„Ich würde gerne über die längere Strecke meine Bestzeit unterbieten“, sagt die Schwimmerin Vanessa Grimberg. Foto: Pressefoto Baumann

Die Enttäuschung stand Vanessa Grimberg ins Gesicht geschrieben. 2:25,16 Minuten über 200 m Brust waren 0,66 Sekunden zu langsam, um die Norm des Deutschen Schwimm-Verbandes (DSV) für die Kurzbahn-EM im dänischen Herning zu erfüllen.

Stuttgart - Die Enttäuschung stand Vanessa Grimberg (20) ins Gesicht geschrieben. 2:25,16 Minuten über 200 m Brust waren 0,66 Sekunden zu langsam, um die Norm des Deutschen Schwimm-Verbandes (DSV) für die Kurzbahn-EM (12. bis 15. Dezember) im dänischen Herning zu erfüllen. „Ich war richtig sauer auf mich“, gestand die Stuttgarterin nach dem Rennen bei den Deutschen Kurzbahn-Meisterschaften vor zwei Wochen. „Aus, vorbei, die EM findet ohne mich statt“, habe sie gedacht. Sie und ihr Trainer Jan König. 24 Stunden später aber war die Welt wieder in Ordnung. Da erhielt sie ihr EM-Ticket trotzdem.

„Vanessa gehört unserem Perspektivkader an, zudem bauen wir langfristig auf sie“, begründete Henning Lambertz die Nominierung der angehenden Studentin. Zudem war auch dem Chef-Bundestrainer nicht verborgen geblieben, dass die Athletin von der SV Region Stuttgart in Wuppertal gehandicapt an den Start ging. „Sie war bald öfters auf der Toilette als im Wasser“, sagte Heimtrainer Jan König. Deshalb gab er kaum einen Pfifferling auf eine Normerfüllung für die EM. Er hatte einen Start in Herning eigentlich schon abgehakt.

Denn da war ja auch noch ein Jetlag. Vanessa Grimberg trainierte in diesem Jahr erstmals in der Höhe, in Flagstaff in den USA. Sie kam erst wenige Tage vor den deutschen Meisterschaften zurück. Der Flug und das Training steckten ihr noch in den Knochen. „Das war mit ein Grund, warum wir bei ihrer Nominierung ein Auge zugedrückt haben“, bekannte Henning Lambertz.

Grimberg will überraschen

„Volle Lotte angreifen“, ist jetzt das Motto der Stuttgarterin für die EM. Sie will überraschen. Ein Blick in die Meldeliste zeigt, dass ein Einzug in ein Finale kaum möglich sein dürfte. Aber schon einmal stand sie vor solch einer Situation: bei der Junioren-EM 2009 in Prag. Am Ende gewann sie Silber über 50 m Brust. In Herning wird sie über die 100 m und 200 m Brust an den Start gehen. „Ich würde gerne über die längere Strecke meine Bestzeit unterbieten“, sagt sie. Die steht bei 2:24,39 Minuten.

Das Hauptaugenmerk gilt aber schon jetzt der EM 2014 auf der 50-m-Bahn in Berlin (13. bis 25. August). „Das ist mein erklärtes Ziel, neben Olympia 2016 in Rio natürlich“, sagt Vanessa Grimberg. Dazu soll in den kommenden Wochen und Monaten bereits der Grundstock im Training gelegt werden. Zumal das geplante BWL-Studium noch bis April warten muss.

Dagegen findet die Kurzbahn-EM als letzter sportlicher Höhepunkt in diesem Jahr ohne Annika Bruhn (21) statt. Die Freistilspezialistin vom SV Bietigheim war in Wuppertal zwar von Bestzeit zu Bestzeit geschwommen, doch fand dies keine Gnade vor dem DSV-Nominierungsgremium. Zumal sie die Richtzeiten für die EM nicht unterbieten konnte. „Sie gehört nicht zu unserem Perspektivkader, und dann verzichten wir ja auf die Staffel über 4 x 50 m Freistil, da wir hier derzeit international nicht konkurrenzfähig sind“, erklärte Henning Lambertz. Als Dritte über 50 m Freistil hätte die Olympiateilnehmerin von London 2012 (Einsatz im Vorlauf über 4 x 100 m Freistil) in der Staffel sicher zum deutschen Team in Dänemark gehört. So aber muss sie zu Hause bleiben.