist es auch schön: Volker Kugel Foto: Volker Kugel

In unserer Serie über ungewöhnliche und spannende Urlaube stellen wir Volker Kugel vor. Der Direktor des Blühenden Barocks reist gerne um die Welt – und hat dabei immer die landestypischen Pflanzen im Blick.

Ludwigsburg - Strandurlaub im Liegestuhl und immer derselbe Urlaubsort? Volker Kugel winkt ab: „Das wäre nichts für mich – viel zu langweilig“, sagt der Direktor des Blühenden Barocks in Ludwigsburg. Mit seinen 60 Jahren hat der gelernte Gärtner und studierte Gartenbauer insgesamt schon rund 30 Länder besucht, meistens zusammen mit seiner Frau. Seine Reisen haben Kugel von den Azoren bis nach Australien geführt. Klar, dass für den Pflanzenexperten dabei auch die Flora der jeweiligen Länder auf der Agenda steht. Ob er wohl auf der Suche nach der blauen Blume ist, seit dem neunzehnten Jahrhundert Sinnbild für Wanderschaft, Fernweh und das Unerreichbare? „Ich laufe gerne durch die Natur, schaue – und staune“, sagt der Pflanzenfreund.

Ein rosa-weißes Blütenmeer

In Europa liebt der gebürtige Calwer vor allem die Gegend um Meran in den Südtiroler Alpen mit ihrem alpin-mediterranen Flair. Hier wandert Kugel „gepflegt-sportlich“, wie er betont. Eine ausgiebige Rast gehört dazu: „Wir suchen die Touren extra so aus, dass auch eine gute Jausenstation auf dem Weg liegt.“ Wenn mal keine kleine Gaststätte auffindbar ist, reicht auch ein Rucksackvesper. Das Klima in Lana, seinem Lieblingsort südlich von Meran, ist das ganze Jahr über mild – die dortigen Pflanzen danken es: Die unzähligen Apfelbäume blühen früher als anderswo – und erfreuen die Besucher im Frühjahr mit einem rosa-weißen Blütenmeer.

Auch die Azoren, eine zu Portugal gehörende Inselgruppe weit im Atlantik vor Westafrika gelegen, haben es Kugel angetan. Der viele Regen – bis zu dreimal am Tag – sorgt für eine fast subtropische Vegetation. Kilometerlange Hortensienhecken mit blauen, weißen, rosa oder lila Blüten säumen die Straßen. Rot blühende Weihnachtssterne oder Bougainvilleen mit violetten Blüten schmücken die Hinterhöfe der Inselgruppe. Zieringwer mit seinen langen gelben Dolden gedeiht dort prächtig in der freien Natur: „Bei uns in Ludwigsburg können wir den nur mit viel Aufwand in Kübeln kultivieren“, sagt Volker Kugel.

Ecuador steht noch auf der Liste der Reiseziele

Und weiter nimmt der reisefreudige Gärtner den Gesprächspartner mit auf seinem Parforceritt durch die Flora Europas: Erdbeeren und Apfelbäume in den Flachzonen der norwegischen Fjorde begeistern ihn. In Oban in Westschottland fühlt er sich zwischen den mannshohen Rhododendronbüschen wie in einer „grünen Hölle“. Und dann erst die Vegetation in Übersee: Mangrovenlandschaften und Farne in Costa Rica, der tropische Regenwald mit seinen Urwaldriesen im Norden Australiens oder die vielfältige Vegetation Neuseelands, die von Palmen bis zu Kauribäumen reicht – immergrüne Laubgewächse mit einer Höhe von zwischen 30 und 50 Metern und einem Stammumfang von bis zu vier Metern. Schon seit Millionen von Jahren gedeihen die Bäume in dem tropischen Klima. Nur knapp hat Volker Kugel Ecuador verpasst: Er hatte die Reise in das südamerikanische Land schon geplant, musste dann aber kurzfristig zu Hause bleiben, weil er krank geworden war. Das bedauert er noch heute.

In die wilde Natur einzutauchen ist das eine, die Wildnis dem Menschen zur Freude zu gestalten, das andere. Zu Hause zuständig für eine 26,5 Hektar große Anlage, informiert sich der Direktor des Blühenden Barocks auch gerne darüber, was die internationale Konkurrenz so macht. Ausflüge in andere Parkanlagen oder botanische Gärten stehen deshalb bei seinen Reisen regelmäßig auf dem Programm. Gibt es Empfehlungen? „Ein Besuch in den Gärten von Schloss Trautmannsdorff bei Meran in Südtirol lohnt sich auf jeden Fall.“ Auf einer Fläche von zwölf Hektar in Form eines natürlichen Amphitheaters können die Besucher dort in über 80 Gartenlandschaften Pflanzen aus vielen verschiedenen Ländern sehen. Auch die Gartenanlagen auf der Isola Bella im Lago Maggiore oder die der Villa Taranto in Verbania am Ufer des zweitgrößten Sees Italiens findet Kugel sehenswert. Das Klima ist mild, die Flora dankt es, Blumen und Pflanzen aus aller Herren Länder wachsen und gedeihen hier.

Kugels Lieblingsgarten abseits vom Blühenden Barock

Und was ist Volker Kugels persönlicher Lieblingsgarten – außer dem Blühenden Barock natürlich? „Der liegt in Sydney in Australien: Riesige Rasenflächen, exotische Pflanzen, dazu die Skyline und die Bucht mit dem markanten Opernhaus – der Royal Botanic Garden ist einmalig“, sagt Kugel mit leuchtenden Augen.

Seine Ziele erreicht Kugel üblicherweise mit Flugzeug, Auto oder Wohnmobil, auch ein Wohnwagen wird manchmal angemietet. Gruppenreisen oder Kreuzfahrten mag er nicht; lieber verbringt er den Urlaub zusammen mit seiner Frau, die beruflich auch stark eingespannt ist. So genießen die beiden auf Reisen die gemeinsame freie Zeit, die es im hektischen Alltag viel zu selten gibt. Die Kugels nutzen die Nebensaison und mögen es, wenn sie beliebte Orte nicht mit allzu vielen anderen Touristen teilen müssen. Und so gilt dann mitunter auch für den umtriebigen Pflanzenfreund, was Heine so schön beschreibt: „Am leuchtenden Sommermorgen, geh ich im Garten herum. Es flüstern und sprechen die Blumen, ich aber, ich wandle stumm.“