Viele Zweikämpfe, wenig Torraumszenen: Aalens Sebastian Vasiliadis (li.) gegen Pascal Sohm. Foto: Baumann

No risk, no fun. Oder: Wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Beim 0:0 zwischen der SG Sonnenhof Großaspach und dem VfR Aalen hielt sich der Spaßfaktor in engen Grenzen. Was es nicht einfach macht, den weiteren Weg der beiden württembergischen Fußball-Drittligisten in dieser Saison zu prognostizieren.

Grossaspach - Nach der Pause kam bei den 2500 Zuschauern in der Mechatronik-Arena kurz das Gefühl auf, dem VfR Aalen sei in der Kabine die zündende Idee gekommen, dieses Derby auch gewinnen zu können. Marcel Bär, der Neuzugang vom FSV Zwickau, zog nach einen blitzschnellen Konter und feiner Vorarbeit von Matthias Morys freistehend ab – doch Großaspachs Verteidiger Özgür Özdemir kratzte den Ball von der Linie. Mit der Hand? Mit dem Bauch? Fakt war: Schiedsrichterin Bibiana Steinhaus entschied in der 54. Minute auf Eckball. Die größte Tormöglichkeit des Spiels war dahin.

Kompakt, fleißig, aber sehr abwartend

Und da diese Chance ihren Ursprung in einem Abspielfehler im Mittelfeld hatte, sah sich die SG bestärkt, eher noch tiefer zu stehen, als ohnehin schon. „Wir haben in dieser Saison schon eine etwas andere Spielanlage, mit nicht mehr so viel Ballbesitz“, erklärt Kapitän Daniel Hägele später in den Katakomben. Unter dem neuen Trainer Sascha Hildmann präsentiert sich die SG meistens in einem 3-4-3-System. Kompakt, fleißig, diszipliniert, aber eben betont abwartend und verhalten. „Wir setzen auf schnelles Umschaltspiel und unseren Usain Bolt auf der linken Seite“, sagt Hägele mit einem Schmunzeln und deutet im Kabinengang auf den im Januar von Borussia Dortmund gekommenen Joseph-Claude „Joe“ Gyau. Was dem pfeilschnellen US-Amerikaner mit den ghanaischen Wurzeln aber fehlt, ist der Torriecher von Lucas Röser, der vergangene Saison 14 Mal für die SG traf, jetzt aber für Zweitligist Dynamo Dresden auf Torejagd geht. Das ist die DNA der SG Sonnenhof.

Hildmann: „Wir können mithalten“

Der selbst ernannte „Dorfklub“ mit dem 3,2-Millionen-Euro-Etat ist ein klassischer Weiterbildungsverein. So schell als möglich werden 45 Punkte angepeilt und damit der Klassenverbleib. Und nach acht Punkten aus den ersten fünf Spielen hat der neue Coach zumindest schon mal festgestellt: „Wir können mithalten in der Liga.“

Und der VfR Aalen? Dort gibt es zumindest eine Vision vom Zweitliga-Aufstieg. Spätestens zum 100-Jahr-Vereinsjubiläum 2021 soll der erreicht werden. Doch nach der turbulenten vergangenen Saison mit dem abgeschlossenen Insolvenzverfahren geben sich die Verantwortlichen trotz des Fünf-Millionen-Euro-Etats aktuell noch zurückhaltend: „Wir wollen zunächst einmal das sichern, was der Verein auf neue Beine gestellt hat“, betont Trainer Peter Vollmann. Ein bisschen mehr als bei der torlosen Taktikschlacht in Großaspach darf es dann aber schon sein. „Dieses Ball-hin-und-her-Geschiebe hat doch nur den Innenverteidigern Spaß gemacht“, schimpfte Stürmer Morys. Und Coach Vollmann traf mit seinem Fazit den Nagel auf den Kopf: „Beide Mannschaften haben noch genügend Luft nach oben.“