Bildfilter sind sehr wichtig für die Soft Girls. Foto: Alena Ozerova / shutterstock.com

Wir erklären, was sich hinter der Bezeichnung "Soft Girl" verbirgt und was die Anhänger des Jugendtrends ausmacht.

Das Internet war in den letzten Jahren Wiege unzähliger Trends. Als Außenstehender ist es nahezu unmöglich, bei dem gegenwärtigen Tempo mit allen Entwicklungen Schritt zu halten. Was aber vergleichsweise neu in diesem Zusammenhang ist, sind Modetrends, die nicht von großen Designern gelenkt werden und nicht auf der Straße stattfinden, sondern lediglich online existieren. Ein Beispiel für so einen Trend sind die sogenannten Soft Girls, die sich auf Apps wie TikTok oder Instagram übertrieben verniedlicht darstellen.

Was sind Soft Girls?

Im Prinzip kann jedes junge Mädchen, das den Hashtag #softgirl verwendet ein Soft Girl sein. Es gibt keine klar definierten Vorgaben, zumal die Grenzen zu anderen Trends wie den E-Girls oder VSCO-Girls fließend sind. Allerdings gibt es einige Merkmale, die die Eigenart der Soft Girls ausmachen:
 

  • Übertriebene Verniedlichung des eigenen Aussehens durch Make-up, Kleidung und Accessoires
  • Starke Nutzung von sozialen Medien, für die oftmals das Soft-Girl-Image geschaffen wird
  • Verwendung von speziellen Emojis wie UwU oder QwQ

Der Begriff „Soft Girl“ kann sowohl ironisch als auch ernsthaft verwendet werden. Das Aussehen der Soft Girls erinnert bei genauerer Betrachtung an Puppen wie Barbies, Polly Pockets oder gar Zeichentrickfiguren wie Sailor Moon und die Powerpuff Girls. Auch die übertriebene Emotionalität, die auf den sozialen Medien zur Schau gestellt wird, erinnert an die überspitzten Gefühlsregungen von Anime-Charakteren. Man könnte daher argumentieren, dass diese Jugendlichen prägende Elemente der Popkultur aus ihrer Kindheit bewusst oder unbewusst in ihren Stil integrieren.

Wofür steht das „Soft“?

Während man früher das Wort Softie als abwertende Bezeichnung für vermeintlich schwache und zu emotionale Männer genutzt hat, dient das Wort in diesem Kontext keinesfalls als herabwürdigendes Adjektiv. Es bezieht sich zum einen auf den eigenen Stil, der süß und liebenswert ist, zum anderen auf die Dinge, die man mag oder vorgibt zu mögen: Animes, Kuscheltiere, bunte Farbe, niedliche Accessoires. Also die soften, ungefährlichen, netten Dinge des Lebens.

Ein wenig spielen diese Mädchen mit veralteten Rollenklischees, die dem weiblichen Geschlecht bestimmte Kleidung, Verhaltensweisen oder Farben zuteilen. Die Überspitzung solcher überholten Ideale verkehren diese ins Lächerliche und zeigen, wie willkürlich sie teilweise sind. Man kann sie nach Gutdünken an- und ablegen, ohne irgendwelche Konsequenzen fürchten zu müssen.

Sind Soft Girls Teil einer Szene?

Die Soft Girls zeichnen sich weder durch einen bestimmten Musikgeschmack noch eine politische Haltung oder sonstige übergeordnete Merkmale aus -– abgesehen von ihrem Aussehen. Soft Girls sind daher ein Teil eines Modestils, der in gewisser Weise nur ein extremer Ableger des aktuellen Mainstream-Styles ist.

Eine Besonderheit des Trends ist jedoch die Spaltung zwischen Offline- und Online-Persönlichkeit. Während die jungen Mädchen im realen Leben womöglich gar nicht auffallen, weil sie sich ganz normal kleiden und schminken, geben sie sich online als Soft Girl ganz anders. Ihr zweiter Charakter wird sozusagen zu einem Avatar, den man nutzt, um mit anderen Avataren in der digitalen Welt in Kontakt zu treten. Schaubühne sind vor allen Dingen TikTok, Instagram und Twitter.