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VfB-Profi Serdar Tasci über Trainer Christian Gross und die Chancen der Nationalelf bei der WM.

VfB-Profi Serdar Tasci ist erst 22 Jahre alt - fühlt und denkt aber schon wie ein alter Hase. Sein Anspruch lautet: "Ich will Verantwortung und eine führende Rolle übernehmen." Da versteht es sich von selbst, dass er an diesem Samstag in Bremen (15.30 Uhr) gewinnen will.

Herr Tasci, es heißt: Ein Mann ist so alt, wie er sich fühlt. Wie alt fühlen Sie sich?

Wie man sich mit 22 eben fühlt - und doch älter. Wenn man täglich mit älteren Spielern wie zum Jens Lehmann zusammenarbeitet, dann prägt das. Da entwickelt man sich schneller als Gleichaltrige. Profi-Fußball ist schon so eine Art Wachstumsbeschleuniger.

Spüren Sie das auch in Ihrem Freundeskreis?

Das ist schon ein Unterschied. Meine Freunde sind vielleicht etwas sorgloser, lockerer drauf.

Beneiden Sie Ihre Freunde manchmal darum. Auch weil sie ungestört durch die Stadt laufen können?

Ach, das passt schon. Das empfinde ich nicht negativ. Außerdem habe mich darauf eingestellt.

Auch darauf, mit 22 Jahren schon die Chefrolle in einer Bundesliga-Mannschaft zu übernehmen. Sie wollten Kapitän werden. Gehört das zu Ihrem Selbstverständnis?

Es gehört dazu, dass ich Verantwortung übernehmen will. Egal, ob mit Kapitänsbinde oder ohne. Ich habe mich einfach schon so weit gesehen, ich bin halt ein Stuttgarter Junge und hab' schon enorm viel erlebt. Positives wie die Meisterschaft und unsere Durststrecken. Das heißt nicht, dass ich mich nicht weiterentwickeln kann. Sowohl als Spieler als auch als Persönlichkeit. Aber ich habe gesehen, dass ich eine führende Rolle übernehmen kann - dazu stehe ich.

Auch zu Ihren schwachen Auftritten in der Vorrunde?

Wir sind alle nicht so gut aus den Startlöchern gekommen. Das ist fast schon typisch VfB.

Tasci sieht sich auf dem richtigen Weg

Aber nicht unbedingt typisch Tasci. Ex-VfB-Trainer Felix Magath würde sagen: Nachdem ein Jungprofi seinen ersten hoch dotierten Vertrag unterschrieben hat, kann man ihn fast ein Jahr lang abschreiben. Stimmt das? Mussten Sie das auch erst verarbeiten?

Natürlich ist das eine neue Situation für einen jungen Spieler, der plötzlich so einen längerfristigen Vertrag unterschreibt. Aber ob das der Grund dafür war, dass es nicht so gut lief? Ich weiß nicht. Zu locker habe ich es jedenfalls anschließend nicht genommen.

Und doch steht inzwischen wieder ein Serdar Tasci auf dem Platz, der unglaublich konzentriert und fokussiert wirkt.

(Lächelt verlegen) Das ist wirklich schwer zu erklären. Aber glauben Sie mir: Das hätte ich auch gerne in der Vorrunde gezeigt. Jeder fühlt sich wohler, wenn es läuft.

Haben Sie vor der Rückrunde etwas verändert - oder sich etwas Bestimmtes vorgenommen?

Nein, meine Einstellung zum Beruf und vor jedem Spiel ist eigentlich immer gleich. Ich will etwas erreichen: sei es mit dem VfB in der Champions League und in der Bundesliga oder mit der Nationalmannschaft.

Gerade in der Nationalelf klappt es noch nicht so. Zumindest was die Außenwirkung betrifft. Sie kommen meistens schlechter weg, als Sie tatsächlich waren. Nach dem Spiel gegen Argentinien hat sich sogar Christian Gross eingemischt und gesagt: "Serdar hat klasse gespielt." Ein Trost?

(Schmunzelt) Das ist nett vom Trainer. Es ist tatsächlich so, dass die öffentliche Meinung und die Bewertung der Trainer oft weit auseinanderliegen. Warum das so ist, weiß ich auch nicht. Es verblüfft mich einerseits, aber es puscht und motiviert mich auch. Da ich immer wieder eingeladen werde und spiele, zeigt mir das auch, dass ich auf dem richtigen Weg bin.

Was erwartet Bundestrainer Joachim Löw von Ihnen?

Die Zusammenarbeit mit ihm ist hervorragend. Er redet sehr viel mit den Spielern. Das gibt Selbstvertrauen. Zudem glaube ich, seine Erwartungen erfüllen zu können. Er will den modernen Innenverteidiger, der Situationen spielerisch löst - und keinen, der den Ball einfach wegdrischt. Von daher passt das sehr gut.

Und wie sieht es bei Christian Gross aus.

Es ist dasselbe in Grün. Auch er redet viel mit den Spielern und gibt jedem einen Plan mit. Er macht klare Ansagen, das ist das Wichtigste. So kennt jeder genau seine Aufgaben.

Reicht das, um am Samstag in Bremen zu bestehen?

Es wird sicher nicht einfach für uns. Aber ich glaube schon, dass wir auch in Bremen gewinnen können.

Gilt der Optimismus auch für die Nationalmannschaft und die WM?

Ja. Deutschland ist eine Turniermannschaft. Daher ist es auch möglich, Weltmeister zu werden.

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