Der Verdächtige sitzt in Untersuchungshaft. (Symbolbild). Foto: Phillip Weingand / STZN

Ein 29-Jähriger soll heimlich Kinder in Unterwäsche gefilmt haben – und dabei blieb es nicht. Den Behörden war der Mann schon mehrmals zuvor aufgefallen. Die Kripo und die Gemeinde suchen das Gespräch mit den Eltern der Betroffenen.

Leutenbach - Sexueller Missbrauch von Kindern und Verletzung des höchstpersönlichen Lebensbereichs durch Bildaufnahmen: Die Vorwürfe gegen einen 29-Jährigen aus dem Rems-Murr-Kreis wiegen schwer. Die Ermittler haben stichhaltige Beweise dafür, dass der Mann aus dem Rems-Murr-Kreis in zwei Leutenbacher Sporthallen heimlich Kameras in den Umkleideräumen versteckt hat. So gelang es ihm, am Rande von Sportveranstaltungen mehrere Mädchen im Alter von zehn bis 14 Jahren in Unterwäsche zu filmen. Er provozierte auch vorgeblich zufällige Situationen, in denen er sich den Kindern nackt zeigte. Auch diese Begegnungen filmte er laut einem Polizeisprecher mit.

Mehr als 20 mutmaßliche Opfer sind identifiziert – doch es gibt weitere

Auf den Videos konnten die Fahnder mehr als 20 Mädchen identifizieren. Zu Körperkontakt mit den Opfern kam es laut dem bisherigen Stand der Ermittlungen nicht. Die Polizei geht davon aus, dass die Mädchen nicht einmal gemerkt haben, dass sie Opfer eines sexuellen Missbrauchs geworden sind. Die Aufnahmen aus den Umkleiden nutzte der mutmaßliche Täter laut dem Sprecher „um sich dann zu Hause daran zu ergötzen“.

Nach den bisherigen Erkenntnissen der Ermittler stand der 29-Jährige in keiner Beziehung zu den Opfern. Der Polizeisprecher betont außerdem, es handle sich bei ihm nicht um einen Trainer und er sei auch nicht bei der Gemeinde angestellt. „Wie er gerade auf Leutenbach kam, wissen wir noch nicht.“

Kinderpornos vermutlich aus dem Internet heruntergeladen

Der Mann ist bei der Justiz kein Unbekannter. Ende 2017 brach er laut Informationen unserer Zeitung in ein Haus in Berglen ein und stahl zwei Damen-Slips. Im November 2018 war der Mann zu einer Bewährungsstrafe von einem Jahr und vier Monaten verurteilt worden, weil er sich in Winnenden vor Kindern entblößt hatte. Damals beteuerte er mehrmals, eine Therapie beginnen zu wollen.

Doch in diesem Frühjahr fiel er erneut auf, weil er Kinder in der Öffentlichkeit fotografierte. Die Konsequenz: Eine Wohnungsdurchsuchung im Mai. Dabei stießen die Fahnder auf die Aufnahmen aus den Umkleideräumen. Ferner entdeckten sie Videos, auf denen der Mann sich an unbekannten Orten im Auto sitzend Kindern zeigt und sich dabei selbst befriedigt.

Unter den Daten waren laut der Polizei auch kinder- und jugendpornografische Bilder. „Darauf war der 29-Jährige jedoch nicht selbst zu sehen, wir gehen davon aus, dass er sich dieses Material über das Internet besorgt hat“, sagt der Polizeisprecher.

Der 29-Jährige Verdächtige taucht nach der Durchsuchung wochenlang unter

Nach der Hausdurchsuchung gelang es dem mutmaßlichen Täter, unterzutauchen. „Solange das sichergestellte Material nicht ausgewertet war, lag noch kein Haftgrund vor“, erklärt der Polizeisprecher. Wann ein Haftbefehl gegen den Mann ausgestellt wurde, ist unklar – fest steht, dass er für mindestens mehrere Wochen nicht auffindbar war.

Mitte August wurde er schließlich im Raum Waiblingen von Polizisten erkannt und festgenommen. Seitdem sitzt er in Untersuchungshaft. „Wäre er weiter untergetaucht geblieben, wäre der nächste Schritt eine Öffentlichkeitsfahndung gewesen“, sagt der Sprecher. Am Montag hatte die Kriminalpolizei die Eltern der betroffenen Kinder aus den beiden Leutenbacher Sporthallen in einem Brief informiert und sie für Donnerstagabend zu einem Infogespräch eingeladen. Daran nahmen auch Vertreter der Gemeinde Leutenbach, eines betroffenen Vereins und des Kreisjugendamts teil. Medienvertreter waren bei dem Gespräch aus Rücksicht auf die Privatsphäre der Opfer nicht zugelassen.

Die Polizei ist zuversichtlich, genügend Beweise gesammelt zu haben

Die Ermittlungen laufen jetzt weiter. So ist zum Beispiel unklar, über welchen Zeitraum die Aufnahmen entstanden sind. Zwar ist der Polizeisprecher zuversichtlich, dass die bislang gesammelten Beweise schon ausreichen, um den 29-Jährigen des sexuellen Missbrauchs zu überführen. Auf den von der Polizei sichergestellten Aufnahmen sind aber zudem unbekannte Kinder zu sehen – und zwar auch in anderen Umkleideräumen, welche die Polizei bislang nicht zuordnen konnte.