Der Singer-Songwriter Gordon Lightfoot ist eine kanadische Institution. Foto: dpa

Wer seine Lieder früher gemocht hat, den begleiten sie wahrscheinlich noch immer: Der Kanadier Gordon Lightfoot ist einer der großen Singer-Songwriter aus den 60er- und 70er-Jahren. Es ist aber auch zu seinem 80. Geburtstag am 17. November 2018 nicht zu spät, ihn neu zu entdecken.

Stuttgart - In seiner Heimat Kanada war Gordon Lightfoot ein Star, lange bevor das Ausland ihn Anfang der 70er Jahre entdeckte. Und in Kanada blieb dieser Singer-Songwriter nicht bloß beliebt, als er auf der internationalen Bühne keine ganz so große Rolle mehr spielte: Lightfoot wurde zur nationalen Institution. Seine jährlichen Konzerte in der Massey Hall sind Teil des kollektiven kanadischen Nervengeflechts. Als er im Lauf der Jahre mehrere ernste Gesundheitskrisen durchlitt, bangten viele Menschen wie um einen etwas entfernten, aber doch lieben Verwandten.

Der Mann aus Orilla, Ontario, der am 17. November 1938 geboren wurde, war nie ein Popstar. Er war ganz frühzeitlich und altmodisch ein Geschichtenerzähler und Lebensdeuter, um den sich die Menschen versammeln, um mehr über sich zu erfahren. Es brauchte eine Weile, bis Lightfoot, der in den USA Jazzkomposition studiert und in Hollywood mit Jingles für Werbeclips Fuß zu fassen versucht hatte, zu seinem Stil, vielleicht auch: zu seiner Berufung fand.

Die Epoche der großen Songwriter

In Kanada hatte er sich in den Sechzigern mit mehreren Alben etabliert, aber im Ausland kannte man seine Lieder vor allem in den Interpretationen anderer Künstler. Immerhin, in den Sechzigern las ein großes Publikum, das überzeugt war, Musik bilde die Brücke hin zu einer besseren Gesellschaft, auch Songwriter-Angaben auf LPs: so fiel manchen auf, dass etwa „Early Morning Rain“ und „For lovin’ me“, zwei Hits des New Yorker Folktrios Peter, Paul & Mary, von einem gewissen Gordon Lightfoot stammten.

Aber es war eben auch eine Epoche mit vielen scharf profilierten, exzellenten Songwritern: Bob Dylan, Leonard Cohen, Simon & Garfunkel, Cat Stevens und Donovan etwa. Lightfoot war eigentlich der Unauffälligste unter ihnen, der Bursche, der aufs oberflächliche Hören und auf den ersten Blick am ehesten wie der sehr talentierte Pfadfinderführer wirkte, der am Lagerfeuer selbst Komponiertes zur Gitarre vortrug.

Ohrwürmer fürs Leben

Doch als Lightfoot das Label wechselte, als 1970 das Album „Sit down, young Stranger“ bei Reprise erschien, gingen weltweit die Ohren auf. Irgendwas war dran an dieser Stimme, die gequetschtes, langgezogenes Vokalheulen so gut hinbekam, als frage die verhallende Pfeife eines Zugs, ob man nicht doch mal in andere Gegenden hätte mitfahren wollen, als versuche der Wind, in seinem Herumstreichen mehr zu erzählen als den Umstand, dass er Blätter tanzen lassen kann.

Man kann manches einwenden gegen einige der vielen Alben von Lightfoot. Dass ihre Arrangements oft etwas zu gleichförmig sind, dass manchmal ein unpassender Soundgimmick für Frische sorgen will, dass großartiger Lieder von etwas zu bravem Füllmaterial umgeben sind. Aber solches Mäkeln weicht dem Kern des Phänomens aus, der nachhaltigen, über Melodien hinausgehenden Ohrwurmqualität der vielen feinen Songs von Lightfoot. Ohne den surrealen Instant-Knalleffekt mancher Dylan-Songs zu haben oder die sofort bewunderbare Eleganz von Paul-Simon-Songs, setzen sie sich fest und sind, bevor man das richtig merkt, schon zu Lebensbegleitern geworden. Jedenfalls werden das viele bezeugen, die in den 70er Jahren schon den Tonarm eines Plattenspielers absenken konnten.

Zum Kennenlernen eignen sich zum Beispiel diese fünf Lieder:

1. „In the Early Morning Rain“

2. „If you could read my Mind“

3. „Sundown“

4. „Rainy Day People“

5. „The Wreck of the Edmund Fitzgerald“

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