Robert Schulz ist von Möhringen Foto: Robert Schulz

Robert Schulz ist im Jahr 2002 mit dem Motorrad nach Kapstadt gefahren. Ein halbes Jahr war der damals 28-Jährige unterwegs, durchquerte 19 Länder und legte mehr als 31 000 Kilometer zurück.

Möhringen - Schlimme Geschichten hatte Robert Schulz von Leuten gehört, die mit dem Auto durch Afrika gereist waren. Denn wer ein Auto hat, gilt dort als reich – und wird angebettelt oder von der Polizei in Form von Strafzetteln ausgenommen. Auf seinen Rucksacktouren durch Afrika war Schulz bis dahin vor allem mit öffentlichen Transportmitteln gereist. Er hatte dabei nie den Eindruck gewonnen, dass Afrika für Touristen besonders gefährlich war. Welche Erfahrungen würde er wohl mit einem Motorrad machen?

2002 fasste Schulz den Entschluss, mit seinem Motorrad von Möhringen aus Richtung Afrika zu fahren. Am 1. September, vor seiner Wohnung vor dem Bibelhaus, sollte es losgehen, sein grobes Ziel war Kenia. Der Moment war günstig. Denn zu diesem Zeitpunkt lief der Vertrag des damals 28-jährigen Ingenieurs bei einem großen Bauunternehmen in Möhringen aus. Deutschland steckte mitten in der Rezession, „es war nicht einfach, schnell wieder etwas zu finden“. Zudem hatte Schulz just seinen Motorradführerschein gemacht. Inspiriert worden war er dazu durch einen Vortrag von zwei Reisenden, die auf ihren zwei Rädern die halbe Welt umfahren hatten.

„Bis Ungarn bin ich durchgerast“

Am Tag vor der Abfahrt in Möhringen war Robert Schulz unheimlich nervös. Sollte er wirklich? Erst als er auf die A 8 aufgefahren war und Stuttgart im Rückspiegel immer kleiner wurde, legte sich die Nervosität. Dennoch: „Bis Ungarn bin ich durchgerast“, sagt er. Erst danach fand er seinen Reiserhythmus und ließ es gemächlich angehen. Durch die Türkei fuhr er über Syrien bis nach Ägypten. In Aleppo, in diesen Tagen vom Bürgerkrieg geschüttelt, hatte er seinen ersten – und einzigen – Platten der Reise. „Ich habe da ein paar Kinder im Verdacht, die mit großem Geschrei auf dem Motorrad herumgeturnt waren“, sagt Schulz. Krumm nahm er es ihnen nicht. Denn zwei Straßen weiter wurde das Loch von einem Autohändler für umgerechnet einen Euro geflickt. Zum anderen: Auch wenn Schulz an seiner Maschine, einer Geländemaschine von BMW, Baujahr 1991, hängt – er wusste immer, dass sie ein Gebrauchsgegenstand ist. 3000 Euro hatte er dafür bezahlt. „Entweder bekomme ich sie bei einem Problem repariert, oder die Reise ist eben vorbei.“ Viel Werkzeug hatte er nicht dabei, nur das Nötigste. „Man nimmt sowieso immer das falsche mit.“

An der ägyptischen Grenze zum Sudan wäre seine Reise fast vorbei gewesen. Eine Woche hatte er gewartet, um die Fähre über den Assuan-Stausee zu nehmen. Auf der anderen Seite angekommen, eröffnete ihm der Grenzer, dass sein Visum nicht mehr gültig sei. Nur mit viel Glück durfte Schulz dennoch passieren. Auf den Schreck folgte dafür eine Einladung in den Blue Nile Sailing Club in der sudanesischen Hauptstadt Khartoum. Zusammen mit der High Snobiety lag er am Strand und fuhr Wasserski.

Tagelang über Schutterpisten mit Tempo 30

In Äthiopien fuhr Schulz tagelang über Schotterpisten, schneller als 30 Kilometer pro Stunde kam er nicht voran. Das machte ihm gar nichts. „Die Landschaft dort ist beeindruckend. Hohe Berge, schroffe Landschaft, es war gigantisch.“ Beeindruckt hat den jungen Ingenieur auch die Herzlichkeit der Menschen. Wo er auch auftauchte, war er sofort umringt, musste Hände abklatschen. „Manchmal hatte ich das Gefühl, dass einige dort zum ersten Mal in ihrem Leben ein Motorrad sehen.“ Zu sehen bekam Schulz in einem äthiopischen Dorf auch etwas für ihn ganz Neues. Ein Dorfbewohner stellte ihm seine Tochter vor, die Gefallen an dem Schlacks aus Deutschland gefunden hatte. Schulz lehnte ab. Seine Freundin wartete in Stuttgart.

Als landschaftlichen Höhepunkt hat er Malawi in Erinnerung. „Es war eines der ursprünglichsten Länder mit Dschungel und Seen, dorthin würde ich gerne wieder einmal zurückkehren.“ Von Krankheiten wurde Schulz auf seiner Reise weitgehend verschont. Zwar hatte er immer wieder Durchfall und nach einem Sturz auf einem Weichsandfeld auch Probleme mit den Rippen. Aber letztlich kam er ohne Schlimmeres, etwa Malaria, im Frühjahr des Jahres 2003 in Kapstadt an. 19 Länder hatte er dabei durchfahren und rund 31 000 Kilometer gemacht.

Afrika mit dem Motorrad? „Kein Problem!“

Und die Antwort darauf, wie es ist, mit dem Motorrad durch Afrika zu fahren? „Kein Problem“, sagt Robert Schulz und lacht. Denn im Gegensatz zu Autofahrern gelten Motorradfahrer dort nicht als reich. „Dort fährt man in vielen Ländern mit den abenteuerlichsten Rollern und Mofas herum.“ Wer sich kein Auto leisten kann, kann also nicht reich sein.