Die Six Nations Championship startet am Samstag, 6. Februar. Der Titelverteidiger England, rund um Kapitän Owen Farrell, kämpft gegen Frankreich mit Kapitän Charles Ollivon, Irland mit Kapitän Johnny Sexton, Wales mit Kapitän Alun Wyn Jones, Italien mit Kapitän Luca Bigi und Schottland rund um Kapitän Stuart Hogg. Foto: imago images/Inpho Photography

Das populäre Rugby-Turnier „Six Nations“ wird – Coronavirus hin, Mutation her – am Samstag, 6. Februar beginnen. Sechs europäische Nationalmannschaften bestreiten insgesamt 15 Spiele und reisen dabei in die jeweiligen Länder, darunter ist auch England.

Stuttgart - In einer unscheinbaren kleinen Seitenstraße im Stuttgarter Westen geht es normalerweise – warum soll es anders sein – ganz unscheinbar zu. Bis auf wenige Wochenenden, vornehmlich im Februar und März. Dann sind selbst im obersten Stock eines Altbauhauses und ein paar Straßen weiter laute Jubelschreie oder verbitterte „No!“-Rufe aus dem Pub O’Reillys zu hören. Der Grund: die Six Nations (zu Deutsch: sechs Nationen) – das Turnier, das als inoffizielle Europameisterschaft des Rugbys gilt.

Dieser Wettbewerb gleicht einem Spektakel. Im Modus „Jeder gegen jeden“ treffen seit 20 Jahren England, Frankreich, Italien, Irland, Schottland und Wales aufeinander. Eine Besonderheit daran ist, dass die 15 Spiele – verteilt auf fünf Wochenenden – in allen sechs Ländern stattfinden. Daran ändert auch das Coronavirus nichts.

Spielstart auch aus finanziellen Gründen

Außer Frage stand, dass Zuschauer keinen Zutritt in die Stadien von London, Paris, Rom, Dublin, Edinburgh und Cardiff haben. Doch lange Zeit war nicht klar, ob das Turnier im Jahr 2021 in der Form überhaupt stattfinden kann. Immerhin werden mehrere Hundert Spieler, Trainer, Mitarbeiter und Medienvertreter zwischen dem 6. Februar und 20. März mehrfach grenzüberschreitend unterwegs sein. Dass das Turnier verschoben wird, war indes keine Option. Zum einen steckt der Rugbysport – wie alle anderen Sportarten auch – in einer finanziellen Krise, die zumindest etwas abgemildert wird durch die Übertragungsrechte-Einnahmen. Zum anderen beginnt die Clubsaison in jedem der sechs Länder zu einem anderen Zeitpunkt. Und im Sommer ist auch bereits ein Turnier in Südafrika angesetzt, wobei auch dieses aufgrund der neuen Virusvariante und dem fehlenden Impfstoff in Südafrika auf der Kippe steht.

Frankreichs Regierung sperrte sich bis zuletzt

Trotz strenger Quarantäne-Regeln vor und während des Six-Nations-Turniers war bis Anfang Februar nicht klar, ob die französische Nationalmannschaft daran teilnehmen kann. Aufgrund der mutierten Coronavariante in Großbritannien hat der französische Staat strenge Reisebeschränkungen festgelegt. Demnach müssten alle Teams, die im Londoner Stadion gespielt haben, sieben Tage lang in Quarantäne. Das wäre jedoch nicht mit dem Spielplan kompatibel gewesen.

An jedem dritten Tag wird getestet

Laut englischen Medien schaltete sich daraufhin der Turnierchef Ben Morel ein und versicherte den französischen Behörden, dass eine „Extra“-Quarantäne aufgrund der sowieso sehr strengen Regeln nicht notwendig sei. Laut des englischen Rugby-Verbandes sei es dem Team ohnehin nicht erlaubt, zwischen den Spielen nach Hause zu gehen, um beispielsweise Familie und Freunde zu treffen. Zudem sehe das Protokoll vor, dass alle Teilnehmer an jedem dritten Tag getestet werden. Daraufhin lenkte die französische Sportministerin Roxana Maracineanu ein und lockerte am Dienstag – vier Tage vor Beginn der Six Nations – die Einreiseregeln für die Rugby-Mannschaften.

Mindestens zwei Spieler verzichten freiwillig

Gleichzeitig haben die meisten Landesverbände sich bei der Spielerauswahl selbst limitiert. Während es in den vergangenen Jahren für die Trainer durchaus üblich war, weit mehr als 35 Spieler zu nominieren, fallen die Kader dieses Mal kleiner aus, um das Infektionsrisiko zu minimieren. Titelverteidiger England geht mit 28 Spielern ins Turnier, die anderen mit 31 bis 36 Spielern. Während des Spiels kann der Trainer dann auf 23 Spieler zurückgreifen, wobei pro Mannschaft jeweils 15 gleichzeitig auf dem Feld stehen. Englands Joe Marler und Italiens Matteo Minozzi werden jedoch nicht darunter sein – sie haben sich gegen eine Teilnahme entschieden.

Im Pub bleibt es ruhig

Die Begegnungen des Six-Nations-Turniers steigen auch ohne sie von Samstag an. In der Reuchlinstraße in Stuttgart wird es an den Spielwochenenden ungewohnt ruhig bleiben, das Pub O’Reillys wird anders als sonst keine Heimat für die internationale Rugby-Fanszene sein. Dass das Event trotz Corona-Pandemie stattfindet, ist für Robbie O’Rorke, Mitinhaber des Pubs, derweil nicht ganz nachvollziehbar. Als Pub-Besitzer habe er ganz allgemein die Sorge, dass die Corona-Fallzahlen weiter steigen. Er empfinde es als „Witz“, dass aufgrund der Tradition die Spiele genau so durchgeführt werden wie in Vor-Corona-Zeiten: „Es ist doch nicht normal, dass die sechs Teams während eines Lockdowns in Europa hin- und her reisen.“

Wo das Turnier in Deutschland ausgestrahlt wird

Trotzdem, als Rugby-Fan, insbesondere der irischen Mannschaft, freue er sich ein wenig auf die Spiele, denn dann „kommt im Fernsehen immerhin etwas Unterhaltsames“, so O’Rorke. Im deutschen Fernsehen wird das Turnier allerdings nicht ausgestrahlt. Der zahlungspflichtige Streaminganbieter DAZN überträgt online alle Spiele.