Eine Transsexuelle beim CSD in Stuttgart. Dort repräsentiert sie nur eine Gruppe von sexuellen Minderheiten, bei der „Trans Pride“ sollen Trans-Menschen im Fokus stehen. Foto: Andreas Rosar Fotoagentur-Stuttg

Anfang September feiert Stuttgart auf dem Schlossplatz erstmals eine „Trans Pride“. Doch sind die Interessen von Transsexuellen nicht durch den CSD bereits abgedeckt? Nicht genug – sagen die Veranstalter.

Stuttgart - In Stuttgart will am 7. September erstmals eine „Trans Pride“-Veranstaltung auf dem Schlossplatz auf die Situation von Transsexuellen aufmerksam machen. Im Gegensatz zum Christopher Street Day (CSD), der sich als Vertretung aller sexueller Minderheiten versteht, möchte die „Trans Pride“ explizit die Probleme von Transsexuellen in der Gesellschaft beleuchten. Der Kundgebung um 12.30 Uhr soll ein bunter Demonstrationszug durch die Stuttgarter Innenstadt folgen.

CSDs werden landläufig und auch in den Medien oft nur als ,Schwulen- und Lesben-Parade’ wahrgenommen“, sagt Holger Edmaier vom Projekt 100 Prozent Mensch, einer der verschiedenen LSBTTIQ-Organisationen, die die „Trans Pride“ veranstalten. Die Anliegen von Trans-Menschen auf den CSD gingen in der Wahrnehmung der Besuchenden häufig unter unter.

Außerdem werde die Bedeutung von Transsexuellen bei den Stonewall-Aufständen, die den Grundstein für die CSD-Bewegung vor 50 Jahren in New York gelegt hatten, unterschätzt. „Auslöser der Aufstände war der Widerstand von Trans-Personen, Butches und Drags verschiedenster Hautfarben gegen willkürliche Polizeigewalt“, sagt Edmaier.

Transsexuelle häufig Opfer von Gewalt

Unter anderem soll gegen die Gesetzeslage für Trans-Personen demonstriert werden, die Kritiker nicht für verfassungskonform halten. Gleichzeitig seinen Transsexuelle nach wie vor überproportional Opfer von Diskriminierung und Gewalt, so die Veranstalter der „Trans Pride“.

Über den Anteil von transsexuellen Menschen in der Gesamtbevölkerung sind nur schwer belastbare Angaben zu machen. Das Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz (BmJV) kommt auf 0,265 Prozent, wobei Personenstandsänderungen, also eine Änderung des Geschlechts im Personalausweis, berücksichtigt werden. Allerdings machen nicht alle Transsexuellen von dieser Möglichkeit Gebrauch und sind dennoch transsexuell.

Nicht zu verwechseln sind Transsexuelle mit Transvestiten oder dem Thema Travestie. Transvestitismus beschreibt meist einen Fetisch, Travestie eine Kunstform und muss nichts mit geschlechterspezifischen Persönlichkeitsmerkmalen zu tun haben. Transsexuelle fühlen sich im falschen Körper geboren und tragen darum häufig auch gängige Kleidung des anderen biologischen Geschlechts, was aber nur untergeordnet relevant ist.