Der Ziege kann es ganz egal sein, ob sie für den Namen des Goißatäles, dem oberen Filstal im Kreis Göppingen, Pate stand oder nicht. Foto: Ines Rudel

Der Name für das obere Filstal hatte ursprünglich gar nichts mit Ziegen zu tun – behauptet ein Degginger Bürger.

Kreis Göppingen - Standen tatsächlich die Geißen Pate für die Namensgebung des Oberen Filstals? Der Hobbyhistoriker Rainer Mauch aus Deggingen hegt daran eine ganze Menge Zweifel. In seinem Aufsatz „Warum Geißentäle?“ aus dem 19. Band des Historischen Jahrbuchs für den Kreis Göppingen, kommt er jedenfalls zu neuen, überraschenden Ergebnissen.

Der Autor hat die Flurnamen untersucht

Für den Autor steht fest, dass der heute geläufige Name Geißentäle, der mundartlich auch gerne Goißatäle ausgesprochen wird, ursprünglich gar nicht auf das Filstal, sondern auf das unbewohnte Krähensteigtal bei Gosbach gemünzt war. Das hätten seine Untersuchungen zu Flurnamen rund um die Kommune Bad Ditzenbach ergeben, zu der auch die Ortsteile Auendorf und Gosbach gehören.

Für seine These hat Mauch die Herleitungen des bereits im 16. Jahrhundert gebräuchlichen Namens „Geyßlotal“ und „Geißenthall“ untersucht. Er fragt, was die Geißen mit dem steilwandigen Krähensteigtälchen eigentlich zu tun haben. Galt es als Weidebereich, weil die Tiere so gute Kletterer sind? Mauch kommt zu dem Schluss, hier handle es sich allenfalls um eine nachträgliche Zurechtdeutung des Namens, aber nicht um seinen Ursprung.

Geißelstecken sind Peitschenstiele aus Eschenholz

Vielleicht könnte auch die für Geißelstecken gebräuchliche Geißel etwas mit dem Namen zu tun haben. Immerhin sei in der Region noch bis ins 19. Jahrhundert neben dem Spindeldrehen aus Haselnussschösslingen auch die Herstellung von Geißelstecken genannten Peitschenstielen aus jungen Eschenstämmchen eine verbreitete Nebenerwerbsmöglichkeit der armen Leute in den Wintermonaten gewesen, berichtet Mauch.

Aber für noch wahrscheinlicher hält er die Deutung, wonach „Geyslotal“ in Wirklichkeit „Tal in Richtung Geislingen“ meint, und das passt laut Mauch auch zu der Bedeutung des Tals, das samt der Alten Gosbacher Steige noch bis um das Jahr 1800 eine wichtige, weil sichere, Verkehrsverbindung nach Geislingen und Ulm darstellte. An der oberen Fils gab es wohl keine durchgehende, sondern nur unbedeutende Verbindungen von Ort zu Ort, meint Mauch, denn die Talsohle wurde für Wiesen genutzt, sie war von Überschwemmungen bedroht und von Hecken und Stangenzäunen durchzogen.

Der Name wurde populär, weil er so gut passte

Als das Krähensteigtal seine Bedeutung als Verbindung nach Geislingen später verlor, sei der Name zusammen mit den neuen Verkehrsbeziehungen ins obere Filstal gewandert, vermutet Mauch. Dafür spreche auch, dass sich nach seinen Recherchen erst im 19. Jahrhundert Belege für diese Namensnutzung finden. Der älteste Nachweis datiert von 1823. Mauch zitiert den katholischen Pfarrer Joseph Alois Rink, der in seiner Beschreibung des Königlich Württembergischen Oberamtes Geißlingen berichtet: „denjenigen Theil des Filsthales von ihrem Ursprung an bis über Deggingen hinaus nennt man, wegen der dort häufig gehaltenen Ziegen oder Geißen, das Geißthäle und von Geislingen herunter das Geißlinger Thal“. Dieser Name wurde schließlich populär, weil die scheinbare Bezeichnung nach den dort gehaltenen Geißen, halt sehr gut passte, vermutet Mauch.