Das Fahrgeschäft für kleine Kinder ist gesperrt. In der Bildmitte ist die aus der Verankerung gelöste Gondel mit grünem Dach zu erkennen. Foto: factum/Bach

Bei voller Fahrt löst sich beim Straßenfest in Neckarrems eine Karussell-Gondel aus der Verankerung. Das betroffene Fahrgeschäft wird gesperrt, aber das Fest geht weiter. Nicht nur die Besucher sind erschüttert.

Remseck - Ein rot-weißes Plastikband hängt am Gitter eines Absperrgerüstes, es grollt der Donner eines herannahenden Gewitters. Die Menschen feiern am Sonntagnachmittag in Remseck-Neckarrems ihr mehrtägiges Straßenfest. Alles scheint wie immer. Doch rund 24 Stunden zuvor ist an dieser Stelle ein schlimmes Unglück geschehen, bei dem vier Kinder im Alter von zehn und elf Jahren verletzt wurden, eines davon schwer.

Eine Gondel am Karussell mit dem Namen „Crazy fruits“ hatte sich am Samstag gegen 17.30 Uhr aus ungeklärter Ursache bei voller Fahrt aus ihrer Verankerung gelöst, war gegen eine weitere Gondel geprallt und dann zu Boden gestürzt. Bei dem Zusammenprall wurden drei Kinder verletzt, ein viertes wurde von einem umherfliegenden Teil getroffen, wie die Polizei berichtet. Sofort nach dem Unglück wurde das Fahrgeschäft stillgelegt. Nun ermittelt die Staatsanwaltschaft, wie es zu dem Unglück kommen konnte. Ob gegen den Karussellbetreiber ermittelt werde, wollte die Polizei indes nicht mitteilen.

War ein kaputter Bolzen die Ursache?

Schaut man sich das Karussell in Remseck genauer an, kommen Betrachtern allerdings Zweifel an der Sicherheit der Gondeln. „Sieht ja alles ziemlich alt und marode aus“, sagen etwa zwei junge Männer, die an dem Unglücks-Fahrgeschäft vorbeigehen und entsetzt auf die herabgestürzte Gondel blicken. Diverse geschweißte und verrostete Stellen sind in den Gondeln zu sehen.

„Das muss doch jemand vom Tüv abgenommen haben, wie kann der so etwas übersehen haben?“, fragt sich eine junge Mutter ratlos, die ebenfalls am Zaun steht. „Wenn da vielleicht ein Bolzen kaputt war und herausgebrochen ist, kann man das, wenn überhaupt, nur mit einem Röntgengerät sehen“, vermutet ein Mann.

Das Tüv-Zertifikat war in Ordnung

Dass der Tüv Südwest vor Ort war und das Fahrgeschäft vor der Inbetriebnahme auf seine Sicherheit hin überprüft hat, kann der Remsecker Oberbürgermeister Dirk Schönberger bestätigen. „Wir haben uns nach dem Unglück sofort das Tüv-Zertifikat zeigen lassen, da war alles in Ordnung“, sagt er. Niemand könne sich erklären, wie es zu dem Vorfall kommen konnte. Die Konsequenz für weitere Stadtfeste sei nun, dass die Verantwortlichen von der Stadt ihr Augenmerk noch mehr auf die Sicherheit der Fahrgeschäfte legten. „Wir werden künftig sehr fokussiert sein“, erklärt Schönberger. Gleichwohl betont er, dass man sich in solchen Dingen komplett auf den Tüv verlasse, weil man selbst über keine fachliche Expertise in diesem Bereich verfüge. Und wenn sich ein Schausteller mit entsprechenden Referenzen bewerbe und alle Sicherheitszertifikate vorweisen könne, werde man diesen auch künftig für ein Fest verpflichten.

Das Karussell ist nach Schönbergers Angaben für Kinder ab drei Jahren freigegeben. Die Gondeln erreichten bei voller Fahrt eine Geschwindigkeit von etwa drei Kilometern pro Stunde.