Kim Herkle bereitet sich bald in Heidelberg auf nationale und internationale Höhepunkte vor Foto: Mirko Seifert

Kim Herkle zieht vor dem neuen Schuljahr um: Am Olympiastützpunkt Rhein-Neckar erhofft sich die 16-Jährige deutlich bessere Trainingsbedingungen.

Heidelberg/Oeffingen - Am Helmholtz-Gymnasium in Heidelberg haben durchaus schon prominente Zeitgenossen die Schulbank gedrückt: Theodor Hänsch, im Jahr 2005 mit dem Nobelpreis für Physik ausgezeichnet, gehört dazu.

Für die 16-Jährige Leistungsschwimmerin ist damit freilich nicht nur ein Schulwechsel

Auch ein gewisser Boris Becker aus dem nahen Leimen lauschte dort täglich mehr oder weniger aufmerksam den Lehrern, ehe er sich 1984 mit der Mittleren Reife verabschiedete und fortan ganz auf seine Tenniskarriere konzentrierte, die ein Jahr später mit seinem ersten Wimbledon-Sieg gekrönt wurde. Nach dem Ende der Sommerferien im September wird die Oeffingerin Kim Herkle eine der Neuen in der elften Klasse der „Eliteschule des Sports“ sein. Für die 16-Jährige Leistungsschwimmerin ist damit freilich nicht nur ein Schulwechsel vom Untertürkheimer Wirtemberg-Gymnasium verbunden, sondern ein Komplettumzug weg aus dem Elternhaus und hin zum Olympiastützpunkt Rhein-Neckar und dem angegliederten Sportinternat. So soll künftig die Karriere der Teilnehmerin an den Jugend-Europameisterschaften 2019 in Kasan noch besser gefördert werden.

In der Stadt am Neckar trifft die zweimalige deutsche Jugendmeisterin von 2018 starke Mitschwimmerinnen

„Der ausschlaggebende Grund für den Wechsel war die Trainingssituation in Stuttgart, das hat mir zuletzt keinen Spaß mehr gemacht“, sagt Kim Herkle. Mehrere Talente aus der Trainingsgruppe der Oeffingerin hatten sich im Verlauf des vergangenen Jahr verabschiedet – weil ihnen die Anforderungen des Leistungssports zu viel wurden, weil sie die geforderten Normzeiten zur Förderung im Landeskader nicht mehr geschafft hatten oder weil sie aufgrund der deutlich besseren Bedingungen schon vor Kim Herkle den Weg ins 100 Kilometer entfernte Heidelberg gesucht hatten. „Ich bin seit Anfang des Jahres fast nur alleine meine Bahnen geschwommen, außer meinem Trainer hatte ich niemanden, mit dem ich mal reden konnte oder an dem ich mich mit meiner Leistung hätte orientieren können. Das war schon sehr frustrierend“, sagt Kim Herkle, deren Coach Farshid Shami schließlich die Initiative ergriff und seinen Schützling am badischen Internat ins Spiel brachte, wo auch die besten Nachwuchs-Boxer und Gewichtheber im Südwesten zu Hause sind.

Kurzfristig geht es nun erst einmal in die Schulferien

In der Stadt am Neckar trifft die zweimalige deutsche Jugendmeisterin von 2018 starke Mitschwimmerinnen wie Annika Huber (Sindelfingen), Liv-Kathy Göbel (Kassel), Sirintana Beune (Brühl) und Zoe Vogelmann (Speyer). Sie gehören schon länger zu der Gruppe um die Trainerin Uta Brandl und haben Heidelberg so zu einem der erfolgreichsten Stützpunkte für den Nachwuchs in Deutschland gemacht.

„Insgesamt sind wir 18 Mädchen und Jungs verschiedener Stilarten und Altersstufen, aber in einem ähnlichen Leistungsbereich. Ich freue mich schon auf die ersten gemeinsamen Einheiten“, sagt Kim Herkle, die sich sicher ist, mit den neun wöchentlichen Übungseinheiten und der Rundumversorgung am Olympiastützpunkt Rhein-Neckar ihre Bestzeiten noch weiter steigern zu können. „Ich will mich weiter auf meine Bruststrecken und auf das Lagenschwimmen konzentrieren. Zuletzt habe ich aber auch ganz gute Rückenzeiten abgeliefert, mal schauen, was sich da noch entwickeln könnte“, sagt die Oeffingerin, die für 2020 die erneute Teilnahme an den Jugend-Europameisterschaften als mittelfristiges Ziel hat.

Kurzfristig geht es nun erst einmal in die Schulferien und vom 1. bis 4. August nach Berlin. Dort stehen die deutschen Meisterschaften der Frauen und Männer an, bei denen das 16-jährige Ausnahmetalent, das weiterhin für den SV Cannstatt schwimmen wird, durchaus die eine oder andere Endlaufteilnahme im Blick hat.