Vor 15 Jahren übernahm Siegfried Wichmann (l.) das Hotel Feuerbach im Biberturm. 2006 und 2010 kamen die Gasthäuser in Stammheim und Neuwirtshaus (Bild) dazu. Die Arbeit als Geschäftsführer teilt er sich mit seinem Sohn Stephan Wichmann Foto: Leonie Hemminger

Hotel bedeutet Service. Damit Urlauber und Geschäftsreisende allerdings sich wohlfühlen, ist allerdings viel Arbeit notwendig. Wer arbeitet alles in einem Hotel? Wir stellen einige Berufe vor. Heute: Geschäftsführer

Serie - Morgens das Bett gemacht bekommen, sich an einen gedeckten Frühstückstisch setzen – in gut geführten Häusern ist eine Nacht im Hotel ein Genuss. Es sind jedoch keine Heinzelmännchen, die auf leisen Sohlen durch die Hotelflure schwirren, damit Urlauber oder Geschäftsreisende sich wohlfühlen, sondern Zimmermädchen, Personalchefs, Verkaufsleiter, Köche, Spülhilfen oder Rezeptionisten aus Fleisch und Blut. In den nächsten Ausgaben der Nord-Rundschau stellen wir ganz unterschiedliche Berufe aus dem Hotelgewerbe vor.

Klare Aufgabenverteilung zwischen Vater und Sohn

Siegfried Wichmann und sein Sohn Stephan sind die Inhaber der Hotels Feuerbach im Biberturm, Neuwirtshaus und Domino in Stammheim. Verteilt auf die drei Häuser, haben sie 54 Mitarbeiter unter ihren Fittichen und bei voller Belegung rund 180 Gäste. „Wir sind beide Quereinsteiger“, sagt Siegfried Wichmann, der viele Jahre als Elektroingenieur und Betriebswirt gearbeitet hat. Erst mit über 50 Jahren stieg er in das Hotelgewerbe ein. Sein Sohn, ein gelernter Groß- und Außenhandelskaufmann, kam 2004 mit ins Boot. Die ersten Jahre arbeitete er an der Rezeption mit, ehe auch er Geschäftsführer wurde. „Er hat sich hochgearbeitet“, sagt Siegfried Wichmann und lacht.

Ihre Aufgaben als Chefs haben sich die beiden aufgeteilt: Der Sohn kümmert sich um operative Dinge wie Mitarbeiterführung oder Internetportale, der Vater ist für die strategische Planung verantwortlich sowie für die Öffentlichkeitsarbeit. Keiner von beiden ist sich jedoch zu schade dafür, auch an der Basis mitzuarbeiten. Einem Gast einen Koffer nach oben tragen, eine Schicht an der Rezeption übernehmen oder auch mal im Restaurant Alte Hofkammer mit anpacken, ist für beide selbstverständlich. „Wir springen auch mal selber hoch und richten ein Zimmer her, wenn spontan eine Buchung reinkommt“, sagt Stephan Wichmann. Das sei dann auch fast genauso ordentlich wie von einer Zimmerdame, meint er mit einem Augenzwinkern. Um festzustellen, was noch verbessert werden kann, nimmt er hin und wieder auch die Perspektive eines Gasts ein und schläft in einer der drei Unterkünfte.

Dem 31-Jährigen gefällt die Vielfalt seiner Aufgabenbereiche als Hotelchef: Er muss sich mit Internetportalen auskennen, betriebswirtschaftliches Verständnis haben und auf die individuellen Bedürfnisse der Gäste eingehen. Um Kontakte zu internationalen Firmen zu knüpfen, die ihre Mitarbeiter regelmäßig nach Stuttgart schicken, reist er sogar hin und wieder in Länder wie Indien, Brasilien oder Japan. Treffen die Gäste ein, sorgen die Geschäftsführer dafür, dass auf kulturelle Gepflogenheiten geachtet wird. „Japaner haben zum Beispiel gerne eine Badewanne auf dem Zimmer, türkischen Gästen bieten wir eine spezielle Salami zum Frühstück an“, erklärt Stephan Wichmann die Ideologie des Hauses. Mit Stammgästen machen die Hotelinhaber sogar hin und wieder einen Ausflug.

Auf familiäre Atmosphäre wird wert gelegt

Einen Nachteil hat das Arbeiten in der Hotelbranche jedoch: Regelmäßig gibt es auch abends und am Wochenende Dienste. „Wir müssen 24 Stunden erreichbar sein“, sagt der Junior-Chef. Es sei schon vorgekommen, dass mitten in der Nacht jemand aus einer anderen Zeitzone ein Zimmer reservieren wollte oder sich ein Gast ausgeschlossen hatte und ihm die Tür geöffnet werden musste. Um von den vielen Aufgaben nicht erdrückt zu werden, sei es unerlässlich, Dinge delegieren und den Mitarbeitern vertrauen zu können. „Wir haben ein tolles Team und versuchen, die familiäre Atmosphäre unserer Geschäftsführung auf die Mitarbeiter zu übertragen“, sagt Siegfried Wichmann.