Frank Nopper (rechts) im Döner-Lokal Alaturka von Yüksel Dogan Foto: Ines Rude/l

Am Wochenende hatte sich OB Frank Nopper in einem Döner-Lokal an einer Spendenaktion für die Erdbebenopfer in der Türkei beteiligt. Zwei Stadträtinnen finden den Auftritt eher peinlich. Der OB zeige zu wenig Empathie.

Die Erdbebenkatastrophe nimmt auch die Stuttgarter FDP-Stadträtin Sibel Yüksel mit. Mehrere Zehntausend Tote, dazu die schleppend angelaufene Hilfe durch die Türkei in dem insbesondere von Kurden bewohnten Gebiet, all das geht ihr nahe. Und auch die Reaktion der Verwaltungsspitze im Rathaus durch Oberbürgermeister Frank Nopper (CDU) ärgert Yüksel, deren Familie aus der Türkei stammt.

„Erst hat man einige Tage lang gar nichts gehört dazu“, sagt die FDP-Stadträtin. Dann habe es im Gemeinderat eine Gedenkminute gegeben, „die aber nur wenige Sekunden lang ging“, kritisiert Yüksel OB Nopper. „Das war schon seltsam.“ Auch die Pressemitteilung der Verwaltung, zu der der Oberbürgermeister eher „gedrängt werden musste“, habe sich in einigen wenigen Sätzen erschöpft. Schon das fand Yüksel sehr unangemessen gegenüber „etwa 50 000 Menschen in Stuttgart“, die ihre Wurzeln in den vom Erdbeben betroffenen Ländern hätten und damit „direkt oder indirekt betroffen sind“, erklärte die Stadträtin. „Auch viele Stuttgarter haben dort Angehörige verloren“, betont Yüksel.

FDP-Stadträtin findet Noppers Auftritt „klischeehaft“

Statt dass der OB aber, wie die FDP-Frau findet, einen der Vereine, etwa den Alewitischen Verein, besuche, die überaus aktiv in der Katastrophenhilfe seien, lasse sich Nopper in einem Döner-Stand ablichten. „Klischeehafter geht’ s nicht“, findet Yüksel.

Der Oberbürgermeister hatte am Wochenende im Rahmen der Aktion „Stuttgart hilft“, die Teil der bundesweiten Aktion „Deutschland hilft“ ist, das Döner-Lokal Alaturka an der Olgastraße besucht und dort mit dem Messer selbst Hand angelegt an den Fleischspieß. Sibel Yüksel hätte sich stattdessen einen anderen Auftritt mit mehr Empathie vom OB gewünscht. „Das ist zu wenig Anteilnahme, das ist nicht ausreichend“, sagt sie über das Verhalten von Nopper.

Rühle: Zeichen setzen für Geflüchtete

Das geht auch Petra Rühle so. Die Fraktionsvorsitzende der Grünen im Gemeinderat fordert ein „Signal in die Stadtgesellschaft, dass Empathie da ist angesichts der Nöte, der Sorgen und Ängste der Menschen.“ Man müsse auch zeigen, „dass man hinter den Menschen steht“, sagt die Stadträtin. Für Petra Rühle ist das eigentlich eine „Selbstverständlichkeit“. Der bisherige Auftritt von OB Nopper gehe dagegen „in die falsche Richtung“. Zumal es in Stuttgart von vielen Gruppen ein großes Engagement gebe, den Erdbebenopfern und ihren Angehörigen zu helfen. Rühle ist im Übrigen der Ansicht, dass die Verwaltung sich auch Gedanken machen müsste, wie gegebenenfalls Betroffene aus dem Erdbebengebiet in Stuttgart aufgenommen werden könnten.

Auch vor dem Hintergrund der Debatte über die Frage, wie viele Geflüchtete man im Land noch aufnehmen könne, müsse die Stadt „ein Zeichen setzen, dass Stuttgart weiter offen ist für Menschen, die vor Krieg und Katastrophen fliehen“, fordert Rühle.