Anreise mit dem eigenen Auto und Urlaub auf dem Campingplatz oder in einer Ferienwohnung sind in Corona-Zeiten besonders beliebt. Foto: obs/CosmosDirekt

Einige Bundesländer sind schon in den Sommerferien, andere folgen in den nächsten Tagen und Wochen. Die meisten Bundesbürger werden ihren diesjährigen Sommerurlaub zu Hause oder in Deutschland verbringen. Ferienwohnungen und Campingplätze erleben in Corona-Zeiten einen Boom.

Stuttgart - Ferienzeit, Urlaubszeit: Während in der Corona-Pandemie wegen Einreisebeschränkungen und Reisewarnungen viele außereuropäische Reiseziele wegfallen, ist Urlaub vor allem in Deutschland und Europa wieder möglich. Bis Ende August hatte das Auswärtige Amt in Ende Juni seine weltweite Reisewarnung verlängert – für den Großteil der europäischen Länder die verhängten Reisewarnungen aber wieder aufgehoben. Vor Reisen nach Schweden, Norwegen und Finnland etwa wird derzeit noch offiziell gewarnt, von Reisen nach beispielsweise Großbritannien sogar abgeraten. In anderen Ländern Europas kann es in diesem Sommer weiterhin zu Einschränkungen kommen.

Laut einer aktuellen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov haben viele Bundesbürger ihre Reisepläne wegen der Virus-Pandemie in diesem Jahr geändert. Sie verbringen den Sommer jetzt entweder in Deutschland – nämlich 21 Prozent – oder bleiben ganz zu Hause. Dies gaben 51 Prozent der 2052 Befragten an.

Deutschland ist das Top-Reiseziel

Laut YouGov ist Bayern bei den Deutschland-Urlaubern mit 17 Prozent am beliebtesten, dicht gefolgt von Mecklenburg-Vorpommern mit 16 Prozent sowie Schleswig-Holstein und Niedersachsen mit jeweils elf Prozent.

Nur 16 Prozent der Befragten wollen innerhalb der EU verreisen. 35 Prozent der Europa-Urlauber zieht es nach Südeuropa – vor allem Italien, Kroatien, Malta, Portugal, Slowenien und Spanien. Es folgen die Länder Mitteleuropas mit 23 Prozent und Nordeuropa mit 14 Prozent.

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Vor allem junge Leute bis 24 Jahre zieht es ins Ausland: 27 Prozent wollen innerhalb Europas und acht Prozent ins außereuropäische Ausland verreisen. Im Gesamtdurchschnitt wagen letzteres nur drei Prozent aller Befragten. Die Generation ab 45 Jahre geht lieber kein Risiko ein und bleibt mehrheitlich zu Hause.

Auch schon vor Corona-Zeiten haben die Bundesbürger ihr Heimatland als Reiseziel bevorzugt. Nach Zahlen der jährlichen Reiseanalyse der Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen ist Deutschland nach wie vor Urlaubsziel Nummer eins: 2019 verbrachten 26 Prozent der Deutschen in heimischen Gefilden ihren Sommerurlaub. Auf Platz zwei landete Spanien mit 12,7 Prozent, gefolgt von Italien mit 8,7 Prozent.

Angst vor Virus-Infektion bremst Urlaubspläne aus

Zu etwas anderen Zahlen – aber demselben Trend – kommt das Meinungsforschungsinstitut Civey. Demnach wollen 35,9 Prozent der Bundesbürger ihre Ferien in Deutschland, 26 Prozent im europäischen und drei Prozent im nichteuropäischen Ausland verbringen. 20,2 Prozent der 5000 Befragten geben an, zuhause zu bleiben, 21,6 Prozent planen für 2020 überhaupt keinen Urlaub.

Die Gründe für die geringe Reiselust hängen unmittelbar mit der Corona-Krise zusammen: Jeder fünfte der von Civey Befragten gibt an, Angst vor einer Virus-Infektion zu haben. 10,6 Prozent stört die Mundschutzpflicht im Flugzeug, 10,1 Prozent sorgen sich um die medizinische Betreuung vor Ort und 7,8 Prozent schrecken Unklarheiten über touristische Angebote vor Ort ab – wie zum Beispiel Öffnungszeiten von Restaurants und Geschäften.

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Trotz gestiegener Arbeitslosigkeit und der und sieben Millionen Beschäftigten in Kurzarbeit spielen Gehaltseinbußen oder fehlende finanzielle Mittel bei den meisten Befragten offenbar nur eine untergeordnete Rolle.

Ein weiterer Trend, den Civey ausgemacht hat: Die Angst vor dem Virus führt zu einem Comeback von Ferienwohnungen und Campingplätzen. Von denjenigen, die in den Sommerurlaub fahren, wollen 39,5 Prozent eine Ferienwohnung mieten. Nur jeder vierte Befragte (24,9 Prozent) gibt an, in ein Hotel zu gehen. 11,5 Prozent verbringen ihren Sommerurlaub dieses Jahr auf dem Campingplatz.

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Übernachtungszahlen brechen erneut ein

Wie stark sich die Corona-Krise auf die Tourismusbranche auswirkt, zeigen heute (9. Juli) veröffentlichte Zahlen des Statistischen Bundesamtes: Wie schon in den Vormonaten ist die Zahl der Gäste-Übernachtungen dramatisch zurückgegangen. Im Mai betrug das Minus 74,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. Laut Destatis gab es in Deutschlands Beherbergungsbetrieben nur noch 11,2 Millionen Übernachtungen in- und ausländischer Gäste.

Besonders gravierend ist der Einbruch bei den Zahlen ausländischer Gäste: Hier konnten die heimischen Hotels und Pensionen im Mai nur 0,7 Millionen Übernachtungen registrieren – ein Rückgang von 90,9 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Zugleich verbuchten die Beherbergungsbetriebe im Mai nur 10,5 Millionen Übernachtungen inländischer Gäste – ein Minus von 71,5 Prozent.