Vorliebe für kleine Tiere: Gerhard Bayha (rechts), Vorsitzender des Kreisverbandes Ludwigsburg der Rassegeflügel- und Rassekaninchenzüchter, mit Lothar Schmidt, Vorsitzender des Kleintierzuchtvereins Großsachsenheim Foto: factum/Granville

Langohrige Kaninchen, Hähne mit vor Stolz geschwollener Brust: Bei den Kleintierzüchtern im Kreis Ludwigsburg gibt’s vielerlei Getier. Die Züchter lieben ihr Hobby – bangen aber um Nachwuchs im Verein.

Kreis Ludwigsburg - Namen haben sie keine, die zwölf Kaninchen von Gerhard Bayha. Aber gut haben sie es bei ihm in den Einzelställen in seinem Garten in Unterriexingen. Täglich bekommen sie frisches Futter und Einstreu, hin und wieder schauen Bayhas Enkelkinder vorbei und verwöhnen die Tiere mit Streicheleinheiten.

Dass die Fellbündel mit der Rassebezeichnung Castor Rex so umsorgt werden, ist kein Wunder. Schließlich ist der 70-Jährige der Vorsitzende des Kreisverbandes Ludwigsburg der Rassegeflügel- und Rassekaninchenzüchter und kennt sich bestens aus. „Ich züchte die seit den 60er-Jahren, mir macht der Umgang mit den Tieren Freude. Und zum anderen hat man auch etliche Vorteile durch die Kaninchen“, erzählt Gerhard Bayha: Ab und zu gebe es einen leckeren Kaninchenbraten sowie ein weiches Fell, das zu allerhand schönen Dingen verarbeitet werden kann.

Die Damen häkeln und stricken

Das mit der Fellverarbeitung ist allerdings so eine Sache. „Früher haben wir Frauen uns regelmäßig getroffen und gemeinsam die Kaninchenfelle vernäht“, erzählt Bayhas Frau Ute. Doch heute treffe man sich kaum noch, das Thema mit den Fellen sei durchaus auch negativ behaftet. „Man darf sich heutzutage ja kaum noch mit einem Fell über der Schulter zeigen, und mit einem Pelz schon gar nicht“, sagt Ute Bayha. Also beschränkt sich die Frauengruppe seit einigen Jahren aufs gemeinsame Stricken und Häkeln in der Handarbeits- und Kreativgruppe und stellt ihre Werke dann während der Kleintierzüchter-Schauen in einer Art separatem Wettbewerb aus.

Dort ist die Konkurrenz unter den handwerkenden Damen groß, wie bei den Kaninchenzüchtern selbst. „Jeder möchte bei den Schauen einen Preis mit nach Hause nehmen“, berichtet der Vereinsvorsitzende. Die Zuchtrammler würden daher niemals untereinander verliehen, das verbiete die Züchterehre. Lieber kaufe man sich selbst ein potentes Männchen für bis zu 100 Euro, sagt er augenzwinkernd.

Bei Tierschauen ist die Konkurrenz groß

Mehrmals im Jahr finden die Zuchtschauen statt, sie sind aufgeteilt in verschiedene Ebenen wie etwa die Lokal-, Kreis und Landesschau. Bei einer renommierten Ausstellung wie kürzlich in Ulm sind es schon mal an die 4000 Kaninchen, die in einer riesigen Halle um die Gunst der Jury buhlen. Die Bewertungen laufen dabei ganz ähnlich ab wie bei anderen Tierwettbewerben: Glänzt das Fell, sehen die Augen gesund aus? Wie stehen die Zähne, wie steht das Tier insgesamt da? Er selbst habe in der Vergangenheit etliche Preise mit nach Hause genommen, erzählt Bayha; heute betrachte er das Züchten aber eher als entspanntes Hobby.

Das sehen auch einige seiner Vereinskameraden so. 40 Mitglieder, davon 15 aktive, hat der Kleintierzüchterverein Unterriexingen. Früher habe es ja überall Futter für die Tiere gegeben, zudem sei der Freizeitstress nicht so groß gewesen, sagt Bayha. „Wer hat heute noch Lust, so viel Verantwortung für die Tiere zu übernehmen?“, fragt er sich. Weshalb gerade ein Kleintierzüchterverein bisweilen einen schlechten Ruf habe und gerne als Paradebeispiel für engstirniges Spießertum gehalten werde, könne er sich indes nicht wirklich erklären. Vor allem auch deshalb nicht, weil ein Kleintierzüchterverein häufig als kompetenter Ansprechpartner gilt, wenn es um Fragen der Zucht, Haltung und Pflege von Rassegeflügel gehe.

Kaninhop ist der letzte Schrei

Der Verein hat – wie viele andere auch – Nachwuchsprobleme. Mit dem vor einigen Jahren eingeführten Kaninhop sollen vermehrt jüngere Menschen für die Kaninchenzucht begeistert werden. Beim Kaninhop springen Kaninchen frei oder an der Leine über Hindernisse und absolvieren in Wettbewerben einen kleinen Parcours. „Wir mussten uns etwas für Jüngere überlegen, und mit dieser neuen Sportart ist uns das ganz gut gelungen“, sagt Ute Bayha.

Gegliedert in 24 Ortsvereine

Größe
Der vollständige Name des Vereins lautet Kreisverband Ludwigsburg der Rassegeflügel- und Rassekaninchenzüchter e.V. Er wurde 1912 gegründet und hat heute 850 Mitglieder. Insgesamt verfügt er über 24 Ortsvereine sowie zwei Handarbeits- und Kreativgruppen.

Zucht
Wer Mitglied werden möchte, kann sich die Tierart selbst aussuchen, die er gerne züchten möchte. Das können Kaninchen sein, aber auch Tauben, Hühner oder Ziergeflügel wie beispielsweise Fasane oder Enten.

Kosten
Der Mitgliedsbeitrag beträgt je nach Ortsverein zwölf bis 20 Euro. Mehr Informationen gibt es beim Kreisverband online unter www.kv-ludwigsburg.com. Auf der Seite sind auch alle Ortsvereine aufgelistet.