Gero Schweizer in seinem Restaurant im Stuttgarter Süden beim Probekochen eines Kapauns fürs Weihnachtsmenü Foto: Lichtgut/Oliver Willikonsky

Wohlorganisierte Menschen wissen längst, wie und wo sie den Jahreswechsel feiern werden. Hier ein paar Tipps für Unentschlossene, in welchen Locations was geboten wird.

Stuttgart - Das waren noch Zeiten, als der Jahreswechsel in Stuttgart mit einer rauschenden Ballnacht gefeiert werden konnte. Es hat sich ausgetanzt in der Liederhalle, Abendkleid und Smoking können im Schrank bleiben. Weder der Stuttgarter Liederkranz noch ein anderer Veranstalter bitten aufs Parkett. „Ich bedaure das sehr“, sagt Stefan Schultes, Präsident vom Liederkranz. Aber die erforderliche Resonanz sei leider nicht mehr gegeben: „Vielleicht ist auch die Zeit darüber hinweggegangen.“

Da trifft es sich gut, dass im Kursaal Bad Cannstatt getanzt werden darf: Bei einer großen Silvesterparty mit Getränken bis zum Abwinken, Snacks, eigenem Feuerwerk, Livemusik und DJ für 60 Euro ohne Sitzplatz-Reservierung.

Oder macht das „Dinner for One“ doch eher Appetit auf ein Dinner vom Feinsten? Bei Anfragen im Vertrauen auf bewährte Adressen erlebte mancher Gast allerdings eine Enttäuschung. Zum Beispiel in der Vinothek vom Hotel am Schlossgarten, die inzwischen mit Kooperationspartner Weingut Franz Keller betrieben wird und im Prinzip keine eigene Küche mehr hat – das Essen kommt nun mit dem Aufzug aus der großen Küche oben drüber.

Und deshalb gibt’s den hohen kulinarischen Anspruch im gleichen Haus ebefalls etwas weiter oben: Das Hotel am Schlossgarten serviert in der Zirbelstube ein Sieben-Gänge-Menü (225 Euro) und im Schlossgartenrestaurant, in dem angesichts der vielen Vorbestellungen auch mehr Plätze zur Verfügung stehen, ein Fünf-Gänge-Menü (99 Euro). Für den Blick aufs Feuerwerk kann ab 23.30 Uhr ein Plätzchen in der Panorama-Suite gebucht werden: für 69 Euro, Champagner und ein kulinarischer Gruß inklusive. In der John-Cranko-Lounge wird durchgefeiert bis in den Morgen.

Das Plenum macht Pause

Eine Enttäuschen erfährt man auch im Landtagsrestaurant Plenum, jahrelang als Logenplatz fürs Feuerwerk über Park und Stadt für viele Theaterbesucher erste Wahl und stets ausgebucht, bleibt es jetzt geschlossen. Wegen Betriebsferien vom 23. Dezember bis zum 8. Januar. „Das hat bei uns eine Familientradition“, sagt Sascha Kögel von der Pächterfamilie Benz, die auch den Schwanen in Köngen und ein Cateringunternehmen betreibt. Das Personal habe das ganze Jahr eine sehr hohe Belastung, da nutze man die Weihnachtszeit für richtige Erholungsferien. Dafür springt nun das Staatstheater selbst ein: Nach der Vorstellung der Komödie „Arsen und Spitzenhäubchen“ (bereits ausverkauft) darf im Foyer des Schauspiels bei Livemusik weitergefeiert werden. Für „Orpheus in der Unterwelt“ im Opernhaus gibt es noch Restkarten. Die Theatergastronomie List & Scholz sorgt fürs leibliche Wohl.

Gehobene Küche gibt’s auch in einem anderen Hotel: Im Hotel Le Méridien hat man sich ein ganzes Package für 160 Euro ausgedacht: Der Abend beginnt um 17.30 Uhr mit einem Konzert der vier Cellisten Quattrocelli im Neuen Schloss und wird mit einem Gala-Menü im Restaurant Le Cassoulet fortgesetzt. Ein Shuttle garantiert Bequemlichkeit auch bei Eis und Schnee.

Auch im Dorotheen-Quartier ist was los

Baliklachs Tsar Nicolaij, Sashimi vom Kobe-Rind trifft Jakobsmuschel, Atlantik-Steinbutt und Filet vom US-Beef: Klingt auch nicht schlecht. Und schmeckt wahrscheinlich noch viel besser, denn der Sternekoch Claudio Urru und sein Team vom Restaurant 5 in der Bolzstraße bereiten diese Köstlichkeiten für das Silvestermenü zu. Buchen kann man noch für 138 Euro für die Bar/Lounge im Erdgeschoss, wer erst zur Party um 23 Uhr kommen will, zahlt 20 Euro.

Die City wird in dieser Nacht der Nächte zur Partymeile. Denn das Erfolgsrezept, zuerst das Dinner und dann die Party, gilt auch im Dorotheen-Quartier. Wo vor einem Jahr noch Baustelle war, lässt Marco Grenz im Nesenbach den DJ nach dem Sechs-Gänge-Menü (für 109 Euro) schon um 22 Uhr von der Leine (für 20 Euro).

Gleich daneben, im Sansibar, wird nach dem Vier-Gänge-Menü um 24 Uhr die Big Bottle nach Piratenart stilecht mit dem Säbel geköpft: als schäumender Startschuss für die Party bis Sonnenaufgang (ab 19.30 Uhr, 169 Euro). Etwas ruhiger lässt man es im Bohnenviertel angehen. Am Acht-Gänge-Menü (260 Euro) wird im Restaurant Zauberlehrling zwar noch getüftelt, aber sicher ist, dass es ab 18.30 Uhr serviert wird und die Gäste um 23 Uhr hinauskomplimentiert werden. Es sei denn, man investiert noch mal 30 Euro. Dann darf man das neue Jahr auf der Dachterrasse begrüßen.

Um Verständnis für das Finale um 23 Uhr bittet auch Gero Schweizer von Schweizers Restaurant, bei dem das Menü um 19 Uhr mit Mousse vom Stör mit Kaviar und Jakobsmuschel beginnt (95 Euro).

Verlass ist wie jedes Jahr auf Krehl’s Linde in Bad Cannstatt, wo das Sieben-Gänge-Menü (mit Weinbegleitung 165 Euro) auf Wunsch auch nach veganem Prinzip zubereitet wird. „Wir verwenden viel Zeit und Liebe auf dieses Menü“, versichert Birgit Krehl. Aber es sei keine Selbstverständlichkeit, dass die Mitarbeiter zu diesem Großeinsatz bereit sind.

Der Gast dankt es nicht immer. Zum Beispiel, wenn er ohne rechtzeitige Absage nicht erscheint. Solche schlechten Erfahrungen haben Reservierungen nur gegen Vorkasse üblich gemacht. „Wir kaufen für dieses Menü besondere Ware ein und können nicht riskieren, dass etwas übrig bleibt“, sagt dazu Birgit Krehl. Die Gäste, heißt es allgemein, sehen das ein. Bleibt ihnen auch gar nichts anderes übrig. Denn auch der Wirt wünscht sich den perfekten Start als gutes Omen für das Jahr 2018.