Manuel Garcia-Rulfo als Mickey Haller am Tatort in „The Lincoln Lawyer“ Foto: Netflix/Lara Solanki

Der Roman „The Lincoln Lawyer“ („Der Mandant“) über einen investigativen Anwalt in L.A. ist nun zur Netflix-Serie geworden. Kann die mithalten mit dem starken Kinofilm von 2011?

Das Leben ist zu kurz für schwaches Fernsehprogramm. Heute im Schnelltest: die ersten vier Episoden der Krimi-Serie „The Lincoln Lawyer“ auf Netflix.

Die Story in drei Sätzen Der Rechtsanwalt Micky Haller (Manuel Garcia-Rulfo) ist ein Star, er kann jeden Prozess gewinnen. Nachdem er wegen einer persönlichen Krise tablettensüchtig abgetaucht war, hinterlässt ihm ein ermordeter Kollege seine Kanzlei und einen prominenten Fall: Der Software-Entwickler Trevor Elliott (Christopher Gorham) soll seine Frau und deren Liebhaber erschossen haben.

Ist der Hauptdarsteller konkurrenzfähig? Matthew McConaughey hat 2011 im gleichnamigen Spielfilm einen bleibenden Eindruck hinterlassen: Sein Micky Haller ist ein kantiger Typ mit Connections in diverse sumpfige Milieus von L.A. und praktisch mit seinem Auto verwachsen, in dem er am liebsten arbeitet. Manuel Garcia-Rulfo („Die glorreichen Sieben“) gibt einen arg netten Anwalt und Schwiegersohn-Typ, der sich eher durchlaviert und sich zunächst kaum auf die dunkle Seite des Molochs L.A. wagt.

Funktioniert der Stoff als Serie? Bis auf die horizontale Erzählung über alle zehn Episoden hinweg wirkt „The Lincoln Lawyer“ zunächst sehr Oldschool: ein bisschen harmlos mit nicht allzu vertieften Figuren, ein bisschen wie „Rockford“ ohne den Witz – die 80er lassen grüßen. Nach einer starken Eröffnung verzettelt sich die Handlung und führt die Zuschauer auf falsche Fährten, die nur mäßig originell sind.

Der Anwalt Mickys juristische Kniffe verfangen, bei Verhandlungen hinter den Kulissen und vor Gericht macht Garcia-Rulfo eine blendende Figur.

Micky und die Frauen Der Anwalt bekommt es hier gleich mit zwei Ex-Frauen zu tun, die nun seine Freundinnen sind: Die „Scream“-Queen Neve Campbell spielt die sehr makellose Staatsanwältin und Vorstadt-Mom Maggie, Becki Newton („How I met your Mother“) Hallers loyale und sprachmächtige Assistentin Lorna, die nun mit seinem knarzigen Privatermittler (Angus Sampson) liiert ist.

Wer soll das gucken? Ehemalige Fernsehzuschauer, die sich gerne sanft unterhalten lassen, ohne allzuviel mitdenken oder sich aufregen zu müssen. Gut bedient werden auch Leute mit Kalifornien-Tick.

Wer nicht? Freundinnen und Freunde ausgeklügelter und hochspannender Bewegtbildgeschichten, wie der Spielfilm eine ist.

Bingewatch-Faktor? Mittel – es dauert ein bisschen zu lang, bis Mickys großer Fall endlich Fahrt aufnimmt.

Gesamtnote 3