Sechs Arbeiter, die beim Innenausbau von Stuttgart-21-Tunneln beschäftigt waren, sind mit dem Coronavirus infiziert – die Frage ist, wo sie sich angesteckt haben. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Sechs Tunnelarbeiter, die beim Projekt Stuttgart 21 im Einsatz waren, sind an Covid-19 erkrankt. Hinweise auf Verstöße auf der Baustelle gibt es nicht. Doch das hilft bei den Nachforschungen nur bedingt.

Stuttgart - . Die Aufregung um die Erkrankung von sechs türkischen Eisenbiegern an Covid-19 und die Quarantäne von 92 Kollegen hält an. Dabei geht es auch um die Frage, wo die Betroffenen sich infiziert haben könnten und ob auf der Stuttgart-21-Tunnelbaustelle alle Vorschriften eingehalten worden sind. Die Stadt bekräftigt, sie kontrolliere die oberirdischen Baustellen sowie die Unterkünfte regelmäßig. Es seien dort keinerlei Verstöße festgestellt worden.

Für die Überwachung unter Tage ist allerdings wie berichtet die Landesbergdirektion in Freiburg zuständig. Auch die teilt auf Anfrage mit, es seien keine Probleme bekannt. „Die Landesbergdirektion hat die Aufsichtsfunktion für die Rohbauarbeiten im Tunnel. In dieser Funktion hat sie sämtliche Arbeitsgemeinschaften des Großprojekts auf die aktuellen Anforderungen zum Schutz der Beschäftigten vor dem Coronavirus hingewiesen“, sagt eine Sprecherin des Regierungspräsidiums Freiburg. Auch die Sicherheits- und Gesundheitsschutzkoordinatoren der Bahn hätten Ende März angepasste Regeln initiiert. Nach dem Arbeitsschutzgesetz seien die Arbeitgeber für den Arbeitsschutz ihrer Beschäftigten verantwortlich.

„Weder durch die Koordinatoren noch durch Arbeitnehmer ist bislang ein Verstoß gegen die geltenden Regeln angezeigt worden“, so die Sprecherin. Insofern habe in den vergangenen Wochen kein Anlass für Vor-Ort-Kontrollen bestanden. Normalerweise werde pro Woche eine Tunnelbaustelle des gesamten Großprojekts aufgesucht. Die Sprecherin räumt aber ein: „Aufgrund der geltenden Corona-Regeln und zum Schutz unserer Mitarbeiter findet derzeit keine regelmäßige Überwachung statt.“ Von den Corona-Fällen habe man über die Medien erfahren. „Wir nehmen dies sehr ernst und werden uns über die Situation auf den Baustellen informieren lassen. Sollten weitere Maßnahmen zum Schutz der Bauarbeiter notwendig sein, werden wir uns dafür einsetzen, dass diese ergriffen werden“, so die Sprecherin.