Die Route führt vom Mittelcamp über den Nordgrat bis zu den Zwischencamps 1, 2 und 3 )vorne im roten Schneeanzug Andy Holzer). Foto: Wolfgang Klocker

Andy Holzer ist der einzige blinde Profi-Bergsteiger Europas. Noch im Mai will er auf dem Gipfel des Mount Everest stehen. Wir begleiten ihn mit einer Serie bei seiner Vorbereitung und beim Weg hinauf in eisige Höhen.

Mount Everest - 13. Mai 2017 – 41. Tag der Expedition des „Blind Climber“ Andy Holzer und seines Teams auf den Mount Everest.

Aufsteig zu den Camps I bis III

Andy Holzer, Wolfgang Klocker und Klemens Bichler nehmen den Weg, den sie schon vor wenigen Tagen zur Akklimatisierung gegangen sind. Nachdem sie das Basislager verlassen am Donnerstag (11. Mai) verlassen hatten, kletterten sie zum Mittelcamp und von dort zum vorgeschobenen Basislager.

Über den den Nordgrat geht es zu beiden Zwischenlagern Camp I und II. Das dritte und letzte Zwischenlager Camp III befindet direkt unterhalb des Nordostgrats. Über den ausgesetzten Grat geht es über die erste, zweite und dritte Felsstufe direkt zum Gipfel.

Basislager – Nordsattel

Die Nordroute von der chinesisch-tibetischen Seite aus wurde erstmals 1960 und 1975 von chinesischen Bergteams begangen. Sie ist neben der Südroute die am häufigsten begangene Tour auf den Gipfel des Mount Everest. Auch Andy Holzer nimmt sie seit dem 11. Mai in Angriff.

Er startet vom Basislager im Rongbuk-Tal in 5200/5300 Metern Höhe. Das vorgeschobene Basislager liegt auf 6100 Meter am Fuße des Rongbuk-Gletschers. Die Tour geht den Steilhang hinauf zum Nordsattel (North Col) auf 7000 Meter Höhe.

Hier beginnt der North Ridge (Nordgrat) und die Todeszone. Ab hier sind Luftdruck und Sauerstoffangebot so verringert, dass die Gefahr von Hirn- und Lungenödemen sehr groß ist. Nur rund hundert Bergsteigern haben bisher den Gipfel des Everest ohne zusätzlichen Sauerstoff erreicht. Normalerweise verwenden alle Kletterer – wie auch Andy Holzer – oberhalb von 7500 Metern 1,5 bis 2,5 Liter Flaschensauerstoff pro Minute. Dies entspricht einem Bedarf von zwei Flaschen Sauerstoff pro Person innerhalb von 24 Stunden.

Nordgrat – Norton Couloir

Über den Nordsattel führt die Route von 7000 Meter über den Nordgrat zu einer Steilschlucht auf 7800 Meter. Diese sogenannte Große Couloir (Great Couloir) zieht sich über die gesamte Nordwand des Everest. Sie ist nach dem britischen Everest-Bergsteiger Edward F. Norton, der bei seinem erfolglosen Gipfelversuch am 4. Juni 1924 beim Aufstieg über die Nordwand bis auf 8570 Meter kam.

Weiter geht es mehr als 400 Meter steil bergauf, bis man schließlich auf circa 8300 Metern auf den Nordostgrat (Northeast Rigde) gelangt.

Nordostgrat – Felsstufen

Auf dem ausgesetzten oberen Grat warten noch drei Hindernisse auf die drei Bergsteiger aus Osttirol: First, Second und Third Step. An der ersten Felsstufe (First Step) auf 8560 Metern müssen sie über große Gesteinsblöcke kelltern.

Der Second Step ist der klettertechnisch schwierigste Teil auf der Nordroute. Auf 8610 Meter ragt eine 40 Meter hohe Felswand auf, deren letzte zehn Meter senkrecht sind. Ein chinesisches Kletterteam hatte hier 1975 eine Metallleiter angebracht, die seitdem von Bergsteigern benutzt wird.

Third Step – Gipfel

Der Third Step auf 8710 Meter ist zehn Meter hoch und kann von geübten Bergsteigern problemlos gemeistert werden. Über ein Schneefeld geht es die letzten 140 Meter hinauf zum 50 Grad steilen Gipfelschneefeld, bis man den Summit des Everest auf 8848 Metern erreicht.