Bei strahlendem Sonnenschein wurde am Samstag über Stuttgarts Dächern das Bier genossen. Foto: engelhard-photography-/A.ENGELHARD

Der Sand ist weg, das erste Fass angestochen. Warum das Mini-Volksfest auf dem obersten Parkhausdeck nicht Wasen heißt.

Stuttgart - Aus den Boxen schallt „Sierra Madre“, auf dem Biertisch schäumt die Maß, und über dem Bahnhofsturm geht gegen 19.30 Uhr rot glühend die Sonne unter. Wir sind zwar in Stuttgart, aber die Veranstaltung auf dem obersten Deck des Galeria-Parkhauses heißt „Wiesn da oben“.

Am Samstag war bei besten Biergartenwetter der Fassanstich für die zweite Auflage des Bierfests unter freiem Himmel. Zwei Wochen lang, analog zum abgesagten Münchener Oktoberfest, geht es auf dem Skybeach am Hauptbahnhof zünftig zu. Der Sand ist weg, die Biertische da. Unter der Woche darf, ordentliches Wetter vorausgesetzt, jeder kommen und es ist wie üblich Selbstbedienung. An den Freitagen und Samstagen geht ohne Reservierung gar nichts, 300 Plätze stehen dann bereit, es wird bedient, ein DJ legt auf.

„Die Samstage sind komplett ausgebucht, für die Freitage gibt es noch Restkarten“, sagt Lothar Maier. Der Skybeach-Gründer hat sich das Oktoberfest-Ersatz-Event im vorigen Jahr wegen Corona ausgedacht. Die Miniversion des Festvergnügens kam so gut an, dass er sie jetzt wiederholt und davon ausgeht, dass sich die „Wiesn da oben“ dauerhaft etablieren wird. Denn: „Nicht jeder will im Mief eines Bierzelts sitzen.“ Damit könnte er Recht haben – zumal auf dem Volksfest, so es denn stattfinden würde, nach wie vor drinnen geraucht werden dürfte.

Corona vom Fass

Wiesn und nicht Wasen: Das hat auch mit dem Bier zu tun, das aus dem Zapfhahn fließt. Am Samstagnachmittag ist das Fass mit dem Oktoberfestbier der Münchener Brauerei Spaten angestochen worden. Davon gibt es sonst nur weitere 50 Stück in Bayern. Müller betont, er sei der einzige, der außerhalb des Freistaates ein solches Fass geliefert bekomme. Bis 3. Oktober schenkt er Spaten auch als Maß aus – ebenso wie Corona, und das ist kein Scherz. Als einer von 18 Wirten in ganz Deutschland, so Müller, biete er Corona vom Fass an. „Das schmeckt viel besser als das in der Flasche.“ Und läuft offenbar ziemlich gut.