Ingeburg Giolbass (84) und Erich Endlein (88) geben im Senioren-Kalender "Das verflixte siebte Jahr". Foto: Contilia Gruppe/Essen Werntges S

Easy-Rider-Feeling trotz Glatze, Marilyn Monroe mit grauem Haar und ein altersmilder Rocky: Im Ruhrgebiet sind Senioren die Stars eines Kalenders mit Filmklassiker-Motiven.

Easy-Rider-Feeling trotz Glatze, Marilyn Monroe mit grauem Haar und ein altersmilder Rocky: Im Ruhrgebiet sind Senioren die Stars eines Kalenders mit Filmklassiker-Motiven.

Essen - Ein Hauch von Hollywood trotz fortgeschrittenen Alters: Für ein Fotoshooting sind Bewohner verschiedener Seniorenstifte im Ruhrgebiet in die Rolle von Filmikonen geschlüpft. Ingeburg Giolbass (84) als Marilyn Monroe mit weißem Haar oder Erwin von der Heiden (80) als nicht mehr ganz faltenfreier Rocky Balboa zieren jetzt mit ihren 17 Mitstreitern einen Kalender.

Der Älteste im Bunde ist Walter Loeser aus Essen. Mit seinen 98 Jahren schwang er sich als Billy aus „Easy Rider“ auf ein chromblitzendes Chopper-Motorrad. Als er gefragt wurde, ob er für den Kalender Modell stehen will, sei er zunächst skeptisch gewesen: „Was kann ich als Uropa schon dazu beitragen?“, sagt der Bewohner des Essener St. Andreas-Stifts. Nach der Erfahrung - Besuch im Kostümverleih und professionelles Fotoshooting inklusive - ist er froh: „Das ist etwas ganz Außergewöhnliches. Man ist ja für jede Unterbrechung dankbar.“

Mitgemacht haben Männer und Frauen im Alter von 75 bis 98 Jahren - für jeden brachte der Kostümverleih passende Kostüme und Requisiten hervor: Einen Schirm für Mary Poppins, dunkle Sonnenbrillen für die „Blues Brothers“, eine Zigarettenspitze fürs „Frühstück bei Tiffany“.

Botschaft: "Das Leben geht weiter"

Thomas Behler, Geschäftsführer bei dem Pflegeeinrichtungsträger, der die Aktion in seinen Häusern gestartet hat, spricht von einem „Mut-Mach-Kalender“. Die Botschaft: „Es ist Leben in den Einrichtungen. Dort gibt es Spaß, das Leben geht auch dort weiter - trotz aller Probleme in der Pflege“. Aus seiner Sicht sei es bei der Umsetzung der Idee wichtig gewesen, die alten Menschen so zu zeigen, wie sie sind: „kein Fotoshop, kein künstliches Verjüngen“.

Inzwischen sind die falschen Filmsternchen zu echten Medienstars geworden: Auf vielen Nachrichtenportalen kann man sich durch Fotostrecken aus den Kalenderblättern klicken, sogar auf der Internetseite der britischen Zeitung „The Independent“ wird über den „unvergesslichen Kalender“ berichtet.

Den „Klassiker 2014“ gibt es nicht im Handel. „Absolut unverkäuflich“, sagt Behler. Er sei gedacht als Geschenk für die Bewohner der Einrichtungen, für Mitarbeiter und Angehörige. Fast die gesamte Auflage von 3000 Stück sei schon ausgegeben worden. Aufgrund der großen Nachfrage überlege man, noch einmal nachzudrucken.

Auch im nächsten Jahr soll es wieder einen Kalender mit den Alten in der Hauptrolle geben. Walter „Billy“ Loeser wird dieses Mal nicht zögern. „Selbstverständlich mache ich wieder mit“, und mit Blick auf sein hohes Alter fügt er hinzu: „Soweit der liebe Gott mitspielt“.