Kurz, nachdem er wieder Boden unter den Füßen hatte, riss Markus Eisenbichler zweimal die rechte Faust nach oben. Foto: Getty

Der Bayer Markus Eisenbichler ist als Vierter bester Deutscher im Neujahrsspringen in Garmisch-Partenkirchen. Für den Sportler ist die Platzierung ein Grund zur Freude.

Garmisch-Partenkirchen - Kurz, nachdem er wieder Boden unter den Füßen hatte, riss Markus Eisenbichler zweimal die rechte Faust nach oben. Das bedeutete Freude. Noch ein bisschen später, das Neujahrsspringen war gerade zu Ende, stand da auf der Anzeigetafel im Skistadion von Garmisch-Partenkirchen vor seinem Namen eine Vier. Und der vierte gilt gemeinhin als undankbarer Platz – weshalb die Frage nach dem tatsächlichen Gemütszustand von Markus Eisenbichler durchaus eine berechtigte war. Der 25-jährige Bayer schob dann die Unterlippe nach oben, überlegte kurz, hatte dann aber schnell seine Bilanz des Tage gezogen: „Ich kann mich nicht beklagen. Ich bin ganz zufrieden.“

Angesichts der Leistungen, die er zum Start ins neue Jahr gezeigt hatte, war das fast schon zu bescheiden. Zwar sprangen Sieger Daniel Andre Tande (Norwegen), Kamil Stoch (Polen) und Stefan Kraft (Österreich) noch besser als der Siegsdorfer, doch das, meinte der Bundestrainer, muss die Leistung Eisenbichlers nicht schmälern. „Die drei springen unfassbar gut“, sagte Werner Schuster – um sich dann ganz schnell wieder seinem Schützling zu widmen: „Seine Entwicklung ist atemberaubend.“

An die Weltspitze heranarbeiten

Schließlich ist es noch gar nicht lange her, da musste sich Eisenbichler nach einer schweren Verletzung erst wieder an die Weltspitze heranarbeiten. Die folgenden Jahre glichen einer Berg- und Talfahrt – ehe er konstant den Weg Richtung Gipfel eingeschlagen hat. Doch den muss man erst einmal unbeirrt gehen können. Nach der langen Verletzungspause von Severin Freund hat Eisenbichler plötzlich die Rolle des deutschen Vorspringers inne, und „die Kaltschnäuzigkeit“, die man im Kreise der Topathleten braucht, sagte Schuster noch vor Tourneestart, „muss man erst einmal entwickeln“. Nach Platz sechs in Oberstdorf und Platz vier in Garmisch ist Eisenbichler auf seinem Weg noch einmal ein ganzes Stück vorangekommen – weshalb Trainer Schuster das knapp verpasste Podium nicht wirklich grämte. „Man sollte bei ihm keine olympischen Maßstäbe anlegen“, warnte er jene, die im Vierten einen sehen, der leer ausgegangen ist: „Markus hat es toll gemeistert.“ Er meinte eine weitere Extremsituation.

Als Sieger der Qualifikation saß Eisenbichler im ersten Durchgang am Sonntag als Letzter oben auf der Schanze, unten warteten 25 000 erwartungsvolle Zuschauer, die Eindruck auf den Bundespolizisten machten: „Ich war extrem nervös“, gab er zu. Doch er hielt dem Druck stand, sprang 136,5 Meter weit und bestätigte seine Leistung mit drei Metern mehr im zweiten Durchgang. „Es ist extrem brutal, was ich geschafft habe“, sagte er danach und erkannte an: „Es gibt derzeit eben drei bessere.“ Allerdings nicht im eigenen Team.

Da geht Eisenbichler nach zwei von vier Springen der Vierschanzentournee voran. Stephan Leyhe war am Sonntag als Achter zweitbester Deutscher, es folgten Andreas Wellinger (13.), Richard Freitag (15.), Severin Freund (21.), Andreas Wank (26.) und Karl Geiger (28.). In der Gesamtwertung hat einzig Eisenbichler noch die Chance auf einen Podestrang. Aber daran, versicherte der 25-Jährige, „denke ich überhaupt nicht“. Dabei lohnt sich der Blick auf das Klassement.

Spannender Dreikampf um Gesamtsieg

Die zweite Hälfte der Tournee, die am Dienstag (14 Uhr/ARD und Eurosport) mit der Qualifikation in Innsbruck beginnt, verspricht einen unglaublich spannenden Dreikampf um den Gesamtsieg. Stoch, der den weitesten Sprung des Tages zeigte (143 Meter) führt gerade einmal 0,8 Punkte vor Kraft. Und der Österreicher liegt auch nur 5,8 Punkte vor Tande, für den es ein besonderer Sieg war. 1936 nämlich war Birger Ruud eben in Garmisch Olympiasieger geworden, er stammt auf dem gleichen Club wie Tande (Kongsberg IF).

„0,8 Punkte – das ist so gut wie nichts“, sagte Kraft und freute sich auf den ersten Ruhetag an diesem Montag. Das gilt auch für Markus Eisenbichler (Vierter der Gesamtwertung), der den Tag nutzen will, um das Geschehene „einzusortieren“. Vermutlich weit oben.