Unterwegs am S-Bahn-Halt Hauptbahnhof: Mehr Uniformen sollen für mehr Sicherheit sorgen. Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Mit großem Personalaufwand sind die Stuttgarter Polizei und die Bundespolizei seit einem Jahr in Brennpunkten in der Innenstadt unterwegs. Das lohnt sich durchaus – sorgt aber anderswo für Lücken, meint unser Polizeireporter Wolf-Dieter Obst.

Stuttgart - Die Erkenntnis überrascht nicht: Wo viel Polizei regelmäßig und konsequent zugange ist, da bilden sich nur schwerlich Brennpunkte. Das weiß man freilich nicht erst seit der Sicherheitskonzeption Stuttgart, bei der seit einem Jahr durchschnittlich 75 Beamte von Landes- und Bundespolizei zusätzlich im Stadtzentrum zwischen Mailänder Platz und Rotebühlplatz auf Streife sind. Schon 1998, als die Polizei und der Bundesgrenzschutz erstmals mit gemeinsamen Streifen ein „Sicherheitsnetz“ knüpften, lautete der Grundsatz: Viel hilft viel.

Seither hat es immer wieder solche Großaktionen gegeben, die das Sicherheitsgefühl in der Stadt verbessern sollten. Mal hieß es „Sicherheitskooperation“, mal „Sicherheitspartnerschaft“, mal „Sichere Innenstadt“. Mal baute man eine mobile Wache im Schlossgarten auf, mal eine ganze Videoüberwachung in der Rotebühlpassage. Stets lautete die Bilanz: Gefahr gebannt, Lage entschärft. Probleme nicht gelöst, nur verlagert.

Die Anstrengungen brauchen viel Personal

Der Preis ist hoch, eine Kraftanstrengung. Man braucht viel Personal dazu. Und weil die Landesregierungen der letzten Jahrzehnte immer wieder Personal abgebaut haben, muss sich die Polizei mit weniger Leuten auf Schwerpunkte konzentrieren. Deshalb ist es für die Stuttgarter Polizei auch schon ein Erfolg, dass man länger als ein Jahr mit großer Verstärkung ins Rennen gehen darf.

Doch es gibt auch eine Kehrseite der Medaille. Während man in der Innenstadt den großen Aufmarsch fährt, macht die Polizei in den Außenbezirken die Lichter aus. In den Neckarvororten sollen Posten geschlossen werden, in Untertürkheim und in Degerloch will die Polizeiführung das einstige Revier nachts schließen. Das sorgt für Unruhe und für Unmut. Auch in anderen Städten des Landes werden Begehrlichkeiten geweckt: Muss man nicht auch in Freiburg und im stärker belasteten Mannheim Sondertruppen aufstellen? Auch das ist seit 1998 nicht neu: Irgendwann ist noch jede Schwerpunktaktion wieder eingestellt worden – wegen Personalmangels.

wolf-dieter.obst@stzn.de