Sport kennt keine Altersgrenzen, denkt sich Paul Averhoff (Dieter Hallervorden). Foto: Universum

Dieter Hallervorden spielt in der Tragikomödie „Sein letztes Rennen“ einen Läufer, der vor dem Alter flieht.

Filmkritik und Trailer zum Kinofilm "Sein letztes Rennen"

Stuttgart - Irgendwann sitzt der ehemalige Olympiasieger Paul Averhoff im Gemeinschaftsraum eines Berliner Altenheims und soll sich die Zeit bis zum Tod mit dem Basteln von Kastanienmännchen vertreiben. Seine schwer kranke Ehefrau Margot (Tatja Seibt) will sich ihrem Schicksal fügen, doch Averhoff rebelliert – und schnürt die Laufschuhe. Wider jede Vernunft beginnt der Endsiebziger im weitläufigen Park des Heims mit dem Training. Eine skurrile, nach Luft japsende Gestalt dreht ihre Runden zur Belustigung der anderen Heimbewohner, die ihr Idol von einst anfeuern. Averhoffs vorgebliches Ziel: die Teilnahme am Berlin-Marathon. Doch sein eigentlicher Antrieb ist die Angst vor dem Unabwendbaren.

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Die Geschichte erinnert an ein Abenteuer von Jakob und Adele, einer gleichnamigen, sehr erfolgreichen Fernsehserie über ein rüstiges Rentnerpärchen, das allerlei Schabernack treibt. Doch „Sein letztes Rennen“ entgeht unter der ruhigen, ein wenig zu ruhigen Regie von Kilian Riedhof den meisten Klischees und Altersrührseligkeiten, die sich erzählerisch angeboten hätten. Paul Averhoffs Figur wird von dem 78-jährigen Dieter Hallervorden ambivalent gezeichnet, er ist aufmüpfig und egomanisch zugleich. Der als Kabarettist und Fernsehblödel („Nonstop Nonsens“) bekannt gewordene Berliner knüpft mit dieser seriösen Rolle an seine frühen Tage als Charakterdarsteller an, als er beispielsweise in dem medienkritischen Fernsehklassiker „Das Millionenspiel“ (1970) einen Killer spielte. Ein künstlerisch überzeugendes Comeback.

Mit seiner Lust auf das Leben überfordert Averhoff nicht nur seine Familie, sondern auch das Pflegesystem, das im Grunde eine Verwaltung des Sterbens ist. Bei aller leisen Gesellschaftskritik an einer industriellen Altenpflege – schwarz-weiße Schuldzuweisungen bleiben glücklicherweise aus. Katrin Sass gibt eine erst kühle, dann doch sensibel reagierende Heimleiterin. Das wirkliche Problem des Films sind nicht seine Darsteller, es ist das Happy End, der umjubelte Einlauf des greisen Marathonmannes im Stadion. Solch eine pathetische Schlussdramaturgie hat dieser kleine Film nicht verdient.

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