Im Streit um mögliche Strafzinsen für Kleinsparer klagt die Verbraucherzentrale Baden-Württemberg gegen die Volksbank Reutlingen. Das kleine Genossenschaftsinstitut könnte 2018 mit der größeren Volksbank Sindelfingen fusionieren. Foto: dpa

Die Vereinigte Volksbank eG mit Sitz in Sindelfingen und die Volksbank Reutlingen wollen sich zusammentun. Damit reagieren die beiden Genossenschaftsinstitute auf das Niedrigzinsumfeld, die zunehmende Bürokratie und die Digitalisierung.

Stuttgart - Das Fusions-Karussell bei den Genossenschaftsbanken in der Region dreht sich weiter. Erst vor gut einer Woche hatte die Volksbank Stuttgart bekanntgebenen, den Zusammenschluss mit der Volksbank Göppingen für 2018 anzustreben. Die Stuttgarter würden dadurch mit einer Bilanzsumme von rund neun Milliarden Euro zur bundesweit drittgrößten Volksbank aufsteigen. Nun kündigen bereits die nächsten beiden Genossenschaftsinstitute an, einer Fusion prüfen zu wollen: Die Vereinigte Volksbank eG mit Sitz in Sindelfingen wäre in diesem Fall der größere Partner, die Reutlinger Volksbank der kleinere.

Beide Häuser „halten es für notwendig, Weichen rechtzeitig zu stellen, um den Anforderungen aus Niedrigzinsumfeld, Regulatorik und Digitalisierung gerecht zu werden“, heißt es in einer gemeinsamen Mitteilung vom Montag. Beide Banken seien kerngesund und erfolgreich. Überschneidungen bei den Filialen gibt es einem Sprecher des Sindelfinger Instituts zufolge keine. Dennoch will sich die Bank noch nicht dazu äußern, ob ein Zusammenschluss personelle Einschnitte zur Folge hätte.

Seit 1862 sind 32 Banken in dem Institut verschmolzen

Die Vereinigte Volksbank ist aus Fusionen der einstigen Volksbank Böblingen AG mit Instituten in Sindelfingen (1994), Weil der Stadt/Calw (2000) und Schönaich (2004) hervorgegangen und im vergangenen Jahr in eine Genossenschaft umgewandelt worden. Insgesamt seien seit 1862 bereits 32 Banken darin verschmolzen worden, so der Sprecher. Erst in diesem Jahr schlüpfte die Darmsheimer Bank eG unters Dach der Genossenschaftsbank, die mit 560 Mitarbeitern in 33 Filialen und neun SB-Stellen rund 108 000 Kunden betreut und eine Bilanzsumme von 2,7 Milliarden Euro aufweist.

Die Volksbank Reutlingen ist gemessen an ihrer Bilanzsumme von rund 1,3 Milliarden Euro etwa halb so groß. Sie beschäftigt 310 Mitarbeiter in 20 Filialen und betreibt 22 SB-Standorte. „Wir wollen in Zukunft die Marktpotenziale in unserem Geschäftsgebiet noch besser ausschöpfen“, wird Josef Schuler, der Vorstandschef der Volksbank Reutlingen, in der Mitteilung zitiert. Das Institut war zuletzt mit der Ankündigung von Negativzinsen für Privatkunden in die Schlagzeilen geraten.

Die Banken wollen zunächst Sondierungsgespräche führen, die nach Zustimmung des Aufsichtsrats in Verhandlungen münden würden. Sollten diese erfolgreich sein, könnte die Fusion dem Sprecher zufolge Mitte 2018 über die Bühne gehen.