Schon im Kindesalter arbeiten die Teilnehmer wie Profis. „Wir trauen den Kindern viel zu, das zahlt sich aus“, sagt Akademiechef Barth. Foto: Kinderfilmakademie Sim TV

Die Kinderfilmakademie wird 15 Jahre alt. Die erste Generation der Teilnehmer ist längst erwachsen. Viele sind in der Medienbranche gelandet und arbeiten international als Schauspieler, Kameraleute oder Filmpädagogen.

Sindelfingen - Acht Jahre alt war Christina Uhland, als sie erstmals vor einer Kamera stand – in der Sindelfinger Kinderspielstadt Simsalon. Zwei Jahre später hatte sie dort gemeinsam mit einer Freundin ihre erste eigene Show: die Simmy-und-Sally-Show. Heute ist sie 25 Jahre alt, professionelle Schauspielerin und Filmpädagogin mit Wohnsitz London.

Nach Sindelfingen zieht es die junge Frau trotzdem regelmäßig: immer dann, wenn es eine Veranstaltung an der Kinderfilmakademie Sim TV gibt. Dann ist Christina Uhland als Trainerin dabei, coacht die Kinder in Schauspiel und Moderation. „Ich gebe das weiter, was ich selbst bei Sim TV gelernt habe“, sagt sie.

Christina Uhland gehörte zu der Gruppe von 14 Kindern, mit denen Siegfried Barth 2004 die Kinderfilmakademie gegründet hat. Damals war er bereits seit etlichen Jahren Mitarbeiter der Kinderspielstadt Simsalon, die alle zwei Jahre im Glaspalast stattfindet. Dort leitete er den Spielstadtsender Sim TV. „Die Gruppe im Jahr 2004 war so engagiert, dass wir beschlossen, eine Dauereinrichtung daraus zu machen“, erzählt Barth.

Sim TV als zweite Familie

Auch Robin und Patrick Müller gehörten zu den Pionieren der Akademie. In Simsalon waren sie als Kameramänner unterwegs, filmten die Show von Christina Uhland und viele Szenen aus der Spielstadt, die täglich auf einer Leinwand gezeigt wurden. „Sim TV, das war wie eine zweite Familie“, schwärmt Patrick Müller, mittlerweile 24 Jahre alt. Sein zwei Jahre älterer Bruder Robin berichtet, wie er als schüchterner Junge durch die Filmarbeit an Selbstbewusstsein gewonnen habe. „Das Tolle ist, dass hier alle gleichwertig sind. Ob Schauspieler vor der Kamera oder Techniker, alle zählen gleich viel“, sagt er. Und er ist überzeugt: „Ohne die Kinderfilmakademie wäre ich heute nicht der, der ich bin.“

Das Faszinierende am Filmen sei, dass „anders als im Sportverein, wo ich ein Fußballspiel gewinne und dann ist es vorbei, ich ein bleibendes Produkt habe“, sagt Robin Müller. „Noch heute schauen mein Bruder und ich uns die Akte-S-Filme auf Youtube an“, sagt er. Vor zehn Jahren waren die Brüder als Techniker dabei, als die spektakulären Krimis in Sindelfingen gedreht wurden – im Stiftsgymnasium, bei der Feuerwehr, auf der Rathausterrasse.

Patrick Müller reist als Kameramann um die Welt

Beide Müllers hat es auch beruflich in die Medienbranche gezogen. Robin Müller arbeitet für Microsoft, sein Bruder Patrick ist als Kameramann in der ganzen Welt unterwegs. Erst vor ein paar Tagen ist er von einem Dreh für Arte aus Indonesien zurückgekehrt. „Die Grundlagen habe ich bei Sim TV gelernt“, sagt er.

Der Kinderfilmakademie halten die Müllers die Treue. Gemeinsam mit Christina Uhland sind sie im Fachvorstand der Akademie und bei vielen Workshops dabei, um den jungen Teilnehmern das nötige Medien-Know-how zu vermitteln.

Mittlerweile genießt die Kinderfilmakademie einen Ruf, der weit über die Region hinaus reicht. Mit Preisen und Auszeichnungen ist Sim TV überhäuft worden. 2009 erhielt sie die Goldene Tigerente des SWR für den Film „de-luminated“, kurz darauf folgte der Jugendfilmpreis. Die jungen Filmemacher waren zu Gast bei Berlinalen in Berlin und mit ihrem Projekt „Kinderspielstadt Deutschland“ nicht nur in der gesamten Republik, sondern sogar in Japan unterwegs. Auch Robin und Patrick Müller waren 2009 mit auf Tour in Yokohama.

Siegfried Barth, der die Kinderfilmakademie viele Jahre lang ehrenamtlich leitete und sogar privates Geld investierte, ist seit einigen Jahren Angestellter der Stadt. Seine Mitgründer Fabian Krause und Tarek Musleh sind noch immer ehrenamtlich dabei. Aus der Kulturszene der Stadt ist Sim TV nicht mehr wegzudenken. Bei der Biennale 2017 stemmte die Akademie das Musical „Bühne der Träume“. Dieses Jahr organisierten die jungen Akteure maßgeblich die Technik für das Konzert „Meilensteine“ im Mercedes-Benz-Werk.

Die erste Generation der Kinderfilmakademie ist längst erwachsen. „Etwa die Hälfte arbeitet in der Medienbranche“, sagt Barth. Eine neue Generation Kinder – aktuell sind es etwa 120 – wird ausgebildet. Ihre Vorbilder heißen Christina Uhland, Robin und Patrick Müller.