Smartphones sind im Dauereinsatz – so auch bei diesem Event. Foto: dpa

Die Deutschen geben derzeit im Schnitt rund 450 Euro für ein Smartphone aus. Aber warum kaufen sich die meisten schon nach einem Jahr ein neues?

Stuttgart/Berlin - Umweltschützer wird das nicht freuen: Fast zwei Drittel der Deutschen, die sich für private Zwecke ein Smartphone gekauft haben, besitzen es maximal erst seit einem Jahr. Das ergeben Berechnungen und Umfragen des Bitkom, die der Digitalverband am Mittwoch präsentierte. Demnach nutzt nur jeder achte Verbraucher ab 16 Jahren derzeit ein Smartphone seit mindestens zwei Jahren. Vor allem Smartphones mit extra großen, randlosen Bildschirmen und hochwertigen Kameras sind Gründe für einen Modellwechsel, so der Bitkom. „Die Faszination für neueste Technik, zusätzliche Features und mehr Leistung ist groß, viele Nutzer machen jede Modellrunde mit“, sagt Bitkom-Präsidiumsmitglied Hannes Ametsreiter. „Die Nachfrage nach hochpreisigen Geräten treibt Umsätze und Durchschnittspreise.“

Der durchschnittliche Preis eines Computertelefons werde dieses Jahr wohl auf 453 Euro steigen – neun Euro mehr als im Vorjahr. Das macht sich auch beim Umsatz der Smartphones bemerkbar: Er soll um 2,4 Prozent auf 10,4 Milliarden Euro steigen. Der Absatz nimmt wieder zu, minimal um 0,5 Prozent, nachdem er in den beiden Vorjahren um bis zu sechs Prozent zurückgegangen war.

Der Datenhunger der Deutschen ist immens

Während der Smartphone-Absatz auf dem Weltmarkt zuletzt zurückging, bleibe die Nachfrage in Deutschland stabil, betont Ametsreiter. Dabei profitiert die Branche vor allem vom steigenden Datenhunger der Nutzer: Der Anteil der Daten- und Sprachdienste stieg um drei Prozent auf 20,3 Milliarden Euro und macht damit fast zwei Drittel des Gesamtumsatzes im Smartphone-Markt aus, der inklusive Apps und Netzinfrastruktur 34,3 Milliarden Euro beträgt.

Während die Sprachdienste rückläufig sind, verbraucht der durchschnittliche Smartphone-Nutzer in Deutschland dieses Jahr geschätzt drei Mal so viele Daten wie noch vor drei Jahren. Die rasante Steigerung stimmt den Bitkom auch für die Zukunft optimistisch: „Der Bedarf an mehr Datenvolumen ist groß“, heißt es. Derzeit gebe jeder zweite Nutzer an, dass das monatliche gebuchte Datenpaket nicht ausreiche. Provider, die die Nutzung von Musik- und Videostreaming wie Spotify oder Netflix nicht auf das monatliche Datenpaket anrechnen würden, seien dabei besonders beliebt.

Die Verbraucher wünschen sich längere Akku-Laufzeiten

Mit der stärkeren Vernetzung von Alltagsgeräten wächst auch die Bedeutung des Smartphones als Steuerzentrale. Fast jeder zweite Befragte hat schon einmal sein Smartphone mit einer Smartwatch oder einem Fitnessarmband verbunden, jeder fünfte schon einmal mit einem Smart-TV, mit Audio- oder Haushaltsgeräten. Und was wünschen sich die Verbraucher für den kommenden Smartphone-Kauf? Hier haben sich laut Umfrage die Bedürfnisse im Vergleich zu den Vorjahren kaum verändert: An erster Stelle stehen deutlich längere Akkulaufzeiten, denn noch immer machen die meisten Smartphone-Akkus spätestens nach einem Tag schlapp. Oft gewünscht werden auch schnellere Ladezeiten, drahtloses Laden und mehr Speicherkapazität. Mit der Rechenleistung und den Kameras sind die meisten Verbraucher jedoch zufrieden. Biegsame Bildschirme, Fingerabdrucksensoren oder Gesichtserkennung werden kaum auf die Wunschliste gesetzt.

Interessant ist auch die Verbraucher-Meinung zum künftigen Mobilfunkstandard 5G, für den im Frühjahr die Frequenzen versteigert werden sollen. Die Nutzer erwarten, dass es weniger Netzausfälle und Funklöcher gibt, dafür aber höhere Übertragungsgeschwindigkeiten. Ametsreiter betonte, dass 5G bei der Telefonie keine Funklöcher schließen helfe, weil es ein reines Datennetz sei. Für das reine Telefonieren würden die Verbraucher weiterhin den aktuellen Standard 4G (LTE) nutzen. Bei der Datenübertragung allerdings würde sich der Standard drastisch verbessern.

Die Zahlungsbereitschaft der Verbraucher dürfte die Netzbetreiber wie Deutsche Telekom, Telefónica und Vodafone, die laut Bitkom „einen hohen zweistelligen Milliardenbetrag“ investieren müssten, nachdenklich stimmen: Rund 40 Prozent der potentiellen Kunden wollen für das Zukunftsnetz nicht mehr bezahlen. Allerdings wäre jedem Dritten das neue Netz einen Aufpreis zwischen zehn und 20 Euro wert.