Mit mehr als 500 Beamten sichert die Polizei in der Silvesternacht die öffentlichen Plätze in Stuttgart. Foto: 7aktuell.de/Gabriel Span

Friedlich feiern die Menschen auf dem Schlossplatz in Stuttgart den Start ins Neue Jahr. Die Polizei muss nur selten eingreifen. Es gibt aber nicht nur glückliche Momente bei der Silvesterparty.

Stuttgart - Die Strategie der Stuttgarter Polizei ist aufgegangen: durch ihre massive Präsenz am Silvesterabend sind größere Zwischenfälle, aber auch Raub- und Sexualdelikte wie sie nach dem Jahreswechsel 2015/2016 in größerer Zahl angezeigt worden waren, nach den ersten Erkenntnissen der Polizei in der Stadtmitte weitgehend ausgeblieben. Es habe vor allem „silvestertypische Einsätze“ gegeben, teilte die Polizei mit.

Überall in der City begleiteten Beamte – auch von der Landes- und Bundespolizei – das Treiben zum Jahreswechsel auf den Plätzen und Straßen der Landeshauptstadt. „Unser Konzept, das wir gemeinsam mit unseren Sicherheitspartnern erarbeitet haben, erhöhte die Sicherheit zum Jahreswechsel deutlich“, sagte Harald Weber, der den Polizeieinsatz in der Nacht leitete. Bereits kurz nach dem Jahreswechsel gab er kurz nach Mitternacht auf Anfrage unserer Zeitung die Auskunft, dass es im Stuttgarter Zentrum „weitgehend ruhig“ geblieben war.

Tausende Menschen verabschiedeten das Jahr 2016 im öffentlichen Raum wobei gerade zum Jahreswechsel der Schlossplatz – aber auch viele höher gelegene Orte mit der Option auf einen guten Blick ins Tal – zum Treffpunkt der Menschen wurde, die das neue Jahr mit Feuerwerk und Böllern begrüßen wollten. Die Inversionswetterlage verhinderte jedoch von den Höhen- und Halbhöhenlagen oft den Blick auf die Stadt.

Menschen aller Generationen und vieler Nationen hatten sich zwischen Neuem und Altem Schloss, Württembergischem Kunstverein, Kunstmuseum und Königsbau Passagen versammelt. Bereits deutlich vor dem Jahreswechsel haben sich viele Stuttgarter, aber auch Besucher aus der Region und Touristen, an dem zentralen Platz der Stadt eingefunden – oft, nachdem sie zuvor mit Freunden oder mit der Familie in einer der Lokalitäten gespeist hatten.

Kontakt mit den Eltern in Syrien

Dabei wurde schnell deutlich: Leid und Freud liegen oft nur wenige Meter auseinander. Während eine Teenagerin beispielsweise lautstark ihrem Frust Luft verschafft, weil sie von ihrem Freund just am Abend des Jahreswechsels den Laufpass bekommen hat und sie nun ihren Kummer mit Wodka und Red Bull zu vertreiben sucht, ist der 22-jährige Ahmed aus Syrien überglücklich, über das kostenfreie Internet zu seinen Eltern in der Heimat in Kontakt zu bleiben. Während Ahmed mit seinen Freuden noch auf den Jahreswechsel wartet, hat 2017 in seiner Heimat bereits begonnen. „Ich hoffe, dass ich bald wieder mit ihnen zusammen sein kann“, sagt der 22-Jährige, dem bei diesen Worten die Tränen in die Augen schießen.

Der Eindruck mag täuschen, aber es scheint, als ob vom Schlossplatz aus in diesem Jahr weniger Silvesterraketen als in den Vorjahren in den dunklen Himmel starten – stattdessen geht es augenscheinlich lauter als bei den früheren Feiern zum Jahreswechsel zu, weil viele Böller, darunter auch sogenannte Kanonenschläge, sich mit gewaltigem Lärm durch ihre Zündung in Müll und Feinstaub verwandeln. Schon eine gute halbe Stunde vor Mitternacht werden viele Feuerwerkskörper gezündet, ohrenbetäubend ist der Lärm dann endgültig in der Zeit von 23.55 Uhr bis kurz nach Mitternacht.

Vor allem viele sogenannte Feuerwerksbatterien werden gezündet und so das neue Jahr begrüßt. Viele Menschen liegen sich in den Armen, küssen und drücken sich und man kann Neujahrswünsche in allen Sprachen hören. Nicht selten werden diese vom Schlossplatz mittels Mobiltelefon auch in alle Welt geschickt.

Grüße vom Schlossplatz in alle Welt

Der 19-jährige Marco lässt sich vom Lärm der explodierenden Feuerwerkskörper nicht davon abhalten mittels Telefon und Messenger seine Freunde in aller Welt zu grüßen. Teilweise auch mit Bewegtbildern, die er mittels Livestream vom Handy aus übermittelt, während er und Freude jubelnd in die Handykamera winken. Eher ruhig und intim daneben ein älteres Ehepaar: „Das ist für uns seit mehr als 50 Jahren ein Pflichttermin“, sagt der Mann, als er gefragt wird, wieso er hier sie: „Wir haben uns an einem Silvesterabend hier am Schlossplatz kennengelernt“, ergänzt seine Frau. Namentlich wollen sie aber nicht genannt sein. „Das ist allein unser Moment“, so der frisch verliebt wirkende Mann.

Die Beamten der Polizei, die mit erhöhter Aufmerksamkeit das Treiben im Zentrum verfolgten, mussten hin und wieder auch eingreifen, größtenteils verlief der Abend für sie aber ohne viel Action. Auch hatte die Polizei nicht vergessen, den Schlossplatzbesuchern die besten Wünsche mit auf den Weg zu geben. Auf dem Laufband einer auf einem Einsatzwagen montierten Anzeigetafel erschien fortlaufend. „Die Polizei wünscht ein gutes neues Jahr.“