Cosby war im April in drei Fällen der sexuellen Nötigung für schuldig befunden worden. Foto: AP

Der Prozess gegen Bill Cosby steht vor dem Abschluss. In ihrem Plädoyer fordert die Staatsanwaltschaft bis zu zehn Jahre Haft für den gefallenen Entertainer. Seine Anwälte halten mit Verweis auf sein hohes Alter dagegen.

Norristown - Im Prozess gegen den früheren Fernsehstar Bill Cosby hat die Staatsanwaltschaft am Montag fünf bis zehn Jahre Haft gefordert. Die Verteidigung führte dagegen an, der 81-Jährige sei zu alt und geschwächt für eine Gefängnisstrafe. Cosby wurde bereits im April schuldig gesprochen, 2004 eine Frau unter Drogen gesetzt und sexuell missbraucht zu haben.

„Was macht ein 81-jähriger Mann im Gefängnis?“, fragte Cosbys Anwalt Joseph Green am ersten Tag der Anhörung über das Strafmaß. Der Schauspieler ist blind und auf Hilfe angewiesen. Green schlug stattdessen eine Art Hausarrest für Cosby vor.

Staatsanwalt Kevin Steele führte dagegen an, Cosby sei auch in fortgeschrittenem Alter in der Lage, Frauen Drogen zu verabreichen und sie zu missbrauchen. „Sie sagen also, er wäre zu alt - dass er einen Freifahrtschein bekommen soll, weil es so lange gedauert hat, bis man ihm auf die Schlinge kam?“, fragte er. Die Strafe müsse außerdem die Botschaft senden, dass niemand über dem Gesetz stehe.

Er wird auch entscheiden, ob Cosby als gewalttätiger Sexualstraftäter eingestuft wird

Das Opfer, Andrea Constand, erklärte am Montag, sie sei gehört worden und wünsche sich nun Gerechtigkeit. Das Strafmaß liege im Ermessen des Gerichts. Es wurde erwartet, dass Richter Steven O’Neill am Dienstag das Strafmaß verkündet.

Er wird auch entscheiden, ob Cosby als gewalttätiger Sexualstraftäter eingestuft wird. Dies würde bedeuten, dass er sich zeit seines Lebens einer Therapie unterziehen und seine Gemeinde auch nach seiner Haftentlassung regelmäßig über seinen Aufenthaltsort informieren müsste.

Am Montag hatte die vom Staat Pennsylvania bestellte Psychologin Kristen Dudley bereits ausgesagt, dass Cosby die Kriterien für einen gewaltbereiten Sexualstraftäter erfülle. Bei ihm läge eine psychische Störung mit einem unzähmbaren Drang vor, über hilflose Frauen herzufallen. Am Dienstag soll auch ein von Cosbys Verteidigung beauftragter Psychologe sich äußern. Seine Anwälte verwiesen bereits darauf, dass ein weiteres Verbrechen ihres Mandanten wegen dessen Alter und Gesundheitszustand unwahrscheinlich sei. Seit dem Vorfall mit Constand vor 14 Jahren habe es keine Klagen über mutmaßliche Belästigung gegeben.

Mehr als 60 Frauen haben Anschuldigungen gegen den Entertainer erhoben

Der TV-Star, der dank seiner Rolle in der Familiensitcom „Die Bill Cosby Show“ als eine Art Vater der Nation galt, könnte der erste Prominenten werden, der in der #MeToo-Ära hinter Gittern kommt.

Cosby war im April in drei Fällen der sexuellen Nötigung für schuldig befunden worden, wofür ihm eigentlich insgesamt 30 Jahre Haft drohen würden. Doch einigten sich Verteidigung und Staatsanwaltschaft auf eine Zusammenführung zu einem Anklagepunkt, da sie von einem Vorfall herrühren.

Seit Constand im Jahr 2005 bei der Polizei Anzeige gegen Cosby erstattete, haben mehr als 60 Frauen Anschuldigungen gegen den Entertainer erhoben. Keine dieser Vorwürfe führte zu einem Strafverfahren.