In Frankfurt am Main ist das Konzept Soforthilfe nach Vergewaltigung entstanden Foto: dpa/Fabian Sommer

Das Projekt „Soforthilfe nach Vergewaltigung“ gibt es in Frankfurt am Main bereits seit 2013. Die Erfahrungen damit sind positiv.

Waiblingen - Das Projekt „Soforthilfe nach Vergewaltigung“, an dem der Rems-Murr-Kreis von diesem Montag an teilnimmt, wurde in Frankfurt am Main entwickelt. Dort existiert es bereits seit 2013. „Das hat sich aus der Beratungsstellenarbeit herauskristallisiert, dass viele vergewaltigte Frauen sich nirgends hinwenden“, erklärt Andrea Bocian vom Frauennotruf Frankfurt.

Zahl der Frauen ist gestiegen

Mit Unterstützung der Stadtpolitik sei daraufhin ein Konzept entwickelt worden, das zunächst auf der medizinischen Versorgung vergewaltigter Frauen aufbaut. „Eine Vergewaltigung ist ein medizinischer Notfall“, sagt Bocian. Wenn die Betroffene es wünscht, sichern die behandelnden Ärzte auch die Spuren – unabhängig von einer Anzeige bei der Polizei. „Das ist keine Pflicht“, betont die Mitarbeiterin des Frauennotrufs. Sie schätzt, dass etwa ein Drittel der Frauen sich für die Spurensicherung entscheiden.

Seit der Einführung des Projekts ist die Zahl der Frauen, die in einem der insgesamt acht Frankfurter Krankenhäuser Hilfe suchen, von 17 im Jahr 2013 auf 46 in 2018 angestiegen. „Das Angebot wird in Anspruch genommen, es besteht Bedarf“, sagt Andrea Bocian.

Krankenkassen übernehmen Kosten nicht

Inzwischen haben auch andere Kommunen in Hessen sowie in Rheinland-Pfalz das Frankfurter Modell übernommen, in Baden-Württemberg sind es Pforzheim und Heilbronn. Gegen eine Lizenzgebühr von 3000 Euro können die Teilnehmer auf Materialien wie Befundbögen, Flyer und Spurensicherungskits zurückgreifen, die von Medizinern, Juristen, Polizisten und Mitarbeitern von Beratungsstellen gemeinsam entwickelt wurden. Auch Schulungen werden angeboten. Die Rückmeldungen dazu seien sehr positiv, berichtet Bocian. Dennoch verbreite sich das Konzept eher schleppend.

„Das steht und fällt mit engagierten Personen“, sagt Andrea Bocian. Die Kommunen müssten zunächst ein Krankenhaus finden, das bereit ist, die Soforthilfe anzubieten. Für die Versorgung einer betroffenen Frau sind in der Regel zwei Ärzte rund eineinhalb Stunden beschäftigt. Die Krankenkassen übernehmen die Kosten für die Spurensicherung bisher nicht. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn kündigte jüngst an, das ändern zu wollen.