Kommandant Roland Häberle ist einer von 70 Feuerwehrleuten. Ob man an Silvester arbeitet, darf jeder selbst entscheiden. Foto: Julia Bosch

Die Freiwilligen Feuerwehrleute in Vaihingen haben nie so richtig frei – auch nicht an Silvester. Sie löschen Brände, die durch unvorsichtiges Böllern oder Raketenabschießen entstehen. Ein Glas Sekt zum Jahreswechsel ist für viele nicht drin. Dafür haben sie jedes Jahr den gleichen Wetterwunsch.

Vaihingen - Ob er am Silvesterabend mit anstößt, wenn seine Familie und Freunde die Sektgläser erheben, weiß Roland Häberle noch nicht. Er ist Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr in Stuttgart-Vaihingen und weiß erfahrungsgemäß, dass die Vaihinger Feuerwehrleute in der Nacht vom 31. Dezember 2016 auf den 1. Januar 2017 zwischen drei und fünf Mal ausrücken werden müssen – so war es zumindest in den vergangenen Jahren.

Da man bei einem Feuerwehreinsatz auf keinen Fall Alkohol getrunken haben darf, bleiben auch an Silvester jedes Jahr eine ganze Reihe der 70 Freiwilligen Feuerwehrleute nüchtern. „Wir wechseln uns da ab“, sagt Roland Häberle, der seit knapp drei Jahren Kommandant der Feuerwehr in Vaihingen ist. Da die Tätigkeit bei der Feuerwehr eine freiwillige, zusätzliche Tätigkeit zum Hauptberuf ist, sei es wichtig, dass jeder selbst entscheiden könne. Er und seine Stellvertreter waren in den vergangenen Jahren an Silvester alle schon einmal im Einsatz – konnten aber auch schon mehrmals bei ihren Familien oder Bekannten bleiben.

Brennende Hecken, Sträuche, Mülltonnen – oder sogar Wohnungen

Trotz dieser Freiwilligkeit wird es personell auch an Tagen wie Silvester nie eng: „Viele unserer jungen Leute wollen unbedingt an Silvester mithelfen und trinken dann bewusst überhaupt nichts“, sagt Häberle. Wenn es zu einem Einsatz komme, seien durchschnittlich zwischen 20 und 30 seiner Leute innerhalb weniger Minuten da. Unter der Woche tagsüber seien es etwas weniger, etwa 15 Leute, weil die meisten eben zusätzlich auch geregelten Jobs nachgingen.

An Silvester selbst müssen die Freiwilligen Feuerwehleute vor allem deshalb ausrücken, weil viele Menschen nicht sachgemäß mit den Feuerwerkskörpern umgehen. „Es kommt immer wieder zu brennenden Hecken, Sträuchen oder Mülltonnen, weil die Raketen nicht richtig aufgestellt werden“, sagt Häberle. Manchmal würden die Raketen sogar in die Wohnungen schießen, weil die Feiernden nicht ausreichend Abstand zu den Häusern hielten. Ein weiteres Problem sei, dass viele derjeniger, die an Silvester böllerten, bereits alkoholisiert seien: „Das kann dann auch für die Menschen im Umkreis gefährlich werden.“

Tipp vom Experten: Raketen in Gefäße stellen, die mit Sand gefüllt sind

Da die Feuerwehrensätze an Silvester vor allem dem unsachgemäßen Umgang mit Feuerwerkskörpern geschuldet sind, hat Roland Häberle jedes Jahr denselben Wetterwunsch: „Für uns ist es am besten, wenn es an Silvester schneit oder regnet. Durch die Feuchtigkeit passiert deutlich weniger als bei Trockenheit“, sagt er.

Vergleichsweise selten müssen die Freiwilligen Feuerwehrleute dagegen wegen den typischen Silvester-Festmahlen ausrücken: Fondue oder Raclette. „Die Geräte sind mittlerweile so fortschrittlich, dass da kaum mehr etwas passiert“, sagt Häberle. Auch brennende Weihnachtsbäume während der Weihnachtszeit seien übrigens eher die Seltenheit – auch weil die meisten Menschen lieber Elektrokerzen oder Lichterketten an ihre Bäume anbringen als echte Kerzen aus Wachs.

Roland Häberle hat einige Tipps für eine sichere Silvesterfeier: „Unbedingt die Packungsbeilage der Feuerwerkskörper lesen.“ Es sei außerdem klug, Raketen in Flaschen oder Eimer zu stellen, die man vorher mit Sand oder Wasser befülle. Dann kippten diese weniger leicht um und die Raketen würden nicht irgendwo landen, wo man sie nicht haben wolle. Und Kinder sollten generell nie unbeaufsichtigt böllern.

Im August dieses Jahres hatten die Feuerwehrleute viel zu tun

Fragt man den Vaihinger Kommandant nach skurrilen Einsätzen, meint er: „Wir haben schon so vieles erlebt, dass für uns nichts mehr wirklich skurril ist.“ Vielmehr sei manchmal die Häufigkeit der Einsätze skurril, wie etwa im August dieses Jahres. „Da hatten wir mehr als 30 Alarme, darunter zwei Großfeuer und eine Wachbesetzung in der Innenstadt.“

Steht eine Wachbesetzung an, müssen einige der Freiwilligen Feuerwehrleute aus Vaihingen zur Wache der Berufsfeuerwehr am Rotebühlplatz. Die Berufsfeuerwehr meldet sich bei den verschiedenen Freiwilligen Feuerwehren in Stuttgart, wenn sie merken, dass sie zu knapp besetzt sein könnten. Dann rücken in der Regel zwölf Mann aus Vaihingen mit Feuerwehrfahrzeugen und Drehleiter an und halten am Rotebühlplatz die Stellung. Falls etwas passiert, übernehmen sie die Aufgaben der Berufsfeuerwehr.

2016 wurden die Feuerwehrleute zu etwa 220 Einsätzen gerufen

Die Einsätze bekommen die Vaihinger Feuerwehrleute, unter denen übrigens auch acht Frauen sowie drei weitere junge Frauen bei der Jugendfeuerwehr sind, auf einem Gerät gemeldet, das sie immer bei sich tragen. Darauf steht eine Kurzbeschreibung des Einsatzes – und wer kann, fährt so schnell wie möglich zum Feuerwehrhaus an der Bachstraße, zieht sich um und fährt gemeinsam zum Einsatzort.

In diesem Jahr wurden etwa 220 Einsätze auf den Meldern der Vaihinger angezeigt. Doch das ist noch nicht die ganze Arbeit: Mehrmals im Monat stehen Übungen an, sowie Zusatzpflichtveranstaltungen wie das regelmäßige Vorzeigen des Führerscheins oder ein Seminar zum richtigen Umgang mit den Atemmasken. Müde sind die Feuerwehrleute deshalb nicht, die Sicherheit der Vaihinger ist ihnen viel zu wichtig. Und dafür verzichten sie dann auch gerne auf das Glas Sekt an Silvester.