Der elfjährige Pier Luca Foto: Max Kovalenko

Pier Luca ist eigentlich ein ganz normaler Fünftklässler. Aber wenn er über Musik redet, klingt er wie ein richtiger Profi. Vor nunmehr bald drei Monaten hat er die Talentshow für junge Musiker „Dein Song“ gewonnen. Er weiß genau, wie seine Lieder klingen sollen.

Pier Luca ist eigentlich ein ganz normaler Fünftklässler. Aber wenn er über Musik redet, klingt er wie ein richtiger Profi. Vor nunmehr bald drei Monaten hat er die Talentshow für junge Musiker „Dein Song“ gewonnen. Er weiß genau, wie seine Lieder klingen sollen.

Stuttgart - Wenn es um Musik geht, macht dem elfjährigen Pier Luca so schnell keiner etwas vor. Er spielt Geige und Klavier, hat sich selber ein wenig Gitarre beigebracht und komponiert seit der ersten Klasse seine eigenen Lieder und Melodien. Vor nunmehr bald drei Monaten hat er die Talentshow für junge Musiker „Dein Song“ im Kinderkanal (Kika) gewonnen. Er setzte sich im Finale als jüngster mit seinem Lied „Lost without the Music“ (englisch für: Verloren ohne die Musik) gegen die Konkurrenz durch und darf sich jetzt „Songwriter des Jahres 2014“ nennen.

Bei Pier Luca zu Hause in Vaihingen ist wieder der Alltag eingekehrt. Es habe sich wenig verändert, meint er. An der Schule war sein Erfolg bei „Dein Song“ nie ein großes Thema. Seinen Freunden sei es wichtiger, dass er beim Fußballspielen viele Tore schießt. Der rotblonde Junge ist auf dem Boden geblieben, hat noch die gleichen Pläne und Hobbys wie vor der Teilnahme bei „Dein Song“.

Wenn er groß ist, würde er gerne von der Musik leben. „Aber ob ich das schaffe, weiß ich natürlich nicht“, sagt er. Von dem Preisgeld würde er sich gerne ein Schlagzeug kaufen, aber das wäre so laut, dass es auch die Nachbarn immer hören würden. Also besucht er ab und zu einen Freund, um auf dessen Schlagzeug zu spielen. Nur an seine Kompositionen geht Pier Luca mit einem anderen Anspruch heran als noch vor einem Jahr. „Damals habe ich nur so ein bisschen Melodien komponiert“, erklärt er. „Seit ich mit ‚Dein Song’ in Ibiza war, sind meine Lieder irgendwie vielschichtiger. Die haben mehr Grund“.

Das habe er von seinem Coach DJ Bobo gelernt. Der Schweizer Musiker war es auch, der aus Pier Lucas’ Ballade ein Partylied machen wollte. Damals war der Junge erst mal geschockt. „Aber ich habe gelernt, dass es nicht immer schlecht sein muss, wenn man einem Lied ein anderes Tempo gibt.“ Beide, Pier Luca und Dj Bobo, haben sich ein Stück weit durchgesetzt und am Ende einen musikalischen Kompromiss geschlossen.

Wenn er anfängt, über Musik zu fachsimpeln, klingt Pier Luca wie ein echter Profi. An Weihnachten hat er eine Audioschnittstelle bekommen, mit der er seine eigenen Lieder am Computer aufnehmen und bearbeiten kann. „Das war am Anfang schwer zu verstehen, aber das ist eigentlich nur logisches Denken“, sagt er. „Das habe ich ganz schnell gecheckt.“ Jetzt kann er mit mehreren Tonspuren arbeiten und seine Lieder mit Klangeffekten aufpeppen. „Ich habe aber nur das kleine Programm, bei dem man mit 20 Tonspuren arbeiten kann“, sagt er. „Professioneller wäre es mit 40 oder 45 Spuren.“ Aber auch da habe er Tricks gefunden, mit denen er sich behelfen kann. Gleich nach der Show begann er, an zwei neuen Liedern zu arbeiten, manchmal drei bis vier Stunden am Tag: Einem Popsong und einer Ballade.

Die Idee zu dem Popsong ist ihm gekommen, als er sein Keyboard merkwürdig eingestellt hatte. Der Klang gefiel ihm, und er verfolgte die Idee über Wochen hinweg weiter. Jetzt ist es ein flottes Gute-Laune-Stück geworden, bei dem man von ganz alleine anfängt mitzuwippen. Nur einer ist kritisch, sieht noch Luft nach oben: Pier Luca.

„Den Gesang muss ich neu machen, das klingt noch nicht so gut.“ Er stellt sich an das Keyboard und drückt ein paar Knöpfe, seine Finger springen über die Tasten und die Melodie des Liedes erklingt. Dann versinkt er in seinem Spiel, kommentiert nur noch abwesend: „Hey, diese Einstellung hatte ich noch gar nicht ausprobiert.“

Früher hat er klassische Musik komponiert, dann Balladen, mittlerweile ist Pier Luca beim Pop angelangt. Seine Texte schreibt er alle selbst und auf Englisch. Das dauere doppelt und dreifach so lange, wie er für deutsche Texte brauchen würde. Aber das ist beim Pop halt so, meint er achselzuckend; außerdem klingen englische Texte besser.

Irgendwann einmal ein eigenes Album herauszubringen fände er cool, aber auch das hat noch Zeit. Über „Dein Song“ steht er mit einem Musikproduzenten im losen Kontakt. Der ist ein Ansprechpartner, falls Pier Luca Fragen hat. Einen Vertrag hat er noch nicht in Aussicht, und er will vorerst auch keinen. Im Moment fiebert er vor allem dem Finale der WM entgegen, wie ein ganz normaler Elfjähriger.