Beim Krautfest im vergangenen Jahr dienten unter anderem quer gestellte Feuerwehrfahrzeuge als Absperrungen. Foto: Archiv Malte Klein

In Stuttgart werden dauerhafte Sicherheitsvorkehrungen gegen Anschläge aufgebaut. Wie sieht es in Filderstadt und Leinfelden-Echterdingen aus?

Filderstadt/L.-E. - Die Stadt Stuttgart nimmt ordentlich Geld in die Hand, um die Innenstadt sicherer zu machen: 1,5 Millionen Euro werden verwendet, um Sperren, Poller und veränderte Straßenverläufe einzurichten. So sollen die zentralen Plätze in der Stadt, auf denen die meisten Feste und Veranstaltungen stattfinden, vor Terroranschlägen geschützt werden, beispielsweise beim Weihnachtsmarkt oder beim Hamburger Fischmarkt. Bei Anschlägen wie in Nizza oder Berlin rasten die Täter mit Fahrzeugen in Menschenmengen.

Gibt es ähnliche Pläne auf den Fildern? In Leinfelden-Echterdingen sind derzeit keine dauerhaften Schutzvorrichtungen geplant. „Wir sehen aktuell keine Dringlichkeit, etwas zu tun“, sagt Gerd Maier, der Leiter des städtischen Ordnungsamts. Selbstverständlich sei man in regelmäßigem Kontakt mit der Polizei, um die Gefährdungslage zu beurteilen. „L.-E. ist nicht Nizza oder Berlin“, so Maier. Leinfelden-Echterdingen gehöre „bei aller Liebe“ nicht zu den Großstädten, die eher im Visier für solche Anschläge stehen.

Großes Potenzial sehe man nicht

Freilich gebe es aber temporär einsetzbare Schutzmöglichkeiten. So käme etwa beim Krautfest – dem größten Fest Leinfelden-Echterdingens mit rund 40 000 Besuchern – ein Slalomkurs auf den umliegenden Straßen zum Einsatz, um die dort fahrenden Autos herunterzubremsen. Weitere Details verrät Gerd Maier nicht: „Aus taktischen Gründen sagen wir dazu nichts weiter.“ Das System funktioniere schließlich nicht, wenn alle Sicherheitseinzelheiten bekannt wären. Maier bestätigt aber: „Großes Potenzial sehen wir bei uns nicht.“

In Filderstadt sieht man die Lage ganz ähnlich. „Bisher gab es bei unseren Veranstaltungen keinen Hinweis auf überhöhte Terrorgefahr“, erklärt Jan-Stefan Blessing, der Leiter des dortigen Ordnungsamts. Das habe die jeweilige Gefahreneinschätzung der Polizei ergeben.

Das liegt laut Blessing vor allem an den Veranstaltungen in Bernhausen, Bonlanden, Plattenhardt, Sielmingen und Harthausen: „Nach Bernhausen kommt vielleicht noch der Sielminger, aber meist niemand von weiter weg“, beschreibt er. In Stuttgart sähe das beispielsweise mit dem Weihnachtsmarkt, zu dem Besucher aus aller Welt anreisen, anders aus. „Wir haben Veranstaltungen, zu denen nicht mehr als 5000 Personen kommen, sie haben keinen überregionalen Charakter.“ Solange es also noch keine landeseinheitliche Empfehlung gebe, ab welcher Größe Veranstaltungen besonders geschützt werden müssen, werde sich am Vorgehen der Stadt auch erst einmal nichts ändern.

„Feste haben Ortsteilcharakter“

„Es ist Pech und Glück zugleich“, sagt Jan-Stefan Blessing, „dass unsere Feste Ortsteilcharakter haben und wir bei der Sicherheitslage nicht mit Gefahr rechnen.“ Man stehe natürlich im Austausch mit der Polizei, und es gebe auch Sicherheitskonzepte, die angewandt werden müssen. „Bei Veranstaltungen, bei denen über 2000 Personen erwartet werden, führen wir Einzelgespräche mit dem Veranstalter, um die Sicherheit zu bewerten“, erklärt Blessing.

Zu den bekanntesten Festen in Filderstadt zählt der Pferdemarkt, außerdem das Bärenfest und das Sai-Fescht. In Leinfelden-Echterdingen ist es besonders das Filderkrautfest, das viele Besucher anzieht, oft bezeichnet als Deutschlands größte Krauthocketse, sowie das Echterdinger Bürgerfest und die Feiern der Freiwilligen Feuerwehr.