Die Wasserballer des SV Ludwigsburg, hier Deni Cerniar, brauchen eine neue Spielstätte. Foto: Pressefoto Baumann

Die Wasserballer des SV Ludwigsburg wünschen sich eine Traglufthalle. Andernfalls müssen sie umziehen. Der SVL-Vizepräsident geht davon aus, dass die Investition für die Traglufthalle überschaubar sind. Bei den Kosten für die Hülle dürfte es aber nicht bleiben – wie ein Beispiel aus der Nähe zeigt.

Ludwigsburg - Geht es nach den Wasserballern des Schwimmvereins Ludwigsburg 08 dann wird aus dem Freibad in Ludwigsburg-Hoheneck in naher Zukunft ein Hallenbad – zumindest im Winter. Die Abteilung wünscht sich eine sogenannte Traglufthalle, ein aufblasbares, im Boden verankertes Zelt, das in den kalten Monaten das Schwimmerbecken überspannt. Im Sommer, wenn es wieder warm genug ist, kann die mobile Halle dann wieder abgebaut werden.

Weil die erste Mannschaft des SVL vor Kurzem in die erste deutsche Wasserballliga Pro A aufgestiegen ist, genügt die alte Spielstätte, das Stadionbad, den Anforderungen des Deutschen Schwimm-Verbandes (DSV) nicht mehr. Er hat in den „Bau- und Ausstattungsanforderungen für wettkampfgerechte Schwimmsportstätten“ unter anderem festgelegt, wie breit, lang und tief ein Becken sein muss, wie die Spielstätte beleuchtet sein muss und wie die Tore auszusehen haben. „Den Anforderungen genügt das Stadionbad nicht“, sagt Matthias Nagel, Vizepräsident des SVL. In der Pro B, der zweiten Liga, hätte der Verband öfter mal ein Auge zugedrückt. Das sei nun, da Ludwigsburg in der Liga der besten acht deutschen Teams mitmischt, nicht mehr der Fall. Aber der Klub würde natürlich gerne in Ludwigsburg bleiben. Allein der Zuschauer wegen. Da das Becken in Hoheneck Pro-A-tauglich ist – und der SVL dort in den Sommermonaten auch spielt –, steht die Idee der Traglufthalle im Raum.

In Untertürkheim hat man über Jahre Erfahrung mit der Technik gesammelt

Seit einem guten Jahr verhandelt der Verein mit den Stadtwerken Ludwigsburg-Kornwestheim (SWLB), die das Hohenecker Freibad betreiben. „Das wird keine Lösung für Morgen“, sagt Nagel. Aber 2020 könnte es soweit sein. Derzeit wird ein Nutzungskonzept erstellt. Darin wird festgelegt, was die Halle kostet und von wem sie – neben den Wasserballern – noch genutzt werden könnte. Details könne die SWLB derzeit nicht nennen, heißt es auf Nachfrage unserer Zeitung. Nur so viel: Ende des dritten Quartals soll das Konzept fertig ausgearbeitet sein.

Es würden verschiedene Modelle diskutiert, unter anderem könne eine Traglufthalle auch gemietet werden, so Matthias Nagel. Er geht davon aus, dass die Halle allein zwischen einer halben Million und 700 000 Euro kostet. Seiner Meinung nach eine „überschaubare“ Investition – bei der es aber nicht bleiben dürfte. Das Untertürkheimer Inselbad, das einzige wettkampftaugliche Bad in Stuttgart, besitzt eine eigene Traglufthalle. Vor 28 Jahren wurde die Überdachung erstmals errichtet. Die Lebensdauer, die heutzutage für solche Bauten angesetzt werden, hat die Plastikhülle damit weit überschritten. Jens Böhm, der Pressesprecher der Bäderbetriebe Stuttgart, geht von zehn bis 15 Jahren aus. Die Anschaffungskosten einer modernen Traglufthallen-Haut mit Technik für ein 50-Meter-Becken schätzt er auf bis zu 1,2 Millionen Euro. Böhm weist außerdem daraufhin, dass es in vielen Freibädern keine beheizten Umkleiden und Duschen gebe. Aber in den kalten Monaten braucht es die natürlich. Und die Kosten für die Umrüstung seien oftmals deutlich höher als für die Traglufthalle selbst. Die Plastikungetüme sind außerdem echte Energiefresser, weil die Hülle die Wärme – trotz des technischen Fortschritts – nur unzureichend innerhalb der Kuppel hält. „Die Erfahrungen mit der Traglufthalle im Inselbad bestätigen die hohen Verbrauchswerte“, sagt Böhm. Trotz allem sei man froh über die „zusätzlichen Wasserflächen“, die im Winter zur Verfügung stünden, sagt der Pressesprecher der Bäderbetriebe Stuttgart.

Auch Matthias Nagel wirbt mit dem zusätzlichen Becken, von dem auch Schulen , die Pädagogische Hochschule und andere Vereine profitieren könnten. „Der Gesamtbedarf ist da“, sagt der SVL-Vizepräsident. Raphael Dahler, Leiter des Fachbereichs Sport und Gesundheit bei der Stadt Ludwigsburg, entkräftet das Argument teilweise. „Was die Infrastruktur für den Schwimmunterricht angeht, sind wir grandios aufgestellt“, sagt Dahler. Anderswo würden Bäder reihenweise geschlossen, in Ludwigsburg habe man mit dem Campusbad erst ein neues eröffnet. Und: Das Bad in Hoheneck sei für keine Schule eine Verbesserung. Die Bäder, die die Schulen derzeit für den Schwimmunterricht nutzten, seien allesamt besser erreichbar.

Keine Verbesserung beim Schwimmunterricht

Die Verantwortlichen des SVL haben den Blick indes bereits nach Untertürkheim gerichtet. Denn selbst wenn die Traglufthalle genehmigt wird, braucht es eine Übergangslösung. Die Signale aus Stuttgart seien positiv, dass die Ludwigsburger dort ihr Bundesligaabenteuer starten können, so Nagel. Allzu lange wird es die in die Jahre gekommene Traglufthalle, die regelmäßig geflickt werden muss, in Untertürkheim aber nicht mehr geben. Anfang 2022 soll das 36 Millionen Euro teure Sportschwimmbad im Neckarpark eröffnen. Vielleicht hat das Hohenecker Bad bis dahin dann eine eigene luftgefüllte Hülle. Christian Schneider, Geschäftsführer der SWLB, jedenfalls sagt, die SWLB stehe dem Projekt „sehr offen“ gegenüber.