Sieht der Friseur nur so aus wie der Bauer, oder ist er es wirklich? Shaun, Bitzer und die Schafe rätseln im ersten Kinofilm zur TV-Serie „Shaun das Schaf“. Foto: Verleih

Vergnügen für Groß und Klein: Der großartige neue Langfilm der britischen Knetanimations-Spezialisten Aardman „Shaun das Schaf“.

Filmkritik und Trailer zum Kinofilm "Shaun das Schaf"

Als Shaun das Schaf 1995 seinen ersten Auftritt als Nebenfigur im Oscar-prämierten Animations-Kurzfilm „Wallace und Gromit unter Schafen“ der britischen Aardman Studios hatte, ahnte wohl keiner, was aus dem putzigen Kerlchen noch werden sollte. 2007 avancierte er zur Hauptfigur der TV-Serie „Shaun das Schaf“, einer deutsch-britischen Koproduktion, von der bislang 130 Folgen à sieben Minuten ausgestrahlt wurden. Nun, 20 Jahren nach seiner „Geburt“, bringen die Knetanimations-Spezialisten von Aardman den ersten Langfilm mit ihrem wolligen Helden in die Kinos.

» Trailer zum Kinofilm "Shaun das Schaf"

Die kurzen TV-Abenteuer drehen sich meist darum, wie der clevere Schaf-Teenager Shaun und seine Herde dem Alltagstrott auf dem Bauernhof zu entfliehen trachten und dafür den Farmer und den etwas stumpfsinnigen Hütehund Bitzer austricksen. Auch der Kinofilm mit einem solchen Versuch: Um sich einen schönen Tag im Bauernhaus zu machen, schläfert die Herde den Farmer mittels Schäfchenspringens ein und verfrachtet ihn in einen Wohnwagen. Dessen Bremsen lösen sich unverhofft und der Wagen kullert samt schlummerndem Insassen in die nahe Großstadt (die nur „Big City“ heißt, aber stark an London erinnert).

Schon bald merken die Schafe, dass das Leben ohne den für sie sorgenden Farmer auf Dauer doch nicht so spaßig ist, und so macht sich erst Shaun allein auf in den Stadt, um ihn zu suchen, und dann die ganze Herde und Bitzer. Erschwert wird das Vorhaben durch einen fiesen Tierfänger, vor allem aber durch die Tatsache, dass der Farmer beim unsanften Stopp des Wohnwagens erst sein Gedächtnis verloren hat und dann auch noch durch Zufall zum gefeierten Friseur wird.

Genügend Spaß auch für Erwachsene

Allein die Sequenz über den kometenhaften Aufstieg des frisch gebackenen Starfriseurs, inklusive Social-Media-Kampagne und Beteiligung des Streetart-Künstlers Banksy, macht die Qualitäten und den stilsicheren britischen Humor des Aardman-Teams deutlich: Neben einer hohen Dichte kindgerechten, anarchischen Slapsticks bieten jede Menge pfiffiger ironischer Popkultur-Referenzen auch genügend Spaß für die Erwachsenen.

Vor allem Verweise auf Hollywood-Blockbuster sind beliebt; eine herrliche Szene im Tierheim, das inklusive eines Hantel stemmenden Pudels an einen gewöhnlichen Knast erinnert, zitiert sogar „Das Schweigen der Lämmer“ – völlig jugendfrei, versteht sich. Und wenn sich die Schafherde notdürftig als Menschen verkleidet durch den Großstadtdschungel kämpft, werden selbstironisch sogar die einst beliebten Shaun-Rucksäcke veralbert.

Ungeheure Detailverliebtheit

Wie immer bei Aardman begeistert die perfekte Animation des Knet-Ensembles und die ungeheure Detailverliebtheit, zumal beim aufwändigen Stopptrickverfahren, bei dem die Figuren für jedes Filmbild von Hand bewegt werden müssen. Gesprochen wird wie in der Serie gar nicht, die Menschen geben allenfalls gegrummelte Laute von sich, und so wird alles über die Bilder erzählt – eine Demonstration der eigentlichen Stärke des häufig viel zu geschwätzige Mediums Film. Die tierische Rückholaktion gelingt letztlich nach mehreren Rückschlägen, am Ende wie bei den „Wallace & Gromit“-Filmen mit einer wahnwitzigen Verfolgungsjagd auf abstrusen Gefährten. Das ist so flott und voll perfekt getimeter Gags inszeniert, dass nie Langeweile aufkommt.

Ein einziges Vergnügen.

Unsere Bewertung zu "Shaun das Schaf": 5 von 5 Sternen - anschauen lohnt sich!

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