Andreas Jung Foto: dpa

Haben die Baden-Württemberger im politischen Berlin nun nichts mehr zu sagen? Der Sturz von Volker Kauder nährt solche Befürchtungen. Nach der Abwahl des Unionsfraktionschef will die CDU-Landesgruppe Baden-Württemberg ihren politischen Einfluss nicht verlieren.

Berlin - Am Mittwoch herrschte in Kreisen der Südwest-Landesgruppe eine seltsame Mischung aus Schockstarre und einer gewissen Erleichterung. Die Starre rührt daher, dass zwar das Bedürfnis nach Kompensation für den Sturz des langjährigen Fraktionschefs Volker Kauder allseits groß ist, die Möglichkeiten dafür aber sehr überschaubar sind. Das leichte Aufatmen bezieht sich keineswegs auf die Causa Kauder selbst, sondern darauf, dass die Reaktionen von der Südwest-Basis – wie Abgeordnete hinter vorgehaltener Hand zu berichten wissen – gar nicht so aufbrausend sind. Bei manchem Parlamentarier entstand eher der Eindruck, dass der Umbruch auch als ein notwendiges Zeichen der Erneuerung positiv verstanden wird.

Christian Bäumler, Landeschef der CDU-Arbeitnehmerschaft, sieht Baden-Württemberg geschwächt. „Um wieder an Einfluss zu gewinnen, kommt es auf die Arbeit des Bundesvize und Landeschefs Thomas Strobl und von Landesgruppenchef Andreas Jung an. Beide müssen gute Teamarbeit leisten.“ Jung erklärte: „Mit 38 Abgeordneten bleiben wir eine starke Landesgruppe, und wir werden uns weiter kraftvoll in der Fraktion einbringen.“

Ein Stellvertreterposten ist frei

Wie aber kann der große Landesverband in der Fraktion für die Palastrevolte entschädigt werden? Da hat sich am Mittwoch gleich eine Tür geschlossen. Der neue Fraktionschef Ralf Brinkhaus wird am bisherigen Parlamentarischen Geschäftsführer, dem in der Fraktion allseits geschätzten Niedersachsen Michael Grosse-Brömer, festhalten. Was niemand kritisiert, denn es ist klar, dass der Neuling im Amt des Fraktionschefs die Erfahrung Grosse-Brömers sehr gut gebrauchen kann.

Es bleibt der Posten, den Brinkhaus bei seinem Aufstieg vom Vize zum Vorsitzenden selbst frei gemacht hat – nun ist nämlich noch ein Stellvertreterposten vakant. Es ist sehr naheliegend, dass der Südwesten darauf Anspruch erhebt. Brinkhaus war in der alten Funktion für Haushalt, Finanzen und Kommunales zuständig. Noch sind offiziell keine Namen im Gespräch. Aber die reine „Papierform“ gibt Landesgruppenchef Andreas Jung sicher ein gewisses, wenn auch informelles erstes Zugriffsrecht. Schaut man auf die fachliche Qualifikationen in der Landesgruppe, kann man auch auf Torsten Frei kommen. Er ist Vize-Landesvorsitzender und hat als ehemaliger Bürgermeister von Donaueschingen für den Bereich Kommunales herausragende Expertise.