Es kommt vor, dass der Notruf auch in Stuttgart missbraucht wird (Symbolbild). Foto: dpa

Fast 500 Notrufe gehen bei der Polizei Stuttgart täglich ein. Doch nicht immer befinden sich die Anrufer in einer misslichen Lage. Im Extremfall drohen dem Anrufer juristische Konsequenzen.

Stuttgart - Unfall, Diebstahl, Einbruch oder eine Schlägerei – es gibt viele Gründe, den Notruf zu wählen. Dementsprechend oft klingelt das Telefon in der Notrufzentrale im Polizeipräsidium Stuttgart in der Nähe des Pragsattels. Durchschnittlich sind es rund 470 Anrufe pro 24 Stunden, die von Mitarbeitern der Polizei Tag für Tag beziehungsweise Nacht für Nacht angenommen werden.

Hochgerechnet sind das gut 170.000 im Jahr. „Die Kollegen haben viel zu tun – besonders an Frei- und Samstagen – wenn das Nachtleben tobt – ist hier ordentlich was geboten“, berichtet Polizei-Sprecher Johannes-Michael Freiherr von Gillhaußen. Bis zu neun Mitarbeiter arbeiten teilweise gleichzeitig und nehmen Anrufe entgegen.

Zwischen 100 und 200 Anzeigen pro Jahr

Doch nicht alle, die die 110 wählen, stecken auch wirklich in einer misslichen Lage. So gebe es Fälle, bei denen der Notruf auch missbraucht werde, erzählt von Gillhaußen und hat dafür ein Beispiel parat. „Ein Mann hat nachts um 3 Uhr hier in Stuttgart den Notruf gewählt, um zu fragen, was Danke auf französisch heißt. Er müsse ein Kloschild in mehreren Sprachen anbringen.“

In solchen Situationen werden die Anrufer darauf hingewiesen, dass Probleme dieser Art nichts für den Notruf seien. Bei besonders krassen Fällen oder bei wiederholtem Missbrauch bleibt es jedoch nicht bei einer mündlichen Aufklärung. 2016 erstattete die Stuttgarter Polizei insgesamt 149 Anzeigen, 2017 waren es 106 – auch im vergangenen Jahr sollen es zwischen 100 und 200 gewesen sein.

Heuschrecke in der Wohnung

Doch bei Notrufen sei immer auch Feingefühl gefragt. „Not ist eine subjektive Angelegenheit – da müssen die Kollegen von Fall zu Fall entscheiden“, sagt von Gillhausen weiter und hat dazu eine Anekdote in petto. „Eine völlig aufgewühlte Frau hat uns angerufen und erzählt, dass sich in ihrer Wohnung ein großes grünes Tier befände. Die ausgerückte Streife fand dann eine Heuschrecke vor“, sagt er. „In diesem Fall sei es schwierig von Missbrauch zu sprechen, da sich die Frau aus ihrer Sicht ja wirklich in einer misslichen Lage befand“, so von Gillhaußen weiter.

Wer jedoch einfach so und ohne Grund den Notruf wählt, dem drohen eine Geldstrafe oder bis zu einem Jahr Gefängnis. „Dabei kommt es nicht darauf an, ob man gegenüber dem Beamten in der Notrufzentrale irgendwelche Angaben macht oder nicht. Das grundlose Anrufen steht unter Strafe, damit die Notrufleitungen für wirklich wichtige Anrufe frei bleiben und nicht aus Spaß blockiert werden“, heißt es auf der Seite polizeifuerdich.de. Wird die 110 jedoch versehentlich gewählt, muss der Anrufer mit keinen Konsequenzen rechnen.