Nein, hier fährt keine Seilbahn zum Fasanenhof. Die Gondeln schweben in Berlin. Ähnlich könnte es aber einmal beim Vaihinger Eiermann-Campus zugehen. Foto: dpa/Britta Pedersen

Einzelhändler und Selbstständige in der Ortsmitte von Stuttgart-Vaihingen könnten von einer Seilbahn profitieren, wenn dort eine Station wäre. Dies meinen der BDS-Vorsitzende Matthias Filbinger und sein VVF-Kollege Jörg Schrempf.

Vaihingen - Das Thema Seilbahn in Stuttgart-Vaihingen vom Eiermann-Campus über das Rosental zum Bahnhof und zum Ende des Synergieparks bewegt die Gemüter. Es lässt auch den Vorsitzenden des Bundes der Selbstständigen (BDS) Matthias Filbinger und Jörg Schrempf, den Vorsitzenden des Verbands Vaihinger Fachgeschäfte nicht kalt. Sie stehen einer Seilbahn grundsätzlich positiv gegenüber.

„Eine Seilbahn wäre für Vaihingen eine innovative Lösung, die den Stadtbezirk aufwerten würde“, sagt Matthias Filbinger. Er selbst sei als Skifahrer seit 60 Jahren mit Seilbahnen gefahren und habe sie auch als öffentliche Verkehrsmitteln in Großstädten Südamerikas erlebt: „Ich habe sie als sicheres und umweltgerechtes Verkehrsmittel wahrgenommen.“ Vom Eiermann-Campus aus gebe es damit keine zusätzliche Belastung der Straßen durch Individualverkehr. Damit das Seilbahnprojekt einen Sinn ergebe, müsse es einen Anschluss an die Vaihinger Mitte bei der Schwabengalerie und dem Schillerplatz geben. Jörg Schrempf teilt Filbingers Ansicht. „Was nicht sein darf, ist eine Seilbahn, die zum Bahnhof führt und das Zentrum mit den Geschäften, Banken und Dienstleistungen ausschließt.“

Der direkte Weg zum Bahnhof verführt Kunden zum Einkaufen in der City

Filbinger und Schrempf wissen, dass die Buslinien 81 und 82 vom Bahnhof hoch zum Schillerplatz fahren, die Buslinie 84 an der Schwabengalerie hält und die Stadtbahnlinie U1 den Bahnhof mit dem Vaihinger Zentrum verbindet. Trotzdem bangen sie um die Einzelhändler und Dienstleister zwischen der Schwabengalerie und dem Schillerplatz: „Wer vom Eiermann-Campus direkt zum Bahnhof gondelt, der fährt von dort aus zum Einkaufen direkt weiter in die Stuttgarter Innenstadt“, so Schrempf. Eine Seilbahn mit Station in der Vaihinger Mitte sei geeignet, die dortige Geschäfte, die Gastronomie und das Kino zu beleben: „Wir sind dort für jeden weiteren Besucher sehr dankbar“, sagt er.

Lange Bauzeit der Stadtbahn könnte Lösung der Verkehrsprobleme verschieben

Zu der nun beginnenden Prüfung einer Stadtbahn-Verbindung sagt der BDS-Vorsitzende Filbinger: „Vor rund 15 Jahren hatten wir die Idee eingebracht, eine Stadtbahn ab der Fauststraße unterirdisch zu einer Station unter dem Schillerplatz zu führen und an der Herrenberger Straße beim Bahnhof auftauchen zu lassen. Das wurde von den Stuttgarter Straßenbahnen abgeschmettert. Deshalb überrascht es mich, dass jetzt das Thema aufkommt.“ Mit 15 Jahren Planungs-, Genehmigungs- und Bauzeit der Stadtbahn kann sich Filbinger nicht anfreunden: „Das würde bedeuten, dass wir in diesem langen Zeitraum keine Entspannung der Verkehrssituation bekommen.“ Außerdem befürchtet er, dass der Stadtbahntunnel unter der Hauptstraße in offener Bauweise erfolgt: „Dann hätten wir wie 1973 bis 1975 an der Rotebühlstraße eine jahrelange Baustelle, an der kein Geschäft mehr läuft.“ Stattdessen setzt Filbinger auf eine oberirdische Trasse.

Mit dieser wiederum will sich Jörg Schrempf nicht anfreunden: „Ich habe lange an der Hauptstraße gewohnt, als dort noch eine Stadtbahn lief. Für die Anwohner war das kein Spaß. Sie sollte deshalb eine weite Strecke unter dem Boden verlaufen.“ Die momentan geprüfte Stadtbahntrasse würde aber weit mehr kosten als eine Seilbahn: „Die Coronakrise beutelt uns sehr. Ich bezweifle, dass das finanziell gestemmt werden kann.“