Keine Angelruten, sondern Antennen von Fernbedienungen: Konzentriert steuern Besitzer ihre Modellschiffe im Blüba. Foto: Ines Rudel

Gesellige Abende, gemeinsames Basteln, Aktionen auf dem See im Blühenden Barock: Das bietet der Schiffsmodellbau-Club Ludwigsburg seinen meist älteren Mitgliedern. Freude haben aber alle Generationen.

Ludwigsburg - Friedlich fahren die Modellboote über den See im Blühenden Barock, ferngesteuert von Eberhard Busch und seinen Vereinskollegen. „Die Besucher im Blüba freuen sich, und für uns ist es ein idealer Ort, unsere Modelle zu Wasser zu lassen“, sagt Busch, der Vizevorsitzende des Schiffmodellbau-Clubs Ludwigsburg. Auch wenn es Schiffe sind, zu viel Wasser sollten sie nicht abbekommen. Zumindest nicht im Inneren, wo neben Elektromotoren vielfach Dampfmaschinen für Vortrieb sorgen. „Es muss ein ruhiges Gewässer sein, damit unsere Schiffe nicht umkippen“, sagt Busch.

Etwa zehn bis zwölf Mal im Jahr, zwischen April und Oktober, führt der Modellbau-Club an Sonntagen seine Modelle im Ludwigsburger Blühenden Barock vor. Es sind dann nicht nur Schiffe, die auf dem See vor dem Schloss tuckern. Traktoren, Schwäne, selbst Autos fahren unter anderem über das Wasser. „Einer unserer Mitglieder baut gerade das Ungeheuer von Loch Ness nach“, sagt Busch.

Wein und Schiffe

Die Modelle basteln die Mitglieder meist für sich, im Hobbykeller, wenn vorhanden. „Einer unserer Kollegen bastelt in seinem Schlafzimmer, das geht auch“, sagt Busch. Ansonsten gebe es das Vereinsheim, in dem auch eine Fräse steht. Und wenn einer mit seinem Modell nicht weiterkommt, dann helfen die Vereinskollegen. Die Pläne und das Zubehör für die Schiffe gibt es zum Beispiel bei Messen. Die Gefährte sind Originalen nachgebaut oder teils reine Fantasiegebilde. „Bei uns spielt es aber keine Rolle, ob man sein Modellschiff selbst gebaut, gekauft oder im Internet ersteigert hat: Wenn sich jemand für Modellschiffe interessiert, ist er bei uns richtig.“ Bei dem Herzstück vieler Schiffmodelle, der Dampfmaschine, helfen sich die Männer gegenseitig. Im Winter treffen sie sich zweimal die Woche für mehrere Stunden bei Horst Henßler in dessen Hobbywerkstatt in Asperg, „zum Weintrinken und Dampfmaschinen bauen“, sagt Busch.

Henßler ist pensionierter Werkzeugmacher und kennt sich mit Dampfmaschinen aus. Etwa 100 bis 300 Stunden Arbeitszeit stecken in einer der Dampfmaschinen, abhängig von ihrer Größe und Beschaffenheit, sagt Henßler. Mehrere Jahre arbeite ein Einzelner zum Teil an einem Schiff, sagt Henßler. So wie er an seiner „Albatros“, die einem deutschen Schiff nachgebaut ist. 1,60 Meter lang ist das Modell, gebaut in einem Maßstab von 1 zu 25. „Das heißt, dass das Original 32 Meter lang ist“, sagt Henßler.

Vom Flugzeug- zum Schiffsmodell

Langzeitprojekte seien die Schiffmodelle alle, sagt Horst Henßler. „Vielleicht haben wir deswegen so wenig Zuspruch von Jüngeren“, meint Busch. Andererseits will der Verein gezielt gerade ältere Leute ansprechen. „Viele ältere Menschen gehen unvorbereitet in den Ruhestand, und dann fällt ihnen zuhause die Decke auf den Kopf. Wir bieten ihnen ein tolles Hobby“, sagt Busch, der schon als kleiner Junge Modellschiffe gebaut hat und jetzt im Rentenalter wieder welche fertigt. „Man kann doch nicht als Rentner den ganzen Tag im Sessel sitzen“, sagt auch Henßler, der sich vor seinem Ruhestand eine Hobbywerkstatt gebaut hat. Eigentlich für Modellflugzeuge. „Aber die sind immer wieder abgestürzt“, sagt er. „Und dann habe ich angefangen, mich für Schiff zu interessieren.“

Die Männer, es sind in der Tat ausschließlich Männer in dem Verein, bringen nicht nur ihre eigenen Maschinen auf Vordermann. „Die Witwe eines unserer verstorbenen Mitglieder hat uns eines seiner Modellschiffe vermacht, damit wir es wieder ertüchtigen und fahrtauglich machen“, sagt Henßler. „Sobald das Schiff wieder fahren kann, laden wir sie zum Schaufahren ins BlüBa ein“, sagt Busch.

Ausstellungen in Asperg und Ludwigsburg

Gelegenheit zum Schauen gibt es allerdings nicht nur bei den Fahrten im Schlossgarten. Regelmäßig stellen die Senioren ihre Modelle auch aus. In der alten Kelter in Asperg, in der Kreissparkasse und im Marstall gab es die Modelle des Schiffmodellbau-Clubs schon zu sehen. Wenn es nach den Modellbauern geht, könnten es ruhig mehr Schauen werden. „Mein Traum ist es, eines unserer gemeinsam gebauten Modelle, einen Danziger Leuchtturm, in Danzig auszustellen“, sagt Busch. Bisher habe das noch nicht geklappt. Den Leuchtturm kenne der eine oder andere vielleicht, mutmaßt Buch: Er komme seit Jahren beim Lichterzauber im Blüba zum Einsatz.