Silvio Meißner spielte während seiner Laufbahn lange für den VfB Stuttgart. Foto: dpa/Oliver Dietze

Der ehemalige Bundesliga-Profi Silvio Meißner engagiert sich als Alltagsbegleiter und hilft Menschen in Not – gerade in Zeiten der Coronakrise eine Arbeit von unschätzbarem Wert.

Saarbrücken/Frankfurt - Rasenmähen für den pflegebedürftigen Nachbarn, ein Einkauf für die Seniorin in Quarantäne oder Putzhilfe beim einsamen Witwer - Silvio Meißner und seine „Alltagsbegleiter“ sind gern zur Stelle. Der ehemalige Fußballprofi, der 2007 mit dem VfB Stuttgart deutscher Meister wurde, hilft seit über einem Jahr in Saarbrücken Menschen in Not bei der Erledigung alltäglicher Aufgaben - gerade in der Coronakrise sei diese Arbeit „gefragter denn je“, wie Meißner im Gespräch mit dem Sport-Informations-Dienst erzählt.

Machen Sie mit beim VfB-Quiz: Kennen Sie Felix Magath?

Der 47-Jährige, das wird schnell deutlich, hat in seinem neuen Beruf seine Berufung gefunden. „Mich reizt es, dass man vielen Menschen helfen kann, die ansonsten zu Hause alleine auf sich gestellt wären, weil die Angehörigen und Kinder woanders wohnen und keine Zeit haben, sich um ihre Verwandten zu kümmern“, berichtet Meißner: „Im normalen Lebensalltag können diese Leute viele Dinge aber nicht mehr alleine erledigen.“

Der Arbeitsaufwand für die „Alltagsbegleiter“ ist enorm

Deshalb sind die Aufgabenbereiche vielfältig. Geschäftsführer Meißner und seine 25 Mitarbeiter machen Einkäufe, helfen im Haushalt, begleiten die Menschen zum Arzt oder erledigen Botengänge. „Wir gehen auch mit den Leuten spazieren oder schwimmen und unterstützen die Menschen allgemein bei dem, was sie früher so gemacht haben und jetzt alleine nicht mehr machen können“, erzählt Meißner: „Viele Menschen sind wegen Corona ängstlicher geworden und trauen sich nicht mehr vor die Tür.“

Der Arbeitsaufwand für die „Alltagsbegleiter“ ist daher enorm - doch Meißner macht dies nichts aus, im Gegenteil. „Wir bekommen große Dankbarkeit von den Leuten“, sagte er: „Das ist mehr wert als manch anderes.“

Fußball zum Beispiel. 250 Bundesligaspiele bestritt Meißner, zehnmal lief er gar in der Champions League auf. Zwölf Jahre nach seinem Karriereende vermisst er den Fußball aber kaum. Zwar berate er noch zwei unterklassige Spieler, wie er erzählte, aber ansonsten habe er sich komplett aus dem Geschäft zurückgezogen. „Weil da so viel Müll und Scheißdreck herumfliegt. Jeder lügt jedem ins Gesicht und heuchelt herum“, schimpft Meißner: „Da habe ich keine Lust mehr drauf gehabt.“

„Gespannt, ob die Politiker irgendwann die Kurve kriegen“

Deshalb schätzt der gebürtige Sachsen-Anhalter die „Echtheit“ in seinem neuen Job umso mehr. Doch auch dort prangert Meißner Missstände an, vor allem die aus seiner Sicht mangelnde Wertschätzung der Politik für Menschen in sozialen Berufen.

„Ich bin gespannt, ob die Politiker irgendwann die Kurve kriegen und dafür etwas mehr Geld rausrücken“, sagt Meißner: „Jetzt sagen sie, dass Pflegekräfte oder meine Mitarbeiter besondere Menschen sind, aber die haben vor drei oder vier Monaten genau den gleichen Job gemacht, nur hat da noch kein Hahn nach gekräht.“

Viele Entscheidungsträger, moniert Meißner, kennen den Alltag der Hilfsbedürftigen nicht. Es sei kaum zu glauben „wie viele Menschen in ihren Wohnungen regelrecht hausen, weil sie sich selber nicht helfen können. Das ist echt traurig“. Umso bedeutender sind daher Meißner und seine Alltagshelfer.