Sido und Savas (r.) Foto: Lichtgut/Julian Rettig

Kool Savas und Sido sind in der ausverkauften Porsche-Arena aufgetreten. Die beiden deutschen Rapper zelebrierten in Stuttgart ihre größten Hits.

Stuttgart - Bescheidenheit ist ihre Sache nicht. „Zwei der Besten, die je geboren wurden“ – so nennen Kool Savas und Sido sich. Sie werfen sich ihre schnellen, gereimten, zotigen Sprüche zu, am Samstagabend, in der Porsche-Arena. Mit sechstausend Besuchern ist diese Halle ausverkauft, zu feiern gibt es etwas ganz besonderes: Zwei Stars des ganz großmäuligen deutschen Raps starten in Stuttgart ihre Tournee. Beide traten nie zuvor gemeinsam auf, waren aber bei dem selben Label, gegründet in einem Kreuzberger Keller, bei Royal Bunker. Nach ihm haben sie ihr Album benannt, und mit diesem Album beweisen sie schlagfertig, dass ihre Pubertät längst noch nicht zu Ende ist.

Leicht gealterte Herren

Sido feierte seinen 37. Geburtstag jüngst im November, Kool Savas rappt schon der Fünfzig entgegen – die Energie ist ihnen geblieben, die Zoten sind ihnen treu und ihre Beats sind hart wie eh und je. „Royal Bunker“, die Anrufung der Anfänge, funktioniert für Sido und Savas als Jungbrunnen; an ihrem persönlichen Mythos strickten sie zuvor schon, jeder für sich. Neun von 14 Songs des Albums wurden als Singles ausgekoppelt – sie alle gehören zum Programm, an diesem Abend, viele Stücke, die Savas und Sido auf eigenen Alben veröffentlichten, ebenfalls. Die Show beginnt mit einer schnellen Videocollage zu beiden Karrieren, ein Vorhang fällt und Feuersäulen steigen auf zur Decke. „Haste nicht gesehen“ heißt das erste Stück, „Normale Leute“ heißt das zweite. Dann versichern die bösen Buben ihrem Publikum, dass „Alles noch beim Alten“ ist. Gleich rappt Kool Savas seine unverblümte Aufforderung zu Oralverkehr, „L.M.S.“, und die Porsche-Arena, Männer wie Frauen, singt den unsittlichen Refrain.

Zwei DJs und ein Backgroundchor, der die Soul-Momente im schmutzig-schnellen Silbenhagel versüßt, begleiten Sido und Savas. Die Bühne ist gestaffelt, hoch droben, bei den DJs, turnt manchmal Sido herum, der – Überraschung! – einmal, nach einem langen Solo von Savas, auch durch einen Seiteneingang ins Publikum spaziert und sich dort, viel cooler noch, an die Brüstung lehnt. Es gibt zwei Stege, die die Rapper ganz nahe an ihre Fans heranführen, mal steht jeder von ihnen auf seinem eigenen, Sido in Weiß, Kool Savas in Schwarz, mal stehen sie nebeneinander, weit vorne, reimen gemeinsam oder gegeneinander, nicken den Zuschauern zu und greifen sich einen heraus, der mit dem Smartphone hantiert. Ganz überflüssig sei das, weiß Savas, denn Sido schrieb ja einen Hit, der weiß, dass die besten Bilder im Kopf entstehen. Die Handys werden natürlich trotzdem gebraucht, dürfen leuchten wie nie, wenn der „Astronaut“ kommt, noch ein Hit aus Sidos Vorrat, der gefeiert wird.

Sprücheklopfer unter sich

Die DJs befeuern die beiden, die rastlos Sprüche klopfend auf der Bühne hin und her laufen, mit sehr harten, trockenen Rhythmen, Samples; ihre Bässe sind so mächtig, dass die Halle zittert. Nur manchmal, etwa bei „Neue Welt“, wird erst ein ruhiges Pianosolo eingespielt, bei dem auch die Männer im Hintergrund selig mit den Armen durch die Luft fahren, so wie es die Fans zwei ganze Stunden lang tun. Dann kracht es wieder, zuckt es wieder. Kool Savas ist der kräftigere, seine Stimme klingt schneidender, bissig; Sido, größer, schmaler, gibt sich jovial. An Tempo schenken sie sich nichts. „Klar, Dicker!“, ruft Savas Sio zu. „Lass die jungen Leute rappen“, tönt Sido, später dann. „Ich find’ es geil. Aber gestandene Männer, die das Leben schon ein bisschen gelebt haben, haben etwas zu erzählen.“ Auch wenn Sido und Savas in der Porsche-Arena vor allem eines immer wieder erzählen, nämlich wie jung sie selbst sich fühlen – sie überzeugen dabei doch noch ganz.