Jubel über WM-Silber im Teamwettbewerb: Severin Freund, Richard Freitag, Foto: Getty

Glänzender Abschluss der deutschen Skispringer am Kulm in Bad Mitterndorf: Im Teamwettbewerb der Weltmeisterschaft im Skifliegen gab es die Silbermedaille – mit der nicht unbedingt zu rechnen gewesen war.

Bad Mitterndorf - Es war nur eine Geste, aber eine wichtige: Stephan Leyhe durfte die Glastrophäe für das deutsche Team entgegen nehmen. Der 23-jährige Willinger, hatte am Kulm seine Premiere bei einer Skiflug-WM gefeiert – und durfte mit der Silbermedaille nach Hause fahren. „Das ist wahnsinnig schön“, jubelte Leyhe. „Ich glaube, das war ein guter Tag für ihn“, meinte Severin Freund, „vor der Saison hätte man ihm das nicht zugetraut.“ Der Springer, der nach seinem Abitur nach Breitnau in den Schwarzwald gezogen war, ist zu einer festen Größe im deutschen Team geworden. Neben Freund, Richard Freitag und Andreas Wellinger. Bundestrainer Werner Schuster hatte Leyhe als zweiten Springer aufgeboten, und vor allem im zweiten Durchgang machte er seine Sache mehr als gut.

Zunächst hatte es nicht so ausgesehen, als ob die deutsche Mannschaft die anvisierte Medaille erreichen könnte. Sowohl Wellinger als auch Leyhe kamen bei leichtem Schneefall nur schwer in den Wettkampf. „Gut, dass wir hintenraus die nervenstarken Springer gesetzt haben“, erklärte Schuster seine Taktik, „Freitag und Freund haben das Ding im ersten Durchgang gedreht, Leyhe hat im zweiten mitgemacht.“

An der Spitze bestritten die Norweger ihren eigenen Wettbewerb. Anders Fannemel, Johann Andre Forfang, Daniel Andre Tande und Kenneth Gangnes waren das ausgeglichenste Team – und klar das beste. „Die Norweger springen auf einem höheren Level“, erklärte Freitag. 1467,7 Punkte sammelten die Skandinavier in acht Sprüngen, 110 mehr als die deutsche Formation. „Auf Norwegen haben wir viel Rückstand“, sagte Schuster, „für uns war Silber das Maximum.“ Auf Bronze hatte der Trainer spekuliert. Die Norweger und Slowenen mit Weltmeister Peter Prevc und den Skiflug-Spezialisten Robert Kranjec und Jurij Tepes schienen unschlagbar zu sein. Doch Tepes patzte zweimal, das konnte selbst Prevc, der überragende Flieger der WM, nicht ausgleichen.

Danach fühlte sich Schuster wie bei der WM 2012 in Vikersund. Auch damals gehörte sein Team nicht zum Favoritenkreis, auch damals holte es Silber. „Es wäre eine unrunde Sache gewesen, wenn wir hier leer ausgegangen wären“, sagte der Bundestrainer, „ich bin froh, dass die Serie gehalten hat.“ Seit 2011 gab’s bei jeder WM eine Medaille im Mannschaftswettbewerb. Entsprechend freute sich Freund auch diesmal: „Es war ein großer Erfolg des gesamten Teams.“ Einschließlich der Trainer, Serviceleute und der medizinischen Abteilung.

Es war aber auch ein versöhnlicher Abschluss der WM. Vor allem Freund hatte sich von Flug zu Flug gesteigert. „Jetzt könnten wir neu anfangen“, sagte er nach der Siegerehrung. Doch die Chance auf Revanche hat er erst wieder Mitte Februar, wenn der Weltcup auf dem Monsterbakken in Vikersund Station macht. Vor allem der große Abstand zu den Medaillenrängen im Einzelwettbewerb ärgerte Schuster: „Gerne wären wir näher dran gewesen. Aber Freund hat sich gesteigert. Es schaffen nur wenige, immer fokussiert zu bleiben und nie aufzugeben.“

Diese Lektion hat Leyhe bei der WM auch gelernt, nachdem er bei seinem ersten Versuch im Teamwettbewerb zu hoch abgesprungen und schon nach 168 Metern gelandet war. „Man darf nicht verkrampfen, muss auf das vertrauen, was man kann“, sagte er, „beim Skifliegen machen kleine Fehler sehr viel aus. Wenn man zu viel will, dann kann es leicht in die Hose gehen.“ Weshalb er sich über den zweiten Sprung auf 202 Meter umso mehr freute: „Diese Leistung bedeutet mir viel.“ Zur Belohnung bekam er die Trophäe als Erster. Eine schöne Geste.