Angelika Eimer von der TSG Backnang widmet sich den Nichtschwimmer-Kindern in Aspach. Foto: Edgar Layhe/r

In der Conrad-Weiser-Schule in Aspach sollen möglichst alle Kinder schwimmen lernen. Seit diesem Schuljahr läuft ein vielversprechendes Kooperationsprojekt mit der Schwimmabteilung der TSG Backnang.

Aspach - Etwa die Hälfte aller Erstklässler der Conrad-Weiser-Schule in Aspach hatten zum Schulbeginn vor ein paar Wochen noch regelrecht Schiss vor dem Wasser. Manche saßen im Schwimmunterricht verängstigt am Beckenrand und wollten partout nicht in das flache Lehrschwimmbecken der Schule steigen. Und wenn sie dann doch überredet werden konnten sich hinein zu wagen, dann wollten sie keinesfalls mit dem Kopf unter Wasser gehen. Raresh und Jonas waren zwei dieser verängstigten Kinder.

Stippvisite im Schwimmunterricht knapp drei Monate nach Schulbeginn. Raresh krault ein paar Züge, er rudert wie wild im Wasser – mit dem Kopf unter Wasser! Als er stoppt und sich umschaut, strahlt der Bub. Und Jonas springt vom Beckenrand – ohne mit der Wimper zu zucken in den tiefen Teil des Beckens. Aus Angsthasen sind Wasserratten geworden.

Ausgebildete Trainerin für Anfängerschwimmen

Freilich sind die beiden Knaben noch längst keine sicheren Schwimmer. Das Ziel der Schule ist aber, dass möglichst alle Kinder sich aller spätestens nach der vierten Klasse allein sicher über Wasser halten können. Um dieses Ziel zu erreichen ist ein Kooperationsprojekt mit der Schwimmabteilung der TSG Backnang gestartet worden. Seit diesem Schuljahr unterstützt die ausgebildete Trainerin für Anfängerschwimmen Angelika Eimer die Sportlehrer. Außerdem ist oft noch Viktoria Belz mit in der Schwimmhalle, die junge Frau macht an der Aspacher Schule ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ).

Die erste Klasse wird geteilt: Der Lehrer Thilo Pantel übt mit den Kindern, die bereits ganz ordentlich schwimmen können. Die TSG-Trainerin und die FSJlerin kümmern sich um Raresh, Jonas und die anderen Buben und Mädchen, die nicht schwimmen können. Nur auf diese Weise sei es möglich, allen Kindern im Schwimmunterricht gerecht zu werden, sagt Tobias Stüer, der Konrektor der Schule, der das Projekt angeleiert hat.

Conrad-Weiser-Schule hat ein eigenes kleines Becken

Der 38-jährige Sport-, Mathe- und Geografielehrer hat selbst drei kleine Kinder und sagt, in Deutschland gebe es immer mehr Buben und Mädchen, die nicht schwimmen könnten. Zu oft habe er in der Zeitung gelesen, dass wieder ein Kind ertrunken sei, weil es nicht schwimmen konnte. Eigentlich, sagt Stüer, seien die Eltern dafür verantwortlich, dass ihre Söhne und Töchter schon eine wenig schwimmen können, wenn sie eingeschult würden. Das sei aber nicht der Fall, leider. Die Schulen dürften sich allerdings nicht wegducken, sprich: sie müssten was tun.

An manchen Schulen sei es sicherlich noch viel schwieriger, aber die Conrad-Weiser-Schule verfüge ja über ein eigenes kleines Becken auf dem Schulgelände. Also müsse es doch möglich sein, wirklich alle Aspacher Kinder zu sicheren Schwimmen zu machen. Für die zusätzliche Schwimmtrainerin, die im Rahmen des Modellprojekts mitarbeitet, bezahlen die Eltern der Nichtschwimmer-Kinder fünf Euro je Schwimmeinheit. Mütter und Väter, die sich diese Ausgaben nicht leisten können, würden vom Schul-Förderverein unterstützt. Das Projekt läuft zunächst nur während des ersten Halbjahres, es sei aber durchaus möglich den speziellen Schwimmunterricht auch im zweiten Halbjahr weiter anzubieten. Man werde Ende Januar entscheiden. Im nächsten Schuljahr solle das Projekt in der neuen ersten Klasse wieder gestartet werden.

Alle Kinder haben großen Spaß: ein Anfang ist gemacht

Während die guten Schwimmer auf einer abgetrennten Bahn eifrig hin und her schwimmen, üben Frau Eimer und Viktoria mit Raresh, Jonas und den anderen. Mal liegen die Kinder mit dem Kopf auf einem Schwimmbrett in der Rückenlage und strampeln mit den Beinen, mal tauchen sie unter Wasser durch einen großen Ring, mal springen sie mit dem Kopf voraus ins Wasser.

Jonas taucht auf, und auf die Frage, ob ihm der Unterricht denn Spaß mache ruft er laut „ja“. Dann sagt er: „Ich will immer tauchen.“ Was für ein schöner Erfolg, wenn man bedenkt, dass der Bub noch vor drei Monaten Angst hatte kurz mit seinem Gesicht unter Wasser zu tauchen.

Gegen Ende der Doppelstunde werden dann die beiden Schülergruppen zusammengerufen. „Wir machen mal was Neues“, sagt der Lehrer. Und alle Kinder rufen im Chor ganz laut „Jaaaaa!“. Eine La-Ola-Welle. Alle Schüler sitzen am Beckenrand und sollen, eins nach dem anderen, ins Wasser hüpfen. Nun ja, das mit der La-Ola-Welle, das klappt noch nicht so gut. Aber alle Kinder haben großen Spaß am Reinspringen und Untertauchen. Ein Anfang ist gemacht.

Der Konrektor Stüer jedenfalls ist sehr zufrieden und sagt, er sei recht zuversichtlich, dass „wir nach diesem Schuljahr keine Nichtschwimmer mehr haben werden“.