Viktoria Rebensburg ist das Aushängeschild des Deutschen Skiverbandes. Foto: AFP/Christof Stache

Viktoria Rebensburg gehört nicht zu den Lautsprecherinnen im Skizirkus. Und doch steht sie beim Saisonauftakt in Sölden im Mittelpunkte des Interesses. Schuld daran ist kein geringerer als Felix Neureuther.

Stuttgart - Da der Sonnyboy Felix Neureuther seine Karriere beendet hat, soll Viktoria Rebensburg in die Chefrolle bei den deutschen Alpinen schlüpfen. So jedenfalls malen es sich einige Beobachter der Skiszene aus, weil die Vicky aus Kreuth die größten Erfolge feiern durfte – und die letzte Verbliebene der insgesamt sehr erfolgreichen Neureuther-Riesch-Ära ist.

Die Frage aber, ob Viktoria Rebensburg nun tatsächlich eine neue Frontfigur sei oder nicht, die beantwortete die Bayerin kurz vor der Saisoneröffnung am Samstag in Sölden auf ihre Art. „Das müsst ihr beurteilen“, sagte die Riesenslalom-Spezialistin den Journalisten fast ein bisserl genervt und tat damit indirekt das Ergebnis ihrer eigenen Analyse kund. Und das lautet: „Nein, natürlich nicht.“

„Ich bin, wie ich bin“

In den vergangenen Jahren befand sich Rebensburg bei den Frauen zwar kraft ihrer Erfolge in einer Sonderrolle, doch an exponierter Stelle im Mannschaftsgefüge zu stehen ist nun wirklich nicht das, worauf die bodenständige Bayerin Wert legt. „Ich bin, wie ich bin“ – mit dieser Aussage entkräftet sie alle Hoffnungen, sie würde im fortgeschrittenen Rennfahreralter von 30 Jahren jetzt auch noch damit anfangen, zu einer Galionsfigur oder Ähnlichem zu mutieren.

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Niemals wird Viktoria Rebensburg so glamourös – und auch zickig – in Erscheinung treten wie die zurückgetretene Drama-Queen Lindsey Vonn. Und nie wird sie an die Entertainment-Fähigkeiten von Felix Neureuther heranreichen, obschon Rebensburg ebenso ausgestattet ist mit dem trockenen bayerischen Humor. Ja, es werde schon etwas fehlen, wenn „der Felix“ nicht mehr da sei, sagt die Rennläuferin und wird konkret: „Vor allem die witzigen Interviews und die locker-lässige Art, die er an den Tag gelegt hat.“

Bei den Männern fehlt es nicht an Nachfolgern

Sportlich haben die deutschen Männer gute Chancen, den Neureuther-Verlust zu verkraften. Die Speed-Spezialisten Thomas Dreßen und Josef Ferstl setzen sich langsam, aber sicher in der Weltspitze fest, und das Riesenslalom-Talent von Stefan Luitz ist nach wie vor unbestritten. Die Frage ist nur, ob sich auch endlich mal wieder etwas bei den Frauen tut – oder Rebensburg abermals die Alleinunterhalterin geben muss – so wie im vergangenen Jahr mit ihrer Riesentorlauf-Silbermedaille bei der WM in Are. In den vergangenen Jahren war der Alpinchef Wolfgang Maier auf der Suche nach weiteren Talenten ohnehin oft verzweifelt.

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Als sich etwa beim vergangenen Saisonauftakt in Sölden außer Rebensburg drei andere deutsche Starterinnen nach hanebüchenen Vorstellungen nicht für den zweiten Durchgang qualifizierten, da ärgerte sich Maier gewaltig („Ich weiß auch nicht, was man mit denen machen muss, damit die mal ein bisschen Courage zeigen“). Das Dilemma der deutschen Frauen schien wieder kein Ende zu nehmen: Erst versteckten sich alle anderen hinter Maria Höfl-Riesch, später hinter Rebensburg – jahrelang ging das so. Doch es wurde im Saisonverlauf dann etwas besser. Der dritte Platz der gebürtigen Stuttgarterin Kira Weidle im November 2018 bei der Abfahrt in Lake Louise so wie Achtungserfolge und beherzte Auftritte der anderen deutschen Frauen bei der WM in Schweden führen nun dazu, dass Maier im Hinblick auf den bevorstehenden Winter mal gar nicht so schwarz sieht.

Rebensburg? „Zugpferd und Erfolgsgarant“

Er spürt, dass sich im Frauen-Team etwas tut. „Generell wollen wir bei den Damen den positiven Trend aus der Vorsaison fortsetzen“, sagt der Alpinchef des Deutschen Skiverbandes und geht ins Detail. „Wir möchten es schaffen, neben Viktoria eine zweite gute Riesenslalomläuferin zu entwickeln – Marlene Schmotz wäre eine Kandidatin dafür“, erzählt Maier, der große Stücke auf die Bayerin aus Fischbachau hält. Seine Hoffnungen setzt der Disziplinchef aber auch in Kira Weidle. „Sie war in der Abfahrt in der vergangenen Saison top. Bei ihr ist das Ziel, dass sie sich mit dem Super-G auch in einer zweiten Disziplin etablieren kann.“

Und Viktoria Rebensburg? „Zugpferd und Erfolgsgarant“ soll sie in der neuen Saison sein, sagt Maier. Da Felix Neureuther weg ist, mehr denn je.

In unserer Bildergalerie stellen wir Ihnen alle deutschen Skihoffnungen für diesen Winter vor.