Eine Stellungnahme des Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann liegt bislang nicht vor. Foto: www.7aktuell.de/Rainer Hauenschi

Die Schwäbisch Gmünder Linken kritisieren den Auftritt einer fast nackten Stadträtin als sexistisch und werfen dem Gmünder OB Wortbruch vor. Auf Facebook bekommt das Einhorn dagegen viel Zuspruch.

Schorndorf - Die Diskussionen über den Auftritt einer Gmünder Linken-Stadträtin als Einhorn haben eine politische Dimension erreicht. Die Schwäbisch-Gmünder Linken werfen dem Oberbürgermeister Richard Arnold Selbstinszenierung und Sexismus vor und verlangen von ihm eine Entschuldigung.

Der Fraktionsvorsitzende der Linken, Sebastian Fritz, und der Ortsvorstandssprecher Alexander Relea-Linder schreiben in einer Erklärung, der freizügige Auftritt der Stadträtin Cynthia Schneider sei „mit niemandem aus Partei und Fraktion abgesprochen“. „Der Auftritt wird als unglücklich betrachtet und bedauert“, so die beiden weiter.

Hat der Gmünder OB die Stadträtin gegen ihren Willen geoutet?

Im Wesentlichen gilt ihre Kritik dem Gmünder CDU-Rathauschef. Dieser habe Schneider vor der Eröffnungsfeier zugesagt, dass ihr Auftritt inkognito erfolgen werde – und dann „ohne Not“ Name und Funktion Schneiders genannt. Dass Arnold gesagt habe, „so sehen bei uns im Ostalbkreis Stadträtinnen aus“, sei ein Beispiel dafür, dass der Oberbürgermeister „sexistische Inszenierungen und Aussagen“ in den Dienst einer PR-Kampagne für die Stadt „und vor allem des Stadtoberhauptes selbst“ stellen würde.

Und was sagt der Oberbürgermeister selbst zu diesen Vorwürfen? Den Einhorn-Auftritt an sich bedaure Richard Arnold nicht, sagt der Schwäbisch Gmünder Pressesprecher: „Aber es tut ihm leid, dass die Person Cynthia Schneider so in den Mittelpunkt gerückt ist, das war nicht das Ziel“, sagt Markus Herrmann. Man habe deswegen beispielsweise auch im Vorfeld keinen Namen genannt oder keine Pressekonferenz zu der Aktion abgehalten: „Es sollte nur um das Einhorn gehen.“

Richard Arnold wollte Cynthia Schneider nicht bl0ßstellen

Auf Cynthia Schneider als Einhorn-Model sei man ausschließlich wegen ihrer Erfahrung mit Body Painting gekommen – nicht, weil sie Stadträtin oder Linken-Politikerin sei. „Dass ihm auf der Bühne ihr Name rausgerutscht ist, tut dem Oberbürgermeister leid. Er wollte Cynthia Schneider weder bloßstellen noch promoten“, sagt Markus Herrmann. Dies sei dem Eifer des Gefechts geschuldet gewesen. „Der OB und Cynthia Schneider stehen in engem Kontakt, es gibt keine Irritationen zwischen den beiden“, betont Herrmann.

Die Gmünder Stadträtin, die am Wochenende mit nicht viel mehr auf der Haut als Farbe und einem Höschen aufgetreten war, hatte gegenüber unserer Zeitung erklärt, sie habe das Gmünder Wappentier lebendig werden lassen wollen. An der Performance zur Eröffnung der Remstal-Gartenschau scheiden sich seitdem die Geister.

Auf unserer Facebook-Seite scheidet das fast nackte Einhorn die Geister

Auf unserer regionalen Facebook-Seite bekommt die Stadträtin vor allem Zuspruch: „Daumen hoch“, schreibt ein Nutzer. „Ich sehe das als künstlerische Freiheit“, formuliert ein anderer. „Die Kinder haben anscheinend verstanden, dass es um Kunst ging, nicht um die Nacktheit“, meint eine Frau. „Eine mutige Frau, Respekt“, schreibt jemand. Andere Kommentatoren werfen Kritikern Prüderie vor.

Aber auch die Kritiker melden sich zu Wort: „Heutzutage muss ja immer alles freizügig sein, oder es wird als normal abgestempelt“, schreibt eine Frau. „Man sollte sich seines Amtes schon noch bewusst sein“, findet eine Facebook-Nutzerin. „Und dann noch die vielen Kinder drumherum, manche haben einfach keinen Anstand“, meint ein anderer.