Die Skimarke ist (fast) immer im Bild. Foto: Getty

Die Vierschanzentournee ist eine ideale Werbeplattform – allein beim Neujahrsspringen in Garmisch-Partenkirchen schauten im ZDF 6,41 Millionen Zuschauer live zu. Der PR-Wert ist für die Skifirmen daher groß.

Innsbruck - Jeden Flug gibt es in Zeitlupe. Die Skimarke ist (fast) immer im Bild. Und Millionen Fans schauen begeistert zu: Die Vierschanzentournee ist eine ideale Werbeplattform. Das haben längst nicht nur traditionelle Skifirmen wie Fischer (zum Beispiel Severin Freund und Michael Hayböck) oder Elan (Peter und Domen Prevc) erkannt.

Auch die Logos eines Reiseportals (fluege. de/Anders Fannemel und Richard Freitag), einer Sporthandelskette (Sport 2000/Stephan Leyhe) oder eines Sportbekleidungs-Herstellers (Löffler/Marinus Kraus) segeln durch die Lüfte. Und die auf den Skiern aufgeklebten Sponsoren, die bis zu sechsstellige Summen für diesen Premium-Platz bezahlen – bei Freund ist das eine Krankenkasse – profitieren ebenfalls. „Die Marke ist im Bild, und das häufiger und länger als bei anderen Ski-Disziplinen. Das sind Fernsehzeiten, die ansonsten teuer erkauft werden müssten“, sagt Tanja Winterhalder, Marketingleiterin bei Fischer, „so eine Plattform haben wir sonst nicht.“ Als in Stefan Kraft (Österreich) vor einem Jahr einer ihrer Springer die Tournee gewann, sei „das in der Öffentlichkeit deutlich wahrgenommen“ worden.

Der Media-Wert für die Übertragungen vom Skisprung-Grand-Slam – allein beim Neujahrsspringen schauten im ZDF stolze 6,41 Millionen Zuschauer live zu – sowie die zahllosen Fotos in Zeitungen und im Internet geht für die Skihersteller in die Millionen. Der Aufwand ist allerdings auch relativ hoch. Offizielle Zahlen gibt es bei der österreichischen Traditionsfirma Fischer zwar nicht, aber in den Millionenbereich gehen die Kosten für die Herstellung, Entwicklung und das Personal auf jeden Fall. Vier Mitarbeiter produzieren pro Jahr etwa 1500 Paar Sprungski. Einer davon, der ehemalige Topflieger Franz Neuländtner, ist bei den Weltcups und der Vierschanzentournee immer als Servicemann vor Ort.

Die Zeiten sind nicht rosig für die Skiindustrie

Das Problem bei der Sprungski-Herstellung: Im Gegensatz zu den Alpin- oder Langlauf-Modellen werden sie nicht von normalen Konsumenten gekauft. Der offizielle Preis von 799 Euro wird bei Fischer faktisch nie erlöst. Auch den ermäßigten Kaderpreis von 550 Euro zahlt höchstens die Hälfte der Athleten, weil die Topflieger wie Weltmeister Severin Freund ihr Material vom Produzenten gesponsert bekommen. „Jeder Ski für die Topspringer ist eine Einzelanfertigung“, sagt Tanja Winterhalder.

Die Zeiten sind nicht gerade rosig für die Skiindustrie, weshalb immer mal wieder darüber nachgedacht wird, den Abflug zu machen. Rossignol – früher die Marke von Martin Schmitt – und Atomic haben das bereits getan. „Wir dagegen wollen als nordischer Marktführer alle Sparten bedienen. Zugleich nutzen wir das Skispringen als Wissenspool für das Spiel mit neuen Materialien“, sagt Winterhalder. Das gewichtigste Argument bleibt jedoch die Werbeplattform. Gerade bei der Vierschanzentournee mit dem deutschen Vorflieger Severin Freund.

Fluege.de und Sport 2000 lassen ihre Ski bei der Nachfolgefirma des einstigen DDR-Sportartikelherstellers Germina herstellen. Das Thüringer Unternehmen klopfte einst bei Audi und Lufthansa an, um seine Sprungski-Produktion zu retten. Am Ende schlug das umstrittene Leipziger Internet-Unternehmen Unister zu. Es sah Skispringen für sein Reiseportal als ideale Plattform – und lässt sich die Werbung angeblich 700 000 Euro pro Jahr kosten. Auch bei Sport 2000 heißt es ganz offen, dass man sich „Sprungski statt Werbeinserate“ leiste.

Obwohl der PR-Wert groß ist, haben die Sportler wenig davon. Bei der Tournee kann der Sieger rund 20 000 Euro zusätzlich verdienen. Peanuts im Vergleich zu den Alpinen, wo Topleute jährlich bis zu siebenstellige Erfolgsprämien ihrer Skifirmen kassieren.