Das Backhaus ist 2013 neu gebaut worden. Doch die Brote werden nach alter Tradition in den Ofen geschoben und gebacken.Der Brotteig wird von den Mitgliedern meist zuhause vorbereitet. Foto: factum/Granville

Ein wenig plaudern, Neuigkeiten aus dem Dorf austauschen und nebenbei auf das selbst gebackene Brot aus dem Backhaus warten: Einmal im Monat wird beim Backhausverein in Ludwigsburg-Eglosheim eingeheizt.

Ludwigsburg - Als die unerfahrene Brotbäckerin an diesem strahlenden Vormittag mit ihrem Brotteig in einer hellblauen Plastikschüssel um die Ecke biegt, erntet sie zunächst mitleidige Blicke. „Plastik, oh weia“, sagt Ulrich Bauer, der Vorsitzende des Backhausvereins in Eglosheim. Aber Erbarmen hat er dann doch. „Das kriegen wir schon hin“, sagt er und holt sich seinen Vereinskompagnon Stefan Kapfenstein zu Hilfe. Beide sind Gründungsmitglieder des Vereins und sorgen dafür, dass regelmäßig – meist ein Mal im Monat – in dem kleinen Häuschen auf dem Gelände des ehemaligen Bauspielplatzes gebacken werden kann.

Das alte Backhäuschen war nicht mehr zu gebrauchen

Der Auslöser für die Gründung des Vereins im Jahr 2014 war gewissermaßen ein Anflug von Nostalgie. „Man sollte“, jener Satzanfang stand im Rahmen der Bürgerbeteiligung zur Sozialen Stadt Eglosheim im Raum, und dann kam die Idee: Können oder sollen wir nicht das bestehende Backhaus reaktivieren und den Bürgern die Gelegenheit geben, regelmäßig gemeinsam zu backen? Ganz so einfach war es dann doch nicht, denn das im Jahr 1837 erbaute Backhäuschen in der Katharinenstraße war arg mitgenommen, eine Renovierung hätte immense Kosten verschlungen. Zudem seien die Anwohner rund um das alte Häuschen von der Idee einer Wiederinbetriebnahme nicht sehr begeistert gewesen, erinnert sich Bauer.

Aus dem Gedankenspiel wurde ein ambitioniertes Projekt, ein völlig neues Backhaus zu errichten. Zu Hilfe kam der Initiative Backhaus in Eglosheim (BinE) dabei der Umstand, dass der Bauspielplatz seinerzeit an die Stadtverwaltung übergeben wurde und sich dadurch die Möglichkeit einer bürgerschaftlichen Nutzung ergab.

Nach der Erstellung des Konzepts und eines Finanzierungsplans war es im Juni 2013 schließlich soweit: „ Bei der 72-Stunden-Aktion der katholischen Kirche vom 13. bis 16. Juni haben wir den Backofen und die Außenwände des Hauses errichtet“, erinnert sich Ulrich Bauer. Der Bausatz für das neue Backhaus kam aus Oberschwaben, unzählige Hände halfen damals mit. Und schon im Juli konnten die ersten Brote gebacken werden.

Keine Konkurrenz zu den örtlichen Bäckern

Während die beiden die Geschichte „ihres“ Backhäuschens erzählen, kommen weitere Vereinsmitglieder mit ihren aufgegangenen Brotteigen – in runden oder ovalen Brotkörben, wie es sich gehört. Martina Faigle hat ihren fünf Jahre alten Sohn Lukas dabei und schwört auf das selbst gebackene Brot. „Es schmeckt tausend Mal besser als das gekaufte Brot, außerdem weiß man, was drin ist“, sagt sie. Und noch etwas sei ihr bei der ganzen Aktion wichtig: „Die Kinder lernenso, wie man früher gebacken hat, und dass man nicht immer alles im Laden kaufen muss“, sagt sie und schaut Stefan Kapfenstein zu, wie er aus dem laienhaften Plastikschüsselteig doch noch einen passablen Brotlaib formt und diesen gekonnt und schwungvoll mit dem Teigschieber im Ofen platziert.

Doch bei aller Begeisterung ist den Vereinsgründern Bauer und Kapfenstein eines wichtig: Mit ihrem Backhaus möchten sie keine Konkurrenz zu den örtlichen Bäckereien darstellen. „Uns ist sehr an einem guten Verhältnis gelegen, und deshalb backen wir ja auch nur ein Mal im Monat“, betont Bauer. Stefan Kapfenstein, der als Fliesenleger maßgeblich am Bau des Häuschens und Ofens beteiligt war, ist im Laufe der Jahre dennoch zu einem echten Brotback-Profi geworden.

Er bringt an diesem Vormittag nicht nur seinen Teig fürs Brot mit, sondern auch einen süßen Hefeteig, den er mit einem Apfel-Zucker-Zimt-Gemisch belegt und zu Schneckennudeln formt. „Brot habe ich früher nie gebacken, aber mittlerweile habe ich sogar eine Knetmaschine zuhause“, erzählt er. Er schwöre auf Sauerteigbrot, dessen Mischung auf einer uralten, überlieferten Rezeptur aus einem Kloster stamme. Jenes Brot backt Kapfenstein dann auch, wenn der Backhausverein hin und wieder für den guten Zweck „BinE-Brote“ verkauft. „Da nehme ich dann zehn Kilogramm Mehl, das ergibt 75 bis 100 Brote“, erzählt der Hobbybäcker.

Es braucht viel Erfahrung für ein gutes Brot

Genau 24 Mitglieder hat der Verein heute, dabei sind Handwerker, Lehrer, Pfarrer, Banker. Sie alle eint die Leidenschaft für das frische und selbst gemachte Produkt, und alle haben Spaß am Ausprobieren. Denn nicht immer gelinge jedes Brot auf Anhieb, gibt auch der Profi Kapfenstein zu. „Um ein Brot richtig gut hinzubekommen, braucht es schon einiges an Erfahrung. Aber mit jedem Laib wird es besser.“