Gähnende Leere statt Schwimmunterricht im Haubersbronner Bad. Foto: Gottfried Stoppel

Das Schwimmbecken in der Grundschule Haubersbronn ist schon seit dem Sommer geschlossen. Darüber, ob es erhalten werden soll, ist in Schorndorf nun ein Streit ausgebrochen. Am Mittwoch entscheidet der Gemeinderat.

Schorndorf - Chlorgeruch hängt beißend in der Luft, Wasser läuft langsam und lautlos aus einem Heizkörper, die Türen zu den Umkleiden und Duschen sind ausgebleicht. Rost ziert manches Rohr und ein Ablauf hat auch schon bessere Tage gesehen. Ganz klar: Das alte Lehrschwimmbecken im Untergeschoss der Grundschule in Haubersbronn ist in die Jahre gekommen. Seit das neue Lehrschwimmbecken im Oskar-Frech-Bad zwischen der Kernstadt und Weiler in Betrieb gegangen ist, herrscht in Haubersbronn gähnende Leere. Kein Wasser, keine Kinder, kein Badegast, kein Unterricht.

FDP und Freie Wähler wollen den Erhalt des Bades prüfen lassen

Das würden die Freien Wähler und die FDP gerne ändern. Deswegen haben sie einen Haushaltsantrag gestellt, die Stadtverwaltung solle prüfen, ob das alte Bad nicht doch wieder auf Vordermann gebracht werden könnte, damit Kinder aus den nördlichen Stadtteilen ortsnah Schwimmen lernen können. „Da Schorndorf mit dem Sportpark Rems die Stadt des Sports und der Bewegung ist und sein soll, gehört dazu auch, dass alle Kinder im Grundschulalter die Möglichkeit erhalten, das Schwimmen zu erlernen.“ Mit nur einem Lehrschwimmbecken für eine Stadt dieser Größe sei das jedoch kaum zu gewährleisten, meinen die Freien Wähler.

Die Stadtverwaltung und mit ihr die Stadtwerke Schorndorf, die das Bad bislang betrieben haben, sehen die Situation ganz anders: „Alle sind mit Schwimmzeiten versorgt“, sagt Bäderbetriebsleiter Jörg Bay. Das neue Lehrschwimmbecken im Oskar-Frech-Bad sei gut ausgelastet. In Haubersbronn hätten zuletzt im Jahr 2018 rund 500 zahlende Gäste und 5000 Besucher aus Schulen und Vereinen das Lehrschwimmbecken genutzt. Vor mehr zehn Jahren, noch bevor das Oskar-Frech-Bad 2008 eröffnete, seien es noch 12 000 bis 13 000 Besucher gewesen. Für Jörg Bay ist ganz klar: „Die Vereine und Gruppen wollen in einer anderen Atmosphäre trainieren.“ Und die finden sie nun im Oskar-Frech-Bad.

Stadt: Reparatur und Betrieb des Lehrschwimmbeckens wären teuer

Das Bad in Haubersbronn trotzdem weiterbetreiben? Jörg Bay schüttelt den Kopf: „Da ist alles marode“, sagt er. Bis zu den Sommerferien sei alles „auf der letzten Rille gelaufen“. Fast kein Gulli funktioniere mehr, die Lüftung sei defekt, die Technik verrostet und veraltet. Unter dem 20 Jahre alten Edelstahlbecken sei alles kaputt. Wollte man das rund 50 Jahre alte Lehrschwimmbad trotz anderweitigem Gemeinderatsbeschluss aus dem Jahr 2016 nun doch sanieren, so müsste man 750 000 Euro in die Hand nehmen. Im laufenden Betrieb rechnet Bay mit einem jährlichen Abmangel – also jährlichen laufenden Kosten – von 150 000 bis 200 000 Euro. Zu viel, wie auch Andreas Seufer, Geschäftsführer der Stadtwerke Schorndorf die Lage einschätzt – zumal alle mit Schwimmzeiten versorgt seien.

Der Haubersbronner Ortsvorsteher Erich Bühler kann diesen Argumenten gar nichts abgewinnen. „Der Bedarf in Haubersbronn ist nach wie vor da“, sagt Bühler und kritisiert die Verwaltung: „Das ist eine politische Entscheidung ohne Fakten.“ Vielmehr fordert der Ortsvorsteher eine Nutzwertbetrachtung, die auch weiche Faktoren berücksichtige. „In Zeiten, in denen Kinder immer weniger schwimmen können, ist es nicht nachvollziehbar, ein Lehrschwimmbad zu schließen.“

Das Schwimmbad ist am Mittwoch Thema im Gemeinderat

Zudem betont Bühler: „Das Becken ist funktionsfähig.“ Eine Edelsanierung über 750 000 Euro brauche man nicht. Es reiche eine Sanierung, die dem Zweck diene. Es sei zwar schon richtig, dass alle Gruppen Schwimmzeiten im neuen Lehrschwimmbecken bekommen haben. Doch der alte Belegungsplan des Bades in Haubersbronn spreche Bände. Statt einem Desinvest fordert er, das Thema Schwimmen für Kinder in den Vordergrund zu stellen und das Bad wieder für den Schwimmunterricht zu ertüchtigen.

Das umstrittene Thema steht nun am kommenden Mittwoch, 18. Dezember, um 16 Uhr auf der Tagesordnung des Gemeinderats Schorndorf, wenn es um den Haushalt für 2020 geht. Dann entscheiden die Räte, wie es mit dem Haubersbronner Lehrschwimmbad weitergeht.